Expertengremium ermittelt Rhön als erfolgreichstes Biosphärenreservat

Rhön ist weltweit Spitze

Rotes Moor

Oberelsbach. Das Weltnetzwerk der UNESCO-Biosphärenreservate umfasst derzeit 669 Gebiete in 120 Staaten. Es gilt als das Modell für die Umsetzung nachhaltiger Entwicklung mit gleichzeitiger Erhaltung der Biodiversität unter verschiedensten kulturellen und naturräumlichen Verhältnissen. Im Rahmen einer internationalen wissenschaftlichen Expertenbefragung wurde die Rhön mit Abstand am häufigsten als Beispiel für ein „erfolgreiches Biosphärenreservat“ genannt und steht damit weltweit an der Spitze.

Die Idee der Biosphärenreservate stammt aus den 1970er Jahren und verfolgte im Rahmen des Wissenschaftsprogramms „Der Mensch und die Biosphäre“ neben der Forschung zunächst den Ansatz eines räumlich differenzierten Schutzgebiets. Nachhaltigkeitsgesichts-punkte und die Einbeziehung der örtlichen Interessengruppen wurden erst später 1995 auf der Weltkonferenz in Sevilla als zeitgemäße Zielsetzungen vereinbart. Festgelegt wurde auch, dass das Management der Biosphärenreservate einer regelmäßigen Überprüfung durch die UNESCO unterzogen werden sollte.

Davon völlig unabhängig nahmen australische Wissenschaftler der Universität Queensland nun im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung eine Vergleichsbewertung der Biosphärenreservate weltweit, neudeutsch Benchmarking, anhand der sogenannten Delphi-Methode vor. Die Methode trägt ihre Bezeichnung nach dem Orakel von Delphi und holt nach einem festgelegten wissenschaftlichen Verfahren in mehreren Befragungs- und Diskussionsrunden Expertenmeinungen ein.
Zur Beantwortung der Frage, welche Faktoren für den Erfolg beziehungsweise Misserfolg von Biosphärenreservaten verantwortlich sind, wurden insgesamt 55 Experten aus Wissenschaft und Management von UNESCO und den MaB-Nationalkomitees aller Weltregionen ausgewählt. Sie sollten in zwei Befragungsrunden aus ihrer individuellen Sicht 5 erfolgreiche und 5 weniger erfolgreiche Biosphärenreservat aus dem Weltnetz benennen, und bis zu 5 Faktoren angeben und gewichten, die aus ihrer Sicht zum Erfolg oder Misserfolg der jeweiligen Gebiete beitragen.

Das Ergebnis: 60 Gebiete wurden von den Experten als Beispiele für besonders erfolgreiche Biosphärenreservate genannt, 30 Gebiete als Beispiele für weniger erfolgreiche Gebiete. Letztere waren vor allem diejenigen, die dem klassischen Schutzgebietsgedanken alleine verpflichtet waren und die Funktionen moderner Biosphärenreservate nur unzureichend erfüllen konnten.

Die Rhön wurde von den internationalen Experten am häufigsten als Beispiel für ein erfolgreiches Biosphärenreservat genannt und führt mit acht Nennungen, gefolgt von den Biosphärenreservaten North Devon (Vereinigtes Königreich) mit vier Nennungen und Camargue (Frankreich) mit zwei Nennungen. Auf Platz 4 liegt als weiteres deutsches Biosphärenreservat der Spreewald, auf Platz 9 der Schaalsee. Das Partner-Biosphärenreservat der Rhön „Kruger to Canyons“ in Südafrika erlangte Platz 11 von 60.

Wie kommt es zu dem Ergebnis? „Die Region Rhön punktet bei den Faktoren, die als maßgeblich für Erfolg identifiziert wurden“ stellt Michael Geier, Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön fest. Dies sind das klare Verständnis von Idee und Zielsetzung des Biosphärenreservats und dessen räumliche Differenzierung in Form einer Zonierung. Als wichtigste Faktoren entscheiden über Erfolg oder Scheitern die intensive Beteiligung von Interessengruppen sowie eine gute Zusammenarbeit mit diesen – in geeigneten Strukturen und mit guter Organisation. Bewusstseinsbildung und Kommunikation, ein dauerhaftes und verantwortungsvolles Management und die Umsetzung der Ziele durch die Biosphärenreservatsverwaltung seien nach Einschätzung der Experten wesentlich, um erfolgreich zu sein.

Auf die Untersuchung aufmerksam gemacht wurde die Verwaltungsstelle durch ihre südafrikanischen Partner, die vor Kurzem in der Rhön zu Gast waren. Die Ergebnisse wurden in der amerikanischen Zeitschrift Journal of Environmental Management mit dem Titel „Biosphere reserves: Attributes for success“ von den Wissenschaftlern Chu Van Cuong, Peter Dart und Marc Hockings der University of Queensland, Brisbane, Australien veröffentlicht. +++