Der Landkreis Fulda – Erster und zweiter Weltkrieg

Übernahme kirchlicher Einrichtungen

Am 28. Juni 1914 wird in Sarajewo der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ermordet. Einen Monat später, am 28. Juli, erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Der Konflikt breitet sich rasch zum Flächenbrand aus. Mit seiner Kriegserklärung an Russland tritt Deutschland am 1. August in den Ersten Weltkrieg ein. In den Kriegsjahren werden zahlreiche Güter zur Mangelware und daher zuteilungspflichtig. Ab 1915 übernehmen die Kreisausschüsse Verwaltungs- und Kontrollaufgaben im Rahmen der Kriegswirtschaft.

Weimarer Republik (1918 – 1933)

Nach Kriegsende wächst die Zahl der Hilfsbedürftigen. Die Kreise richten Fürsorgestellen und Wohlfahrtsämter ein. Durch die neuen Aufgaben wird die kommunale Selbstverwaltung finanziell ausgedünnt und beschränkt sich schließlich auf die Sozialfürsorge.

Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933)

Die Kreistage werden in ihren Funktionen beschnitten, die Kreisausschüsse entmachtet. Mit der „Deutschen Gemeindeverordnung“ von 1935 wird die kommunale Selbstverwaltung aufgehoben. Als Parteibeauftragter der NSDAP nimmt nun der Kreisleiter maßgeblich Einfluss auf kommunale Entscheidungen.

Zweiter Weltkrieg (1939 – 1945)

Mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Zur Warenbewirtschaftung richten Stadt und Kreise Ernährungs- und Wirtschaftsämter ein. Die Erfassung und Verteilung landwirtschaftlicher Güter obliegt den Kreisbauernschaften. In Industriebetrieben und in der Landwirtschaft werden Zwangsarbeitskräfte vornehmlich aus Osteuropa, aber auch aus anderen Ländern, eingesetzt. 1942 gibt es in Fulda 18 Lager für Zwangsarbeiter. Ab Mitte 1944 sind auch Fulda und sein Umland Ziele alliierter Luftangriffe. Ostern 1945 besetzen dann die Amerikaner das Fuldaer Land und die Stadt.

Regionale Stromversorgung

1919 wird das „Überlandwerk Fulda-Hünfeld-Schlüchtern“ gegründet. Neben den drei Landkreisen beteiligen sich auch einige Gemeinden an dem Zweckverband zum Aufbau eines regionalen Stromversorgungsnetzes. 1921 übernimmt das Überlandwerk die private „Elektrizitätswerk Fulda AG“ (ab 1926 „Elektrizitätsgesellschaft Fulda AG“). 1929 überträgt der Zweckverband ihr die Stromversorgung, bleibt jedoch Aktionär. Der Kreis Gersfeld beteiligt sich 1920 an der Gründung der „Überlandwerk Rhön GmbH“, die auch Teilgebiete Bayerns und Thüringens mit Elektrizität versorgt.

Die Kreissparkasse Fulda

1920 gründet auch der Landkreis Fulda eine eigene Sparkasse, die besonders nach der Währungsreform 1923 einen kräftigen Aufschwung erlebt. Die zuvor vereinigten Kreissparkassen Gersfeld und Hettenhausen werden 1933 an die Kreissparkasse Fulda angegliedert.

Reichspogromnacht

Am 9. November 1938 und in der darauffolgenden Nacht wird die Fuldaer Synagoge durch Vandalismus und mehrere Brandlegungen zerstört. Auch in Hünfeld, Burghaun, Rhina, Wehrda und Eiterfeld gehen die Synagogen in Flammen auf. In Gersfeld, Neuhof, Wüstensachsen und Tann werden die jüdischen Gotteshäuser vollständig zertrümmert.

Der Truppenübungsplatz Wildflecken

Im Zuge der Kriegsvorbereitungen entsteht zwischen 1936 und 1938 der Truppenübungsplatz Wildflecken. Bis zu 9.000 Menschen arbeiten im Schichtbetrieb am Aufbau des Truppenlagers. Zehn Ortschaften müssen diesem Projekt weichen. Im Kreis Fulda sind die Orte Kippelbach und Dalherda betroffen. Ihre Bewohner werden umgesiedelt.

Übernahme kirchlicher Einrichtungen

Um den Einfluss der Kirche zu beschneiden, verdrängen die Nationalsozialisten diese aus weiten Bereichen des Schul- und Sozialwesens. Der Betrieb und die Trägerschaft kirchlicher sozialer Einrichtungen gehen auf die Stadt und den Landkreis über.

Rhönplan

Das ehrgeizige, letztendlich jedoch nie vollendete Großprojekt der Nationalsozialisten von 1935 sieht den Ausbau der Rhönhochlagen in ein ertragreiches Agrargebiet vor. Die umfangreichen Baumaßnahmen zur Herstellung der benötigten Infrastruktur erfolgen zunächst unter Einsatz des Reichsarbeitsdienstes (RAD), später durch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

Deportationen

Im Dezember 1941 beginnen die Deportationen der noch im Raum Fulda verbliebenen Juden. Sie werden nach Osteuropa in Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht. Nur wenige überleben. Am 23. März 1943 werden etwa 130 Sinti vom Fuldaer Bahnhof aus nach Auschwitz deportiert.

Alliierte Luftangriffe

Ab Mitte 1944 sind die Stadt Fulda und die umliegenden Landkreise heftigen Bombardements ausgesetzt. In Fulda fallen insgesamt 1.594 Menschen den Luftangriffen zum Opfer. Im Landkreis sind fast 100 Todesopfer zu beklagen. Die Sachschäden in der Stadt sind erheblich.

Besetzung durch die Amerikaner

Am 29. März 1945 stoßen US-Truppen in den Landkreis Fulda vor und besetzen erste Ortschaften. Tags darauf rücken amerikanische Truppenverbände auch in den Kreis Hünfeld ein. Am Ostersonntag, dem 1. April 1945, nehmen die Amerikaner die Stadt Fulda ein. +++

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