Eisenbahner-Gewerkschaft warnt vor Folgen des Kostendrucks

Mannheim. Das Zugunglück zum Monatsbeginn in Mannheim, bei dem 35 Menschen eines Eurocity verletzt wurden, hat eine Debatte um Sicherheit im Bahnverkehr ausgelöst. Die Eisenbahnergewerkschaft EVG beklagt zunehmende Qualitätsmängel beim Personal vor allem privater Gesellschaften. „Man kann in einem wettbewerbsorientierten System nicht davon ausgehen, dass Kostendruck ausbleibt“, sagte EVG-Vorstandsmitglied Reiner Bieck dem „Handelsblatt“. Die Gewerkschaft fordert deshalb Elektronische Fahrerkarten, ähnlich Fahrtenschreibern im Lkw, Kontrolle der Ausbildung von Lokführern sowie eine schärfere Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten.

In Deutschland gibt es rund 24.000 Lokführer, etwa 4000 arbeiten für private Bahnen, der Großteil für die Deutsche Bahn. Die Ausbildung von Lokführern erfolgt nach „Richtlinien“, bundeseinheitliche Vorschriften wie beim Führerschein für Kraftfahrzeuge gibt es keine. Die Gewerkschaft fordert daher eine Prüfungsverordnung. Die Politik habe an diesem Thema kein Interesse, weil „sie nicht weiß, was sich da draußen wirklich abspielt“, sagte Gewerkschafter Bieck. Die EVG warnt auch vor einer wachsenden Zahl selbstständiger Lokführer, die keinerlei Arbeitszeitregelungen unterliegen. Laut Staatsanwaltschaft Mannheim hatte der Lokführer eines Güterzuges der Bahngesellschaft ERS Railways nach bisherigen Erkenntnissen am 1. August mehrere Signale überfahren und die eingeleitete Zwangsbremsung des Zuges aufgehoben. Anschließend kollidierte er bei geringer Geschwindigkeit mit dem EC, zwei Waggons kippten um. +++ fuldainfo

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