Das Fuldaer Land – Vom Ende des Hochstifts bis zur kurhessischen Provinz

200 Jahre Landkreis Fulda

Mit dem Vormarsch Napoleons und der daraus resultieren-den Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer im alten Deutschen Reich endet im Jahre 1803 auch die Geschichte des Hochstifts Fulda. Der letzte Fuldaer Fürstbischof Adalbert III. von Harstall muss seine weltliche Herrschaft an Wilhelm-Friedrich von Oranien-Nassau abtreten. Dessen Regentschaft währt nur kurz. 1806 besetzen französische Truppen das Fuldaer Land, bevor die Region 1810 als „Departement Fulda“ an das neu gebildete Großherzogtum Frankfurt fällt. Nach dem Rückzug der Franzosen erfolgt im Zuge der Neuordnung Europas beim Wiener Kongress (1814–15) die Aufteilung der fuldischen Gebiete zwischen Preußen und Österreich. Während Österreich die südlichen Landesteile an Bayern abtritt, überlässt Preußen 1816 die nördlichen Gebiete mit der Stadt Fulda dem Kurfürstentum Hessen-Kassel.

Der Landkreis Fulda entsteht

1821 reformiert Kurfürst Wilhelm II. das kurhessische Staatswesen. Hessen-Kassel wird in vier Provinzen und insgesamt 22 Kreise unterteilt. Der Landkreis Fulda bildet gemeinsam mit den Kreisen Hersfeld, Hünfeld und Schmalkalden die neue Provinz Fulda.

Das erste Fuldaer Kreisamt

Am 1. Dezember 1821 nimmt Friedrich Fondy als erster „Kreisrath“ des Landkreises Fulda seine Amtsgeschäfte auf. Neben dem „Kreisrath“ besteht die Behörde aus dem Kreissekretär Franz Rang, der 1862 Oberbürgermeister von Fulda wird, zwei Kanzlisten und einem „Kreisbereiter“. Dienstsitz des ersten Kreisamtes sind angemietete Räume im Altensteinschen Haus.

Neues Kreishaus in Hünfeld

Das Kreisamt Hünfeld ist zunächst im ehe-maligen Dechaneigebäude südlich der evangelischen Kirche untergebracht. 1854 bezieht es dann einen Neubau in der Hauptstraße, den der Färbermeister Hodes errichtet und an den Staat vermietet hat. Das Bild zeigt das Gebäude um die Jahrhundertwende.

Kurhessen wird preußisch

Im Deutsch-Deutschen Krieg von 1866 wird Hessen-Kassel von den Preußen besetzt und annektiert. Mit der Einführung preußischer Verwaltungsstrukturen werden Kurhessen, das Herzogtum Nassau und Frank-furt 1867 in die Regierungsbezirke Kassel und Wiesbaden eingeteilt. Aus ihnen wird ein Jahr später die preußische Provinz Hessen-Nassau. Die ehe-maligen kurhessischen Kreise Fulda und Hünfeld bleiben erhalten. Sie sind dem Regierungsbezirk Kassel zugeordnet, in den 1868 auch das vormals bayerische Bezirksamt Gersfeld eingegliedert wird, das nunmehr „Kreis Gersfeld“ heißt.

Reformen im Staate Preußen

In den Jahren 1891 – 95 wird das Steuerwesen grundlegend reformiert. Die bisherige Klassensteuer wird durch eine progressive Einkommenssteuer ersetzt. Mit dem Kommunalabgabengesetz von 1893 tritt der Staat den Kommunen die Erhebung der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer ab. 1897 regelt die Landgemeindeordnung für die Provinz Hessen-Nassau die kommunale Zusammenarbeit benachbarter Gemeinden in Verbandsform. Das Preußische Zweckverbandsgesetz ermöglicht ab 1911 auch Landkreisen und Ämtern die Beteiligung an Zweckverbänden. Auch die Sozialversicherung wird neu geregelt.

Die Krankenkassen entstehen

Mit Einführung der Krankenversicherung im Jahr 1883 werden neben Orts- und Gemein-de- auch Betriebskrankenkassen eingerichtet. 1884 wird in Fulda eine „Allgemeine Krankenversicherungskasse“ gegründet.

Kreissparkassen

1888 werden die Sparkassen im Landkreis Gersfeld zu Kreissparkassen. Am 1. Januar 1906 wird in Hünfeld eine Kreissparkasse er-öffnet. Die Gründung und Übernahme von Kreditinstituten durch die Kreisverwaltung ist ein wichtiges Mittel zur Wirtschaftsförderung.

Neuordnung der Landesverwaltung

Vor dem Hintergrund der Märzrevolution wird 1848 die Landesverwaltung neu strukturiert. Kurhessen wird in neun Verwaltungsbezirke eingeteilt. Die Kreise Fulda und Hünfeld werden zum Bezirk Fulda zusammengefasst. 1851 wird die Reform aufgehoben. Die Kreisämter werden in Landratsämter umbenannt.

Kulturkampf

Mit der Reichsgründung 1871 wird das Verhältnis zwischen Staat und Kirche neu geregelt und der Einfluss der katholischen Kirche beschnitten. In Fulda wird das bischöfliche Vermögen unter die Verwaltung des Landrates gestellt. Kirchliche Einrichtungen müssen schließen. Erst mit den Milderungsgesetzen entschärft sich der Konflikt ab 1880 wieder.

Neue Verkehrswege

Mit dem Bau der Eisenbahnlinien Hanau-Bebra (1868) und Gießen-Fulda (1871) verbessert sich die Verkehrsanbindung des Fuldaer Raumes deutlich. Im Zuge der Verstaatlichung der Bahnen übernimmt der preußische Staat zunehmend den Ausbau des Strecken-netzes. Kreise und Gemeinden beteiligen sich an den Baukosten und stellen die benötigten Flächen zur Verfügung. So wird 1888 die neue Bahnstrecke Fulda-Gersfeld eröffnet. Es folgen die Verbindungen Götzenhof-Hilders-Tann (1891), Vacha-Hünfeld (1906) und Geisa-Tann (1909). Auch der Straßenbau wird von den Landkreisen gefördert.

Das Lioba-Heim

Im Jahr 1888 gründet die Liobakonferenz des Elisabethvereins in Maberzell ein Siechenhaus. 1892 übernimmt der Landkreis Fulda die Trägerschaft des Lioba-Heims und lässt in der Nähe der Leipziger Straße einen Neubau errichten.

Die Wirtschaft im Aufschwung

Die preußischen Reformen, die Einführung der Gewerbefreiheit und eine verbesserte Infrastruktur bewirken eine kräftige Belebung der Wirtschaft. Von 1895 bis 1910 steigt die Zahl der Betriebe in den Kreisen Fulda, Hünfeld und Gersfeld von 209 auf 1.493 an. Textilindustrie, Metallverarbeitung, Bauwirtschaft, die Industrie der Steine und Erden, aber auch die Wachsverarbeitung und die Holz verarbeitende Industrie entwickeln sich zu wichtigen Wirtschaftszweigen in der Region. +++

 

Nächsten Sonntag eine weitere Zusammenfassung.