Fliedetalschule für 4,8 Millionen Euro saniert

Komplett verbunden und barrierefrei

Neu und modern: der heutige Blick auf die Fliedetalschule (siehe historisches Vergleichsfoto). Hinten links im Bild befindet sich das sanierte Gebäude aus de, Jahr 1910, vorne in der Mitte das Gebäude aus 1957 sowie rechts der Neubau aus dem Jahr 2019. Foto: Arnulf Müller

Neues Gebäude, neue Klassenräume, ein neuer Schulhof, neue Mensa, komplett barrierefrei: Die Fliedetalschule in Flieden erstrahlt in neuem Glanz. Für 4,8 Millionen Euro hat der Landkreis Fulda die Schule erneuert und saniert. Sie ist damit für die rund 280 Schülerinnen und Schüler ein idealer Ort zum Lernen und Leben. Das alte Schulareal bestand bis vor kurzem aus drei Gebäuden. Das älteste wurde um 1910 errichtet, 1957 kam dann ein kleinerer Anbau hinzu, der drei Klassenräume und eine Pausenhalle umfasste. 1971 wurde schließlich ein Erweiterungsbau errichtet, der über drei Stockwerke reichte und zwölf Klassenräume beinhaltete.

Erste Planungen für einen Umbau gab es 2014. Im darauffolgenden Jahr begannen dann die Bauarbeiten. Da alle drei Gebäude komplett hätten saniert werden müssen, entschied sich der Landkreis Fulda für einen Abriss des jüngsten Gebäudes und einen anschließenden Neubau. „Die Sanierung dieses Gebäudes wäre um einiges teurer gewesen als der Neubau“, erklärt Jürgen Obermeier, Leiter des Fachdienstes Gebäudemanagement. Auch der Brandschutz und die alte Elektrik führten dazu, dass ein Neubau notwendig war. Das Gebäude aus dem Jahr 1971 mit seinen vielen Räumen musste einem Neubau weichen. Dieser umfasst nun sechs Klassenräume, drei gemeinsame Gruppenräume und eine Mensa mit einer Ausgabeküche. Im Gebäude aus dem Jahr 1957 entstanden nach dem Umbau zwei Klassenräume sowie ein gemeinsamer Gruppenraum. Auf der untersten Ebene befindet sich zudem nun ein Multifunktionsraum mit einer Küche.

Und auch das älteste Gebäude der Schule wurde innen komplett saniert. Im ersten Bauabschnitt wurde das Dachgeschoss ausgebaut. Ganz früher befand sich dort eine Lehrerwohnung, in den vergangenen Jahren wurde es nur noch als Lagerraum genutzt. Heute finden die Verwaltung und das Lehrerzimmer dort ihren Platz. Außerdem wurden aus den sechs Klassenräumen vier neue geschaffen sowie vier Differenzierungsräume und große Spielflure. Zudem wurden ein neues Treppenhaus sowie ein Aufzug errichtet. Alle drei Gebäude sind somit nun barrierefrei und miteinander verbunden. „Früher gab es mehrere Zugänge zum Gebäude, manche Teile waren sogar nur über den Schulhof zu erreichen. Heute ist alles enger zusammen und vor allem miteinander verbunden“, so Obermeier, der erklärt, dass es auch nur noch einen Haupteingang über den Dorfplatz gibt.

Ein besonderes Highlight für die Kinder dürfte der komplett neu gestaltete Schulhof darstellen. Ein Landschaftsplanungsbüro hat den neuen Pausenhof konzipiert und Platz zum Toben, Verweilen und Spielen geschaffen. Ein perfekter Ort für die 280 Schülerinnen und Schüler.

Erstes Schulhaus Ende 17. Jahrhundert

Sieben Phasen kennzeichnen den Schulbau in Flieden. Ein Rückblick auf die Zeit seit Mitte des 17. Jahrhunderts gibt einen guten Überblick von den Anfängen bis heute. Der älteste namentlich bekannt Lehrer in Flieden war Crafft Melchior Bock. Er unterrichtete von 1644 bis 1677 die Kinder vermutlich in der Wohnstube seines Hüttneranwesens im Ringweg – heute ist das die Remise des Heimatmuseums. Die früheste Erwähnung eines Schulhauses stammt aus dem Ende des 17. Jahrhunderts: Dieses Gebäude stand am Abhang auf der Westseite des Kirchhofs. Der Privateingang zur Lehrerwohnung lag unmittelbar gegenüber dem Glockenturm. Für die Kinder gab es einen separaten Zugang, der vom Mittelpodest der Treppe an der Giebelseite in Schulzimmer führte. Das eingeschossige Fachwerkhaus erhielt 1828 ein zweites Stockwerk für einen zusätzlichen Klassenraum. Außerdem wurde ein zweiter Lehrer eingestellt, da die Schülerzahl auf 303 Kinder angewachsen war.

Weil die Bevölkerung im 19. Jahrhundert weiter wuchs, mussten zur Verbesserung der Unterrichtsbedingungen schon bald weitere Räume geschaffen werden. 1883 entstand ein Neubau auf der Fläche des heutigen Dorfplatzes gegenüber dem Rathaus. Neben der Lehrerwohnung gab es darin zwei Zimmer, in denen die beiden Mädchenklassen unterrichtet wurden. Entsprechend waren zwei zusätzliche Lehrer erforderlich. Kaum 25 Jahre später musste sich die Gemeinde abermals mit dem Thema Neubau befassen. Dafür wurde ein Gehöft, das zwischen den beiden Schulhäusern lag, ausgesiedelt und das alte Fachwerkgebäude abgebrochen. Die heute noch vorhandene Schule von 1910 hat einen L-förmigen Grundriss und verfügt in Erd- und Obergeschoss je drei Klassenräume, Lehrer- und Konferenzzimmer sowie die ehemalige Schulküche.

Ein Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich erneut bemerkbar, dass die Räume knapp waren, und die Planung sah einen Anbau in südlicher Richtung vor. Er entstand 1956/57 und umfasste zwei Klassenräume, einen Gymnastikraum, in den schon bald eine Klasse einzog, ein Lehrerzimmer und ein Lehrmittelraum. Im Kellergeschoss war neben der Heizung noch Platz für einen Werkraum. Die Verbindung zum Altbau schuf eine Pausenhalle, dahinter befanden sich die Toiletten. Für einen neuen Pausenhof musste ein weiteres Gebäude weichen. 1966 kamen zehn Fertigteile eines Schulhauses aus dem Sauerland per Lkw nach Flieden, um erneut Schulräume zu schaffen. Die einzelnen Elemente wurden auf ein vorbereitetes Fundament gesetzt und nach wenigen Tagen war der Pavillon, der heute nicht mehr vorhanden ist, am Magdloser Wasser bezugsfertig. Für seinen Standort musste wie bereits 1956 ein Teil des Pfarrgartens in Anspruch genommen werden.

Sehr viel größer war der Flächenbedarf aus Pfarrbesitz für zusätzliche Gebäude im Jahr 1971. Er umfasste das gesamte Areal bis an das Magdloser Wasser sowie einen Teil der ehemaligen Hofreite eines benachbarten Bauernhofs. Der dreigeschossige Erweiterungsbau besaß zwölf Unterrichtsräume und Zusatzeinrichtungen. Zum gesamten Schulkomplex kamen noch eine Sporthalle und eine Hausmeisterwohnung. In jenem Jahr wurde auch das Gebäude von 1883 niedergelegt. +++ pm/lb