Dekan Seeberg: „Gott ist da, wo Menschen leiden“

Karfreitagsgottesdienst mit Kantorei in der Christuskirche

Foto: Claudia Pfannemüller

Auf dem schmucklosen Altar lag ein Dornenkranz. Der Karfreitagsgottesdienst in der Christuskirche stand im Zeichen des Leidens und der Kreuzigung Jesu. In seiner Predigt wies Dekan Bengt Seeberg auf die Verbindung zwischen dem Tod und dem Leiden Jesu am Kreuz und dem Leid der Menschen hin. „Gott hat selbst gelitten und leidet mit denen, die in Butscha, in Mariupol und anderswo misshandelt und umgebracht werden.“ Dem Leiden und der Angst gebe der Karfreitag Raum. „Gott hält alles Leiden für und mit uns aus,“ so der Dekan.

Genau deshalb sei der Karfreitag nicht nur ein trauriger Tag, sondern auch ein guter Tag, sagte Seeberg in seiner Predigt. In England würde Karfreitag „Good Friday“ genannt und auch Martin Luther habe von einem „guten Freitag“ gesprochen. Obwohl an diesem Tag Trauer und Leiden im Mittelpunkt stünden, gehe von Karfreitag eine besondere Botschaft aus: Gott wolle den Menschen so nahe wie möglich sein. Dafür habe Jesus ein ganz und gar menschliches Leben gelebt. „Er konnte unglaublich zornig werden und hat sich mit vielen gestritten.“ Jesus sei nichts Menschliches fremd gewesen, auch nicht Schmerz und Leid, die keinem Leben erspart blieben. Karfreitag sei ein guter Tag, weil er davon erzähle, dass Gott den Menschen so nahe wie möglich sein wolle. Gott sei nicht nur auf der Sonnenseite des Lebens zu finden, sondern gerade auch auf den Schattenseiten. „Gott hat selbst gelitten und leidet mit,“ so der Dekan.

Nach längerer pandemiebedingter Pause sorgte die Evangelische Kantorei für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes. Die Sängerinnen und Sänger unter der Leitung von Andreas Schneidewind, sangen Lieder wie „Jesus, deine Passion“ und „Fürwahr, er trug unsere Krankheit.“ Im Anschluss an den Gottesdienst nutzen zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich die verschiedenen Stationen des Ostergartens anzuschauen. An rund 20 Stationen im Kirchgarten und in der Christuskirche konnte das Ostergeschehen nachvollzogen werden. Es gab Gelegenheit Palmsträußchen zu binden, Kreuze zu basteln, in einem Bilderbuchkino die Ostergeschichte zu lesen und meditative Texte auf sich wirken zu lassen. Die Stationen des Ostergartens sind noch bis zum 23. April täglich von 9 bis 17 Uhr in der Christuskirche zu erleben. +++ pm