Führende SPD-Politiker wollen Steinmeier als Gauck-Nachfolger

Er sei "politisch erfahren, weltweit vernetzt und sehr beliebt"

Frank-Walter Steinmeier (SPD).

Berlin. Führende Sozialdemokraten plädieren für eine Wahl von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zum Nachfolger von Bundespräsident Joachim Gauck. Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, forderte die Unionsparteien auf, sich für Steinmeier stark zu machen: „Frank-Walter Steinmeier wäre ein hervorragender Bundespräsident“, sagte Kahrs der „Welt“. Er sei „politisch erfahren, weltweit vernetzt und sehr beliebt“.

Kahrs sprach sich dafür aus, den Bundesaußenminister mit den Stimmen von CDU und CSU ins höchste Staatsamt zu wählen: „Frau Merkel und die Union sollten über ihren Schatten springen und sich mit uns für eine Nominierung Steinmeiers stark machen.“ Bei der Wahl gehe es „nicht um Parteiinteressen, sondern um den Besten fürs Land“. Das sei Steinmeier. Der frühere SPD-Chef Engholm rief die Parteien auf, einen Kandidaten ohne eigene strategische Intentionen auszuwählen. „Die demokratischen Parteien sollten den nächsten Bundespräsidenten jenseits von Parteikalkül auswählen“, sagte Engholm. „Wer einen Kandidaten für das Amt nur aussucht, um damit als Partei vor der Bundestagswahl zu punkten, schürt damit nur Politikverdrossenheit.“ Bundespräsident Gauck habe Maßstäbe gesetzt, sagte Engholm.

Sein Nachfolger „sollte Verstand besitzen, mehr noch, vernunftbegabt sein, unsere europäischen Wertvorstellungen repräsentieren, der Empathie fähig und der Kultur zugeneigt. Er sollte eine Vorstellung davon haben, wo unser Land eines Tages stehen sollte.“ Nach Ansicht des früheren SPD-Vorsitzenden wäre neben Steinmeier auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) als „eigenständiger Kopf“ für die Nachfolge Gaucks geeignet. Beide besäßen Vernunft und Verstand, „sie sind eigenständige Köpfe“, sagte Engholm. „Beide handeln weder parteilich noch dogmatisch. Steinmeier könnte das Amt des Bundespräsidenten hervorragend ausfüllen, Lammert ebenso.“ Der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident Engholm sieht Richard von Weizsäcker als „Inbegriff eines hervorragenden Bundespräsidenten“. Von Weizsäcker habe einem hohen Verstand und Vernunft besessen und sei „wertorientiert und ein Mann der Kultur“ gewesen. So eine Figur müsse man wieder finden. +++