Deutsche PalliativStiftung verleiht Kommunikationspreis 2020 an zwei Filmemacherinnen

Täglicher Umgang mit Sterbenden prägt auch die Lebenden

Andrea Schramm, Jana Matthes und Redakteurin Silvia Schmidt-Kahlert (Zweite, Dritte und Vierte von links) freuen sich über den Kommunikationspreis, verliehen von Prof. Dr. Claudia Bausewein (links), Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, und Dr. Thomas Sitte (rechts), Vorstandsvorsitzender der Deutschen PalliativStiftung. Foto: Deutsche PalliativStiftung

„Glücklich sein – auch am Ende des Lebens: Die Köchin kocht das Leibgericht, die Pflegerin hat Zeit für ein gutes Gespräch, die Sterbebegleiterin gibt eine Fußmassage. Das Hospiz in Baden- Baden versucht, das Unmögliche möglich zu machen.“ heißt es zum ZDF-Beitrag „Der Geschmack von Leben – Die Köchin, das Hospiz und ein gutes Ende“, der heute in Fulda mit dem Kommunikationspreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der Deutschen PalliativStiftung (DPS) ausgezeichnet wurde. DGP-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Claudia Bausewein hob bei der Preisverleihung in Fulda hervor, dass der Beitrag der beiden Filmemacherinnen Andrea Schramm und Jana Matthes aus der ZDF-Doku- Reihe „37 Grad“ „sehr viel Mut macht, sich mit dem schwierigen Thema Sterben und Tod auseinanderzusetzen, und gleichzeitig auf wunderbare Weise Hoffnung und Freude am Leben vermittelt.“

„Ich habe gut gelebt und jetzt möchte ich gut sterben“ – so einfach scheint dies, wenn man es aus dem Munde des 89-jährigen Eduard Noether hört, der sich im Hospiz nicht nur Hechtklösschen mit Weißweinbuttersauce wünscht, sondern mit dieser positiven Haltung auch signalisiert: „Noch bin ich da!“ Über das Essen würden mitunter die Lebensgeister deutlich wieder geweckt, so die Erfahrung im Hospiz, und es entstehe ein Gefühl von Zuhause und Normalität. Drei starke Frauen vermitteln Hoffnung und Zuversicht Über ein halbes Jahr begleiteten die Berliner Produzentinnen drei Mitarbeiterinnen des Hospizes wie auch ihre Familien: Kochkünstlerin Christiane Stangier, die Sterbenden Essenswünsche erfüllt, Pflegekraft Filomena Strolz und Ehrenamtliche Bea Hammer – drei starke Frauen, die den Alltag im Hospiz zeigen. „Es ist ein Film gelungen, der Hoffnung und Zuversicht vermittelt, Ängste nimmt und unsentimental, doch in Verbundenheit, Menschen auf ihrem letzten Weg begleitet.“, so Hansjürgen Schnurr, kaufmännischer Leiter des Hospizes Kafarnaum in Baden-Baden, welcher den 28-minütigen Film für den Kommunikationspreis vorgeschlagen hat. Film- und Hospizteam kamen über sechs Monate immer wieder zusammen. Entsprechend war die Preview des Films in einem Kinosaal „eher eine Art großes Familientreffen“, bei dem Geschichten des Lebens gezeigt und erzählt wurden. Die respektvolle Arbeitsweise hat Schnurr sehr beindruckt: Andrea Schramm sei auf das Hospiz zugekommen, habe Briefe verteilt und geduldig ein Vierteljahr gewartet, bis sich zwei Hospizgäste zur Mitwirkung bereit erklärt hätten.

Eine qualitativ hochwertige Medien- und Öffentlichkeitsarbeit zu hospizlich-palliativen Themen zu fördern, ist das Ziel des erstmals 2018 unter der Schirmherrschaft von Dr. Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgeschriebenen Kommunikationspreises. Dafür hat die Deutsche PalliativStiftung (DPS) zum zweiten Mal ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro zur Verfügung gestellt, denn Dr. Thomas Sitte, Vorstandsvorsitzender der Deutschen PalliativStiftung, ist der offene Austausch zu Fragen des Lebens und des Sterbens ein wesentliches Anliegen, wie der erfahrene Palliativmediziner bei der Preisverleihung im Studio in Fulda hervorhebt, nicht von ungefähr laute das Leitmotiv des Preises „… leben bis zuletzt!“

Täglicher Umgang mit Sterbenden prägt auch die Lebenden

Andrea Schramm und Jana Matthes freuen sich sehr über die Auszeichnung mit dem Kommunikationspreis, gleichzeitig möchten sie auch die Erfahrungen während dieses halben Jahres zwischen Berlin und Baden-Baden nicht missen: „Für uns als Filmemacherinnen war es anfangs eine Gratwanderung: Sterbende zu bitten, mit uns zu drehen. Die Hospizmitarbeiterinnen unterstützten uns in der Kontaktaufnahme. Wir haben beobachtet, wie der tägliche Umgang mit Sterbenden auch die Lebenden prägt: Sie wissen um die Fragilität ihrer Existenz, gehen achtsamer mit sich und ihren
Liebsten um, nehmen sich Zeit für Wesentliches. Und so haben wir am Ende keinen Film über den Tod gedreht, sondern über das Leben.“ Die aufwendigen Vorbereitungs- und Dreharbeiten wären, so Schramm und Matthes, nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung von ZDF-Redakteurin Silvia Schmidt-Kahlert. Doch auch die weiteren vier nominierten Arbeiten, die aus über 60 Einreichungen ausgewählt wurden, sind äußerst gelungene Beispiele, wie sorgfältige Recherche, zurückhaltender Qualitätsjournalismus und vor allem feinfühlige Annäherung an ein nicht einfaches Thema zu eindrucksvollen Beiträgen unterschiedlicher Formate verknüpft werden, welche die schwerstkranken Menschen und die ihnen Nahestehenden in Wort, Bild und Ton sehr unmittelbar vorstellen.

Vier weitere beeindruckende Beiträge auf der Shortlist

Der Artikel „Aus den Augen“ von Katrin Blum mit Fotos von Sigrid Reinichs im Magazin der Süddeutschen lässt den Leser genauso wenig los wie das Radiofeature „Gestorben wird erst morgen – Wenn Kinder aus dem Leben gehen“ von Christian Chang-Langhorst. Für das zweite Radiofeature auf der Shortlist „Übertherapie am Lebensende – Ein Feature über den Umgang mit Sterbenskranken“ hat Martina Keller intensiv die komplexen Zusammenhänge recherchiert. Besonders beeindruckt hat die Jury außerdem der Instagram-Blog „elsa.palliative.care“ der beiden jungen Palliativpflegekräfte Michaela Bayer und Sara Loy. Moderiert wurde die Preisverleihung von Hermann Diel, Hessischer Rundfunk, produziert und finanziert von „onair TV Produktions“ unter der Redaktion von Didi Schneider von „PASSHÖHE“ Agentur für Bewegtbildkommunikation. Schließlich, so TV Produzentin Mariska Hoffmann von „onair-Produktions“ und Mitglied des Vorstandes der DPS in der Funktion der Schatzmeisterin, „trifft es irgendwann jeden von uns“, ob als Angehörige, Freundin oder selbst Betroffene: „Da möchte ich ein bisschen vorbereitet sein!“ +++ pm

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