Die IHK – das Spiegelbild der Wirtschaft

IHK-Hauptgeschäftsführer Konow über Corona, ihre Chancen und die Stärken der Region

Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda

Am 1. April 2020 wurde Michael Konow von der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda einstimmig zum neuen Geschäftsführer bestellt. Er trat damit die Nachfolge von Stefan Schunck an. Zuvor war Konow acht Jahre bei der Handelskammer Hamburg in unterschiedlicher Verantwortlichkeit tätig – hier u.a. als persönlicher Referent des Hauptgeschäftsführers sowie als Leiter der Abteilung „Internationale Projekte und Partnerschaften“. Von 2009 bis 2011 war er als Entwicklungshelfer der Deutschen Gesellschaft für „Internationale Zusammenarbeit“ in Niger (Westafrika) tätig. Davor – von 2007 bis 2009 – nahm er als Trainee unterschiedliche Aufgaben bei der Landeskreditbank Baden-Württemberg war. Wir haben Michael Konow nach einigen Monaten an seiner neuen Arbeitsstelle getroffen und mit ihm über seine Zielsetzungen, das Thema duale Berufsausbildung und über die anhaltende Corona-Krise gesprochen. „In die Organisation der Industrie- und Handelskammern bin ich aus Afrika gekommen“, erzählt uns IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow. Dies erfolgte nicht zufällig, erzählt uns Konow, da die Handelskammer Hamburg eine „extrem international aufgestellte Kammer“ ist sowie das Zentrum des Deutschen Afrika-Handels. „In Hamburg habe ich viele, verschiedene Stufen erklommen, über die ich schließlich auch wieder nach Afrika gekommen bin.“ Das Thema Afrika hat den 39-Jährigen, gebürtigen Rheinländer geprägt. Parallel zu seiner beruflichen Tätigkeit in Hamburg leitete Konow unterschiedliche Projekte in Westafrika. Das waren größtenteils vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierte Projekte, worunter die Leitung einer Kammerorganisation in Ghana über vier Jahre sowie zuletzt ein kleines Projekt in Liberia fallen. Die letzten Jahre in der Hansestadt kümmerte sich der heutige Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda sehr stark um das Thema International, war u.a. Leiter einer Abteilung, die sich vorwiegend um die Wirtschaftsbeziehungen zu China kümmert.

Konow: „Beworben habe ich mich auf den Posten des Hauptgeschäftsführers, die Region gab es als Geschenk“

Mit dem bescheidenen Kalkül, dass das Leben vielleicht noch ein wenig mehr für ihn bereithalten könnte als seine beruflichen Stationen in Hamburg und Westafrika, bewarb sich Konow auf die Stelle des Hauptgeschäftsführers der IHK Fulda, nachdem er vernommen hatte, dass die dortige Stelle demnächst vakant wird. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass das auch klappt, aber es ist eine großartige Herausforderung“, sagt er heute, vier Monate später. Konow stellte bei unserem Gespräch heraus, dass er sich mit Fulda nicht mit der Aussicht auf eine Stelle in einer starken Wirtschaftsregion beworben hat, sondern auf ausschließlich auf den Posten des Hauptgeschäftsführers. Diese sage nach Konow „schon ziemlich viel aus“. Über Fulda sagt er heute: „Die Region Fulda ist unglaublich interessant und attraktiv, was man aber leider außerhalb Hessens gar nicht so mitbekommt.“ Seine ersten Eindrücke von Fulda beschreibt er als „sehr, sehr positiv“. „Die Region Fulda mit einem städtischen Bereich“ bietet nach Konow alles, was eine Stadt bieten müsse. „Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, wie groß Fulda tatsächlich ist und was es alles bietet – das ist deutlich mehr als eine Stadt dieser Größenordnung bieten müsste“ -, schwärmt der zweifache Familienvater. „Umgeben, von einem Naturraum, der unglaublich weit ist, haben wir in der Rhön alles an Standortfaktoren, die das Leben in dieser Region unglaublich attraktiv machen. Meine Familie ist jetzt etwas mehr als einen Monat hier – wir haben jetzt die Möglichkeit, uns die Region etwas näher anzusehen und wir genießen das sehr.“ Auf die Frage, wo er die IHK Fulda unter seiner Führung hinführen wolle, bekundete Konow: „Wir sind die Organisation, die die verfasste Wirtschaft repräsentiert. Insofern sind wir immer das Spiegelbild der Wirtschaft. Natürlich kann man als IHK einige Anstöße geben, was wir auch tun werden.“ Und weiter: „Wir haben hier eine Region, die sehr mittelständisch geprägt ist, was eine große Stärke ist. Es gibt, wenn man sich die IHK Fulda ansieht, einige Themenbereiche, die wir befördern müssen.“ Unabhängig von Corona wichtig ist und wird weiterhin wichtig bleiben zum einen das Thema „Fachkräfte“.

Die Wirtschaftsregion Fulda – Eine extrem gute Chance für ambitionierte, junge Menschen

Hierzu der Hauptgeschäftsführer der IHK Fulda, Michael Konow: „Die Region Fulda wächst seit einiger Zeit nicht mehr. Das wird derzeit noch ausgeglichen durch Zuzug von außerhalb des Landkreises. Hier hängt es natürlich auch davon ab, wie sehr man diese Region bewirbt. Das ist ein Punkt, worin für die Wirtschaftsförderung – aber auch für die IHK – eine große Aufgabe besteht.“ Zum Thema Fachkräfte gehöre für den IHK-Hauptgeschäftsführer aber auch das Thema „Ausbildung“. „Wir als IHK sind da für den kaufmännischen Bereich natürlich ein entscheidender Player. Auf einen Bewerber kommen immer noch 1,5 bis 2 offene Ausbildungsstellen“, was nach Konow immer noch ein ziemliches Missverhältnis sei – aber auf der anderen Seite „eine extreme Chance für einen jungen Menschen, der sich im Landkreis niederlässt und hier auch Karriere machen will“. Das zweite Thema, diesem sich die IHK Fulda zukünftig widmen will, ist die „Gründung“. „Wenn man sich die Gründung im Landkreis Fulda ansieht, dann ist es so, dass wir hier die zweitniedrigste Gründungsquote in ganz Hessen haben. Die Gründungen, die wir haben, sind sehr nachhaltig. Als Folge der Corona-Krise wird diese Zahl wahrscheinlich nach oben gehen. Jetzt könnte man sagen, dass dies Not-Gründungen sind. Das ist nicht unbedingt das, was wir brauchen. Eine Umgebung zu schaffen, um Innovation zu fördern, so etwas wie eine ‚Gründerumgebung‘, das ist etwas, worin die IHK Fulda eine ihrer Aufgaben sieht.“

„Letztlich geht es darum, Player zusammenzubringen“

„Mit der Hochschule (HS) Fulda haben wir schon einen extrem guten Standortfaktor dafür, letztlich geht es aber darum, Player zusammenzubringen und dies voranzutreiben“, stellt der IHK-Hauptgeschäftsführer heraus. Das dritte Thema, was nach Michael Konow auch ganz gut zu Corona passe, sei das Thema „Digitalisierung“. „Ich glaube, die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie digital unsere Unternehmen – aber auch wir als IHK – tatsächlich aufgestellt sind. Hier hat es große Sprünge gegeben, aber teilweise hat man auch gesehen, dass die Geschäftsmodelle teilweise nicht mehr in die heutige, digitale Welt passen. Unser Geschäftsmodell als IHK ist nun mal das Vernetzen von Unternehmerinnen und Unternehmern, und das funktioniert zu Corona-Zeiten ganz anders, digitaler und das müssen wir jetzt auch erst einmal lernen.“ Das vierte Thema, das Michael Konow weiter voranbringen möchte, ist das Thema „Nachhaltigkeit“. „Und auch hier kann man sagen, dass Corona ein wenig eine Rückbesinnung auf regionale Wertschöpfungsketten eingeleitet hat.“ Nach Michael Konow habe die Region Fulda einen großartigen Vorteil gegenüber anderen (Wirtschafts-)Regionen: „Wir haben das Biosphärenreservat Rhön, das nicht nur den Nachhaltigkeitsteil ‚Ökologie‘ bedient, sondern auch ‚Ökonomie‘ und ‚Soziales‘. Ganz, ganz viele Unternehmen profitieren davon. Und wenn ich sage, ‚Regionale Wertschöpfungsketten‘, so meine ich, dass das etwas ist, wovon die ganze Wirtschaft profitiert.“ Dies ist auch der Grund dafür, weshalb dem diesjährigen Fuldaer Wirtschaftstag am 11. September und mit ihm dem Thema „Nachhaltigkeit“ eine besondere Rolle zukommt. Im Sinne eines Dreiklangs ökonomisch, ökologisch, sozial.

„Die Welt, in der wir jetzt leben, ist eine andere als die im letzten Jahr“

Auf das Thema Corona angesprochen und welche Entwicklungen und Lehren mit dem Virus verbunden sein könnten, antwortete uns Konow: „Ich persönlich gehe davon aus, dass uns Corona noch sehr, sehr lange begleiten wird. Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Wir sehen momentan – was die Wirtschaft anbetrifft – in viele Bereichen ein ‚V‘, sodass teilweise der Aufschwung deutlich schneller geht, als man es vermutet hat. Allerdings – auch hier wieder: Wie geht das weiter? Denn das kann auch wieder in eine völlig andere Richtung gehen. Ich glaube, was wir lernen müssen – auch wenn das natürlich als freiheitsliebende Bürgerinnen bzw. freiheitsliebender Bürger recht schwierig ist –, ist: Die Welt, in der wir jetzt leben, ist eine andere als die im letzten Jahr. Das heißt: Es ist nicht nur im Sinne der Wirtschaft – für die ich jetzt spreche –, sondern auch im Sinne von uns allen extrem wichtig, uns an die beliebten ‚Aha‘-Regeln auf eine unbestimmte Zeit zu besinnen und diese einzuhalten. Was wir auch gelernt haben, ist sicherlich, dass wir in vielen Bereichen digitaler werden müssen. In Bereichen der Wirtschaft – für die ich sprechen kann -, aber auch natürlich in Bereichen der Bildung hat uns Corona ziemlich deutlich gezeigt, wie gut wir wirklich sind. Manchmal ist die Erkenntnis schon eine Chance, wenn man sie nutzt. Was ich nicht hoffe, ist, dass wir einen zweiten, flächendeckenden Lockdown bekommen; Der würde – glaube ich – das, was jetzt zart wieder aufkeimt, komplett zunichtemachen, und das ist etwas, was weder Staat noch Bürgerinnen und Bürger wollen können, weswegen wir alle in Verantwortung stehen, uns an gewisse Dinge zu halten“, sagt der Geschäftsführer der IHK Fulda, Michael Konow. Danke Ihnen für das Gespräch und bleiben Sie gesund!!! +++ jessica auth

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