Caritas in Fulda prägt seit 75 Jahren die soziale Landschaft

Wegen der Corona-Pandemie sind Feierlichkeiten nicht möglich.

Es ist kalt, suchende, verängstigte und verwirrte Blicke der Heimkehrer aus den Wirren des 2. Weltkrieges und Flüchtlinge streifen in Fulda über den Bahnhofsplatz. Freundliche Worte, etwas zu trinken und zu essen und die behutsame Weitervermittlung, gab es in der Holzhütte der Caritas in der Nähe des Bahnhofs. Ein provisorisches Büro war der Anfang des örtlichen Caritasverbandes ab 1946.

Die Not der Menschen fest im Blick, entwickeltet der Caritasverband, der zunächst „Caritasverband für Stadt und Landkreis Fulda“ hieß und heute „Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa e.V.“ heißt, immer weiter passgenaue Angebote für die Anliegen der Zeit. Die Sozial- und Lebensberatung war dabei die Basis und ist heute noch die Grundlage kirchlicher-caritativer Sozialarbeit. Seit über 30 Jahren gibt der Caritasverband mit seinem Sozialdienst für Gehörlose, denen eine Stimme, die sonst „überhört“ würden. Die Schuldner- und Insolvenzberatung und die Energiespar-Checker sind Bereiche, die ebenfalls einen festen Stand und einen guten Ruf in der „sozialen Landschaft“ in der Region Fulda haben. Schon am Anfang wurde ein Angebot für suchtkranke Menschen entwickelt und weiter ausgebaut. Zunächst gab es die Beratungsstelle; heute gibt es differenzierte Angebote bis hin zum Betreuten Wohnen für sucht- und psychisch kranke Menschen und eine Tagesstätte für chronisch mehrfach beeinträchtigte abhängigkeitserkrankte Menschen (CMA).

Ein großes Thema zu allen Zeiten sind wohnungslose Menschen. Auch hier reagierte der Caritasverband und baute von einer kleinen Beratungsstelle, in der einige Regale mit Bekleidung für Durchreisende untergebracht waren, die integrierte Wohnungslosenhilfe mit Beratung, Wohnen und Treffpunkt „Café Jakobsbrunnen“ in Haus Jakobsbrunnen sowie einen Kleidermarkt auf. Mit den ersten „Gastarbeitern“, die das Wirtschaftswachstum der jungen Bundesrepublik“ anfeuern sollten, kamen viele neue soziale Fragen auf, denen sich die Caritas gestellt hat.  Die Ausländerberatung für spanische, italienische und jugoslawische Mitbürger war der Anfang für einen kompetent und engagiert arbeitenden Fachdienst „Ausländer- und Migrationsberatung“. Seit der „Flüchtlingskrise“ 2015 kam die Flüchtlingshilfe als weiterer Fachdienst in das Angebot der Sozialen Dienste hinzu. Der gesamte Bereich der ambulanten Pflege wurde 2001 intern auf den örtlichen Caritasverband übergeleitet, ebenso die Sozialstation der Malteser.

Im Jahre 2009 wurde der bis dahin eigenständige Caritasverband in Geisa mit dem Caritasverband Fulda zum „Caritasverband für die Regionen Fulda und Geisa“ verschmolzen. Die Geschäftsstelle Geisa mit den Bereiche Sozial- und Lebensberatung, ambulanten Pflege und die Jugendsozialarbeit sind mit der Geschäftsstelle in Fulda bestens verzahnt. Heute arbeiten knapp 200 Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Bereichen. Dazu kommen nochmal 100 ehrenamtlich Mitarbeitende. Somit ist der Caritasverband flächendeckend in den Regionen von Vacha bis Blankenau und von Flieden bis Hünfeld aufgestellt. Sich immer wieder neuen Nöten widmen und auch auf Missstände deutlich aufmerksam machen, war die Herausforderung der letzten 75 Jahre. Sich immer wieder auf geänderte gesetzliche Grundlagen und gesellschaftliche Rahmenbedingungen einzustellen, lässt uns in den 75 Jahren nicht alt werden, sondern wachsam und unerschrocken bleibend – zum Wohl der uns anvertrauten Menschen.

Es gab immer wieder Projekte, um auf Notlagen hinzuweisen, wie z.B. in den 80er Jahren die Verteilung des sog. „Butterberges“, die Schulranzen-Aktion für Bildungsgerechtigkeit, das Projekt „Einen Tag für dich“ gemeinsam mit der Eduard-Stieler-Schule, die Aktion „Eine Million Sterne“ seit 14 Jahren jeweils im November, die „Osterhasen-Aktion“ während der Pandemie und seit über 30 Jahren die Weihnachtsfeier für Obdachlose und Alleinstehende. Wegen der Pandemie wurde diese in diesem besonderen Jahr 2020 erstmals mit Hilfe des HOT-Truck angeboten. Im Caritas-HOT Truck geben haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende von November 2020 bis März 2021 kostenlos Essen für Bedürftige ab.

Frei nach dem Motto : „Caritas – die bringen´s !“ Diese vielfältigen Aufgaben würden sich nur mit starken Partnern gemeinsam stemmen lassen,  so die Geschäftsführerin Susanne Saradj. Zunächst seien hier das Bistum Fulda, der Diözesancaritasverband Fulda und der Deutsche Caritasverband in Freiburg zu nennen. Des Weiteren seien auf örtlicher Ebene die Stadt und der Landkreis Fulda, sowie die Stadt Geisa und der Wartburgkreis verlässliche Partner. Dazu zählten außerdem der Landeswohlfahrtsverband, das Regierungspräsidium, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie die WI-Bank als starke Unterstützer unserer caritativen Arbeit. +++ winfried möller