„bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ ging in die neunte Runde

DAK-Plakatwettbewerb ist laut des Drogen- und Suchtberichts der Bundesregierung eine beispielhafte Präventionskampagne

Fulda. „bunt statt blau“. Unter diesem Motto schufen im Frühjahr bundesweit mehr als 8.000 Schülerinnen und Schüler Kunstwerke, um auf den gefährlichen Trend bei Jugendlichen, das „Komasaufen“, aufmerksam zu machen. Das beste Plakat aus Hessen kommt von der 17-jährigen Schülerin Anna Bellinger von der Ferdinand-Braun-Schule Fulda. Bellinger setzte sich mit ihrer Idee gegen rund 600 weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Hessen durch. Bundesweit gelang ihr damit der Sprung auf den dritten Platz. Gestern wurden im Medienzentrum der Ferdinand-Braun-Schule Fulda die Preise der Kampagne der Krankenhasse DAK-Gesundheit verliehen. Gesundheits-Staatssekretär Dr. Wolfgang Dippel übergab in der Schule im Beisein von Schulleitung und Lehrern, die die Schüler während ihrer Schaffensphase im Unterricht betreut hatten, in Vertretung des Hessischen Gesundheitsministers, Stefan Grüttner, der bei dieser Aktion die Schirmherrschaft übernommen hatte, gemeinsam mit der Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit, Sötkin Geitner, an die Schülerinnen die Urkunden und Preise.

„Wir wissen, dass sich der positive Trend aus 2015 nicht fortgesetzt hat und die Zahl der Krankenhauseinlieferungen aufgrund einer Alkoholintoxikation bei Kindern und Jugendlichen wieder gestiegen ist. Wir dürfen in unserem Engagement nicht nachlassen und müssen weiterhin für die Gefahren eines riskanten Alkoholkonsums sensibilisieren. Das Rauschtrinken bleibt ein Problem unter Jugendlichen.“, sagt Staatssekretär Wolfgang Dippel. „Durch den übermäßigen Konsum von Alkohol können schwere körperliche und seelische Probleme auftreten. Insbesondere beim Rauschtrinken wird aus Spaß schnell Ernst und eine erhöhte Gefahr der Alkoholabhängigkeit besteht. Gerade deshalb ist es wichtig, eine Initiative, wie ‚bunt statt blau‘ gegen den Alkoholmissbrauch zu unterstützen. Ein besonderer Dank geht deshalb an die DAK-Gesundheit. Vielen Dank, dass Sie diese Aktion fahren. Danke auch an alle Lehrerinnen und Lehrer, die die Schüler während des Projektes begleitet und unterstützt haben.“

„Unsere Kampagne ‚bunt statt blau gegen Komasaufen‘, soll Kindern und Jugendlichen die Gefahren von Alkoholmissbrauch aufzeigen. Es ist gut, wenn solche, wichtigen Gesundheitsthemen in den Schulalltag einfließen.“, sagt Sötkin Geitner, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit Hessen. „Im Kampf gegen das Komasaufen sind Jugendliche ganz wichtige Botschafter. Wenn Schülerinnen und Schüler selbst auf die Risiken des Rauschtrinkens hinweisen und Auswege aufzeigen, dann ist das wirkungsvolle  Prävention.“ Das diesjährige Siegerplakat trägt den Slogan: „Sei keine Flasche“ und zeigt Menschen gefangen in einem Bierkasten.

„Auf meinem Plakat sieht man verschiedene Personen, die in einem Bierkasten gefangen sind, weinen, sich übergeben. Damit will ich verdeutlichen, dass die Alkoholsucht wie eine Art Gefängnis ist, da man eine Sucht schlecht ablegen kann und nur schwer aus ihr herauskommt.“, sagt Anna Bellinger. „Den Titel fand ich lustig und geradezu passend.“, so die 17-jährige Schülerin. Den zweiten Platz belegte die 16-jährige Laura Sommer vom Lessing-Gymnasium Lampertheim. Dritte Landessiegerin wurde die 15-jährige Karina Pfezer von der Schule am Sportpark Erbach. Der Sonderpreis für jüngere Teilnehmer geht in diesem Jahr an die 13-jährige Schülerin Selja Lemke vom Starkenburg-Gymnasium zu Heppenheim an der Bergstraße.

22.000 Jugendliche mit Alkoholvergiftung

Nach aktueller Bundesstatistik landeten 2016 erneut rund 22.000 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus. In Hessen waren es 1.380 und damit sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Experten fordern daher eine weitere Aufklärung über die Risiken des Rauschtrinkens, auch im Schulunterricht. Nach einer Studie des Kieler Institutes für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) erklärt die Mehrheit der jungen Künstler, sie hätten durch den Wettbewerb „bunt statt blau“ etwas über die Gefahren von Alkohol gelernt. Nach ihrer Einschätzung trägt die Kampagne auch dazu bei, dass junge Menschen sensibler mit Alkohol umgehen. Deshalb laden die DAK-Gesundheit und der Hessische Gesundheitsminister, Stefan Grüttner, Jugendliche zum Plakatwettbewerb „bunt statt blau“ ein. Die Aktion gibt es seit neun Jahren. Mit inzwischen rund 95.000 Teilnehmern bundesweit gilt sie laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung als beispielhafte Präventionskampagne und erhielt dafür mehrere Auszeichnungen wie beispielsweise den internationalen Deutschen PR-Preis.

Im Juni wählte eine Bundesjury mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, dem DAK-Vorstandschef, Andreas Storm, und den Experten vom IFT-Nord die Bundesgewinner 2018. Erstmals gehört auch der Deutsch-Soul-Sänger Emree Kavás der Bundesjury an. Er begeistert mit seiner Debütsingle „Kopf Hoch“ Medienvertreter und Musikfans gleichermaßen. Die Auszeichnung der Bundessieger fand am 12. Juni im Bundesgesundheitsministerium in Berlin statt.

Plakate gegen Komasaufen wirken bei Schülern

Im Kampf gegen das sogenannte Komasaufen sind Schülerplakate wirksamer als konventionelle Warnhinweise. Nach einer aktuellen Studie für die DAK-Gesundheit erzeugen Gewinnerbilder der Kampagne „bunt statt blau“ eine deutlich höhere Risikowahrnehmung bei Kindern und Jugendlichen. Bereits sehr kurze Präsentationen der Plakate verändern messbar die Einstellungen zu Alkohol.

Seit dem Start im Jahr 2010 haben mehr als 87.000 Schüler am DAK-Plakatwettbewerb „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“ teilgenommen. Das Kieler Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung – kurz: IFT-Nord – evaluiert die Kampagne regelmäßig und hat jetzt erstmals die Wirkung der Gewinnerplakate auf jugendliche Betrachter untersucht.

An der aktuellen Onlinestudie des Kieler Instituts für Therapie- und Gesundheitsforschung (IFT-Nord) haben sich 1.273 Schüler beteiligt. Sie wurden per Zufall entweder mit „bunt statt blau“-Plakaten, konventionellen Warnhinweisen oder neutralen Bildern konfrontiert. Anschließend sollten sie einen Fragebogen zum Thema Alkohol ausfüllen. Obwohl ihnen das jeweilige Bild nur sechs Sekunden lang gezeigt wurde, hatte die Präsentation einen messbaren Effekt: In der Gruppe derjenigen, die ein „bunt statt blau“-Plakat sahen, war hinterher das Bewusstsein für die Gefahren von Alkohol stärker ausgeprägt als bei denjenigen, die einen traditionellen Warnhinweis vor Augen hatten. Sechs von zehn Studienteilnehmern in der „bunt statt blau“-Gruppe assoziierten mit Alkohol ein hohes Risiko. Das waren 18 Prozent mehr als in der Warnhinweis-Gruppe. Für eine hohe Risikoeinschätzung mussten die Befragten auf einer Skala von null bis zehn mindestens eine Acht vergeben. „Die Plakate haben eine sensibilisierende Wirkung, die sich durch traditionelle, eher an Erwachsene gerichtete Warnhinweise nicht erzielen ließ.“, fasst Institutsleiter Prof. Dr. Reiner Hanewinkel die Ergebnisse zusammen.

„Wir freuen uns über die Ergebnisse der Studie.“, sagt Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit. „Sie weist nach, wie stark selbst gemalte Plakate das Bewusstsein der Kinder und Jugendlichen beeinflussen können. Das ist für die Prävention ein sehr wichtiges Ergebnis.“, so Storm. „Ziel unserer Kampagne ist, dass Schüler mit ihren Plakaten zu glaubwürdigen Botschaftern im Kampf gegen den Alkoholmissbrauch werden. Die Studienergebnisse zeigen, wie gut das Konzept aufgeht.“

Einsatz der Plakate auf Ausstellungen und Werbeflächen

Die DAK-Gesundheit gestaltet mit den Gewinnerplakaten jedes Jahr eine Wanderausstellung, die bundesweit in Schulen, Rathäusern und anderen, öffentlichen Einrichtungen gezeigt wird. Viele Gemeinden nutzen die „bunt statt blau“-Plakate auch auf großen Werbeflächen. Zum 1. Februar startet die Krankenkasse gemeinsam mit der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, die neunte Runde des Wettbewerbs. Bis zum 31. März können Schulen das Thema Alkoholmissbrauch im Unterricht behandeln und ihre Schüler Plakate dagegen entwerfen lassen. In ganz Deutschland wurden dazu 11.000 Schulen eingeladen. +++ pm/ja