Festspiele: Schauspieler planen Bürgerbegehren

Bad-Hersfeld. Der Magistrat der Kreisstadt Bad Hersfeld hatte in seiner Sitzung am Montagabend mehrheitlich beschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Intendanten der Bad Hersfelder Festspiele, Holk Freytag, nach Ablauf der diesjährigen Festspielsaison am kommenden Sonntag zu beenden. Nach der gestrigen Vorstellung der Wanderhure, haben sich die Schauspieler gestern Abend mit Holk Freytag solidarisiert. Sie wollen mit einem Bürgerbegehren die Entlassung rückgängig machen. Das Ganze kam beim Publikum auch gut an und viele wollen den Plan der Schauspieler unterstützen. Einige Besucher der Vorstellung glauben, dass es sich um persönliche Streitereien handelt und weniger ums Geld geht. So könne man mit dem Intendanten nicht Umgehen sagte eine Frau nach der Vorstellung.

Nun äußerte sich Bürgermeister Thomas Fehling zu dem speziellen Vorgang: „Die Idee klingt im ersten Moment gut und ist aus einer ersten Verärgerung und Solidarität der Schauspieler heraus nachvollziehbar. Allerdings – ein Bürgerbegehren ist in dieser Frage rechtlich gar nicht zulässig! Ohne ins Detail zu gehen: Rechtsverhältnisse von Gemeindebediensteten (und darum handelt es sich auch bei einem Intendantenvertrag) sind u.a. davon ausdrücklich ausgenommen, da ansonsten eine Stadtverwaltung bei Einzelfragen für Wochen und Monate handlungsunfähig gemacht würde. Es ist verständlich, dass man seitens der Schauspieler den oft bewunderten Ensemble-Geist der Bad Hersfelder Festspiele mobilisiert, sich mittelfristig vielleicht auch um Engagements sorgt, weil zukünftig neue künstlerische Entscheider kommen.

Nicht gerechtfertigt ist es, für diese persönliche Interessensbekundung die Aufführungen der Festspiele zu nutzen. Abgesehen davon, dass dies arbeitsrechtlich nicht erlaubt ist, gibt es durchaus viele Festspielgäste, die einen schönen Abend genießen und nicht politisch einseitig angesprochen werden wollen. Die gemischten Reaktionen des Publikums gestern Abend haben das gezeigt. Derartige Aktionen müssen vom Intendanten genehmigt sein – wenn er denn davon überhaupt wusste. Er ist Hausherr der Stiftsruine. Ähnliche Aktivitäten gegen den Arbeitgeber, die Stadt Bad Hersfeld, dürften zumindest zukünftig nicht stattfinden. Ich würde mir wünschen, dass die Schauspieler, welche das Thema Freiheit und Demokratie immer wieder auf der Bühne in künstlerisch beeindruckender, großartiger Weise „hochgehalten“ haben, eine Mehrheitsentscheidung durch ein gewähltes Gremium akzeptieren und damit professionell umgingen.“ so Fehling.

Wie die Stadt mitteilte, hatte sich die schon länger währende Diskussion um die Leitung der Festspiele in der letzten Woche zugespitzt. Die Bad Hersfelder Festspiele haben in diesem Jahr mit knapp 5,16 Mio. Euro das höchste Gesamtbudget ihrer 64-jährigen Geschichte. Trotz dieser Tatsache und trotz des gegenüber dem Vorjahr positiven Kartenverkaufs war vor einigen Tagen bekannt geworden, dass für die aktuelle Festspielsaison die finanziellen Ziele nicht erreicht werden.

Zu der ohnehin geplanten Bereitstellung von städtischen Mitteln in Höhe von 1,081 Mio. Euro müssen nun voraussichtlich noch weitere 250.000 bis 300.000 Euro für die Festspielsaison 2014 aus dem städtischen Haushalt nachbewilligt werden. Ein weiterer Aspekt hatte den Intendanten jüngst in die Kritik bei den Stadtpolitikern gebracht. Angesichts der schwierigen Haushaltslage hatte Anfang des Jahres die Stadtverordnetenversammlung das Budget für die nächste Festspielsaison 2015 um 400.000 Euro gekürzt. Der Intendant war aufgefordert worden, unter diesen Rahmenbedingungen einen Spiel- und Wirtschaftsplan 2015 bis Mitte Juni dieses Jahres vorzustellen. Dies war nicht geschehen.

Nachdem Intendant Holk Freytag seine Gesamtverantwortung nicht ausreichend wahrgenommen und gegen wesentliche vertragliche Regelungen verstoßen hat, hält der Magistrat die Fortsetzung des bestehenden Dienstvertrages bis zum 31.08.2016 (reguläres Vertragsende) für nicht mehr zumutbar. Insbesondere für die dringend notwendige finanzielle Konsoldierung der Festspiele und für die Verbesserung des Festspielmarketings, um neue Kundengruppen zu gewinnen, sah das Gremium keine Basis mehr für eine zukünftige Zusammenarbeit mit dem jetzigen Intendanten. Der Magistrat hat zugleich mit seiner Personal-Entscheidung Bürgermeister Thomas Fehling beauftragt, Vorschläge für die Neubesetzung der Intendanz vorzulegen. „Der Magistrat hat mit dieser Entscheidung einen Schlussstrich unter ein für alle Beteiligten schwieriges Kapitel der Bad Hersfelder Festspiele gezogen. Wir können nun konstruktiv eine personelle und organisatorische Neugestaltung in Angriff nehmen“, so Bürgermeister Fehling in seiner Stellungnahme zur gestrigen Entscheidung. +++ fuldainfo