Commerzbank-Tochter: EZB-Zinspolitik treibt Immobilienpreise

Der Anlagedruck sei wegen negativ verzinster Guthaben hoch

Der Vorstandschef der Fondsgesellschaft Commerz Real, Andreas Muschter, erwartet auch für die kommenden Jahre steigende Preise bei Wohnungen und Büros. „Ich denke, der ganze Preiszyklus geht in die Verlängerung“, sagte Muschter der „Welt“. Hauptursache dafür sei die Fortsetzung der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). „Alle haben damit gerechnet, dass es wieder schrittweise steigende Zinsen geben wird, wenn EZB-Präsident Mario Draghi sein Amt abgibt. Jetzt ist das Gegenteil eingetreten“, so Muschter. „Das erzeugt einen enormen Anlagedruck. Wir können uns sogar noch Fremdkapital für null Prozent Zinsen besorgen.“

Die EZB werde mit ihrer Politik die Immobilienpreise weiter nach oben treiben. Die Commerzbank-Tochter Commerz Real hatte vor Kurzem ein großes Immobilienportfolio der Generali Lebensversicherungen zum Preis von rund 2,5 Milliarden Euro übernommen. Der Deal gilt als größter Paketkauf in der Geschichte der Bundes republik. In dem so genannten „Millennium Portfolio“ sind laut des Berichts 26 Büro-, 14 Wohn- und 9 Einzelhandelsimmobilien in zentralen Innenstadtlagen vor allem der Top-7-Städte enthalten. „Wir haben weit unter 8.000 Euro pro Quadratmeter gezahlt“, so Muschter in der „Welt“. Der Preis sei gemessen an der Qualität der Objekte nicht zu hoch. „Man zahlt für Büroimmobilien in Spitzenlagen etwa in Berlin inzwischen bis zu 13.000 Euro, bei Wohnungen teilweise noch mehr.“

Die Zukäufe fließen in den offenen Immobilienfonds Hausinvest – mit einem verwalteten Vermögen von 15,2 Milliarden Euro und rund 800.000 Anlegern einer der größten Immobilienfonds Deutschlands. Der Anlagedruck sei wegen negativ verzinster Guthaben hoch, so Muschter in der Zeitung: „Wir überweisen den Kaufpreis direkt von unseren Bankkonten, auf denen das Geld der Anleger unter Umständen mit minus 0,2 Prozent verzinst ist und bekommen dafür künftig Mieteinnahmen.“ Auch andere Kapitalanlagegesellschaften seien dazu gezwu ngen, Geld anzulegen: „Für das Millennium-Portfolio lagen nach Schätzungen etwa 52 Milliarden Euro bereit, die hätten investiert werden können“, sagte der Commerz-Real-Chef. Den Immobilienmarkt in Großbritannien hält Muschter im Zuge eines Ausstiegs aus der Europäischen Union nicht mehr für stabil: „Das Land ist zu sehr in der Hand politischer Egomanen“, sagte Muschter weiter. „Aus unserer Sicht ist das Länder- und Währungsrisiko mittlerweile so hoch, dass Großbritannien nicht mehr zu den stabilen so genannten Core-Märkten gehört. London allerdings ist weiterhin eine der großartigsten Städte der Welt und wird weiterhin eine Top-Location für Immobilieninvestments bleiben.“ +++