Deutsche Panzerhaubitzen in der Ukraine angekommen

Liste zu Waffenlieferungen veröffentlicht - Kritik der Opposition

Die deutschen Panzerhaubitzen 2000 sind in der Ukraine angekommen. Das bestätigte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov am Dienstag. Die Haubitzen gehörten jetzt zum 155-mm-Haubitzenarsenal der ukrainischen Artillerie. „Ich schätze alle Bemühungen meiner Kollegin, Verteidigungsministerin Christine Lambrecht zur Unterstützung der Ukraine“, sagte Reznikov. Die Lieferung sei „ein Beispiel für internationale Zusammenarbeit zur Unterstützung der Ukraine“. Die Panzerhaubitze 2000 (kurz PzH 2000) ist ein selbstfahrendes gepanzertes Artilleriegeschütz, das von den deutschen Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall produziert wird. Ein wichtiger Vorteil gegenüber herkömmlichen Geschützen ist, dass die Panzerhaubitze nach Schussabgabe die Stellung schnell wechseln kann. Sie ist das Standardgeschütz der Artilleriebataillone der Bundeswehr.

Hofreiter verlangt schnellere Lieferung schwerer Waffen

Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), pocht auf eine schnellere Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. „Die Liste der Bundesregierung zeigt, dass noch keine schweren Waffen geliefert wurden“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Doch die Ukraine stehe massiv unter Druck. „Deshalb ist es zentral, dass die Lieferung beschleunigt wird.“ Russlands Präsident Wladimir Putin werde erst zu Verhandlungen bereit sein, wenn sich die Fortsetzung des Krieges für Russland nicht mehr lohne. „Und dazu muss die Ukraine noch stärker unterstützt werden“, so der Grünen-Politiker. Kritik an der „Zögerlichkeit des Westens“ beim Thema Waffenlieferungen kam unterdessen auch vom litauischen Außenminister Gabrielius Landsbergis. „Staaten wie die USA oder Deutschland hätten es in der Hand, ob Russlands Angriffskrieg erfolgreich sei oder nicht“, sagte er dem „Stern“. Die „Zögerlichkeit“ ermöglich Russland den Sieg. „Mi r scheint, das machen sich viele noch nicht richtig klar“, so die Litauer. Der Außenminister fordert auch eine neue internationale Sicherheitsordnung zur Eindämmung autoritärer Regime im Rahmen der G7. „In den UN-Sicherheitsrat setze ich wenig Hoffnung.“ Mit Blick auf den bevorstehenden NATO-Gipfel in Madrid sprach Landsbergis von „schwierigen Gesprächen“ mit Litauens NATO-Partnern, darunter Deutschland. Zur Abschreckung gegenüber Russland will Litauen das deutsche NATO-Truppenkontingent auf seinem Boden von gut 1.000 auf 3.000 bis 5.000 Soldaten verstärkt sehen. Berlin aber will einen Großteil der zusätzlichen Bundeswehr-Truppen in Deutschland in Bereitschaft halten und nur im Bedarfsfall ins Baltikum schicken. Landsbergis reicht das nicht. Mit dem Versprechen „Wir kommen, wenn ihr uns braucht“ könne Litauen wenig anfangen.

Liste zu Waffenlieferungen veröffentlicht – Kritik der Opposition

Erstmals hat die Bundesregierung eine Liste mit den bislang die Ukraine gelieferten Waffen veröffentlicht. Dazu gehören 3.000 Patronen „Panzerfaust 3“, 14.900 Panzerabwehrminen, 500 Fliegerabwehrraketen „STINGER“, 2.700 Fliegerfäuste „STRELA“, 16 Millionen Schuss Handwaffenmunition, 50 Bunkerfäuste, 100 Maschinengewehre MG 3. Außerdem: 100.000 Handgranaten, 5.300 Sprengladungen, 100.000 Meter Sprengschnur und 100.000 Sprengkapseln, 350.000 Zünder, 23.000 Gefechtshelme, 15 Paletten Bekleidung, 178 Kraftfahrzeuge (Lkw, Kleinbusse, Geländewagen), 100 Zelte, 12 Stromerzeuger, 6 Paletten Material für Kampfmittelbeseitigung, 125 Doppelfernrohre, 1.200 Krankenhausbetten, 18 Paletten Sanitätsmaterial, 60 OP-Leuchten, Schutzbekleidung, OP-Masken, 10.000 Schlafsäcke, 600 Schießbrillen, 1 Radiofrequenzsystem, 3.000 Feldfernsprecher mit 5.000 Rollen Feldkabel und Trageausstattung, 1 Feldlazarett, 353 Nachtsichtbrillen, 4 elektronische Drohnenabwehrgeräte, 165 Ferngläser, Sanitätsmaterial, 38 Laserentfernungsmesser, Kraftstoff Diesel und Benzin, 500 Stück Wundauflagen, 500 Stück Verpflegungsrationen, 68 Lkw-Ladungen Lebensmittel, MiG-29 Ersatzteile und 30 sondergeschützte Fahrzeuge. „Endlich reagiert die Bundesregierung auf unsere Forderung und sorgt für mehr Transparenz“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), der „Rheinischen Post“. Die veröffentlichen Daten bestätigten allerdings die „Befürchtungen, dass Deutschland im Vergleich zu unseren Partnerländern weit hinter den Erwartungen zurückliegt“. Knapp vier Monate nach Kriegsbeginn hatte die Bundesregierung am Dienstagmittag erstmals alle Waffenlieferungen an die Ukraine offengelegt und im Internet veröffentlicht. „Entgegen der Zusicherung des Bundeskanzlers sind noch immer keine schweren Waffen in der Ukraine eingetroffen. Obwohl alle Welt sehen kann, wie dramatisch die Lage vor Ort ist, ziehen sich die Hilfslieferungen quäl end lange hin“, so der CDU-Politiker. Auch stelle sich die Frage, warum der Bundeskanzler die Lieferangebote der deutschen Industrie ignoriere. „Bei Olaf Scholz fallen die Ankündigungen und das konkrete Handeln ganz offensichtlich auseinander“, sagte Frei. +++