Care-Arbeit: Entlastungspotenziale für Frauen werden noch nicht ausreichend genutzt

Standardisiertes, flexibles Qualifizierungsangebot

Sieht in der Professionalisierung und Qualifizierung von Personal einen Ansatz, dass perspektivisch mehr Menschen das Entlastungspotenzial von alltagsunterstützenden Diensten nutzen können: Professorin Dr. Christine Küster vom Kompetenzzentrum PQHD an der Hochschule Fulda. Foto: Hochschule Fulda /Nicole Dietzel.

Die Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen ist hoch. Doch der Branche fehlt es an qualifiziertem Personal. Wie sich das Problem lösen und zugleich etwas für mehr Gleichstellung und gegen den Fachkräftemangel tun lässt, zeigt ein standardisiertes Konzept zur (Teil)Qualifizierung. Entwickelt hat es das Kompetenzzentrum Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen (PQHD) an der Hochschule Fulda.

Der Equal Care Day, dieses Jahr am 29. Februar, ist der jährliche Weckruf, die Sorgearbeit fair zu verteilen. „Dies ist längst überfällig für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Professorin Dr. Christine Küster vom Kompetenzzentrum PQHD. Noch immer sind es Frauen, die den größten Teil der alltäglichen Haus- und Betreuungsarbeit schultern. Oft zu Lasten der eigenen Erwerbstätigkeit und Altersvorsorge. Auch aus volkswirtschaftlicher und arbeitsmarktpolitischer Sicht sieht die Wissenschaftlerin Gleichstellung als unerlässlich. Frauen im erwerbsfähigen Alter seien heute so gut ausgebildet wie keine Generation zuvor. „Reduzieren sie aufgrund der Belastung durch Care-Arbeit für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige ihre Arbeitszeit oder verzichten sie ganz auf eine Erwerbstätigkeit, dann fehlen sie als Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt.“ Auf Anbieterseite sei die Situation ebenfalls unbefriedigend. Alltagsunterstützende Dienste würden vorrangig von Frauen illegal oder als Minijob erbracht. Das leiste nicht nur Altersarmut Vorschub. Der Volkswirtschaft entgingen auch Milliarden. „Wir sehen die Professionalisierung und Qualifizierung als Lösungsansatz für die Gewinnung von Personal und die Schaffung qualifizierter Jobs“, sagt Professorin Küster und führt aus: „Vor allem die (Teil)Qualifizierung kann helfen, das Angebot an haushaltsnahen Dienstleistungen auszubauen und auf eine professionelle Ebene zu heben.“ Denn Versorgungs- bzw. Care-Tätigkeiten erforderten grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse der Alltagsversorgung und -unterstützung, jedoch nicht unbedingt eine vollständige Berufsausbildung als Hauswirtschafterin.

Standardisiertes, flexibles Qualifizierungsangebot

Das Kompetenzzentrum PQHD hat daher den bundesweiten Referenzrahmen für die modulare (Teil)Qualifizierung entwickelt, ein standardisiertes Qualifizierungsangebot für Bildungsträger. Die ersten drei von insgesamt sechs Modulen qualifizieren gezielt für haushaltsnahe Dienstleistungen und können jeweils mit einer sogenannten Kompetenzfeststellung abgeschlossen werden. Vollständig absolviert, berechtigt die modulare (Teil)Qualifizierung zur Zulassung für die Prüfung zur „Hauswirtschafterin“. „Das flexible Qualifizierungsangebot erleichtert insbesondere Alleinerziehenden oder Frauen in der Nachfamilienphase den Einstieg oder Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt“, betont Professorin Küster. Auch Dienstleistungsunternehmen könnten ihre Mitarbeiterinnen extern standardisiert qualifizieren lassen und so zur Deckung der hohen Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen beitragen. „Wir sind überzeugt, dass auf diese Weise mehr Menschen das Entlastungspotenzial von alltagsunterstützenden Diensten nutzen und perspektivisch insbesondere Frauen ihr Arbeitszeitvolumen erhöhen können“, sagt die Wissenschaftlerin. Für die Gleichstellung wäre es ein wichtiger Schritt. +++ pm