Bürgermeister Zentgraf: Künzell will „möglicherweise“ den Klageweg gehen

Entscheidung ein "Schlag ins Gesicht"

Timo Zentgraf (parteilos)

Fulda. Der Zentralausschuss der Regionalversammlung Nord- und Osthessen hat am gestrigen Montag den Antrag der Gemeinde Künzell für die geplante Verlagerung des Möbelhauses Sommerlad, Petersberg, in das interkommunale Gewerbegebiet der Gemeinde Künzell abgelehnt. Damit folgten die Ausschussmitglieder bei einer Gegenstimme der Vorlage der Regionalplanung beim Regierungspräsidium. Hauptargument der Beschlussvorlage gegen die Abweichung von den Zielen des Regionalplanes, war die Unvereinbarkeit mit den landesplanerischen Vorgaben. Wie Künzells Bürgermeister Timo Zentgraf (parteilos) auf Anfrage von fuldainfo erläuterte, will die Gemeinde Künzell „möglicherweise“ den Klageweg gehen, wenn man in einem überschaubaren Zeitraum erreichen könne, dass Sommerlad – trotz der Ablehnung, an dieser Stelle – bauen darf. Dieses wird derzeit überprüft.

„Für die Region Fulda ist diese Entscheidung ein ‚Schlag ins Gesicht‘, denn seit fast 20 Jahren, wird das Gebiet östlich der A7, in die Planungsüberlegungen der Stadtregion – auch als Handelsfläche -, einbezogen. Beim Regierungspräsidium wurde wiederum gesagt, die Verantwortlichen in der Region, hätten schon immer ‚reine Gewerbeflächen‘ an dieser Stelle gewünscht, deshalb sei der Flächennutzungsplan – auch so festgelegt. Dieses ist nachweislich falsch. Wir konnten gar nichts anderes festlegen, da für die Fläche im Unterzentrum Künzell, keine andere Möglichkeit bestand. Nur durch den konkreten Einzelfall des seit Jahren ansässigen Unternehmens Sommerlad, war ein Abweichungsantrag möglich“, so Bürgermeister der Gemeinde Künzell Timo Zentgraf.

„Im Gutachten zur Stadtentwicklung von AS&P aus dem Jahr 2007, wurde diese Fläche, als ’sinnvolle Handelsflächenergänzung‘ vorgeschlagen – sollte die Autobahnabfahrt Fulda Mitte vorhanden sein. Zu Beginn der Entscheidungsfindung in 2013, gab es entgegen heutiger Behauptungen, auch eine Kooperation mit dem RP. Kompetente Gutachterbüros für einen Abweichungsantrag, wurden gemeinsam mit dem RP besprochen und ausgesucht. Angeblich wäre diese Kontaktaufnahme zu spät gekommen, aber wir mussten uns doch auch erst einmal innerhalb der Stadtregion einig sein, ob ein solcher Abweichungsantrag, überhaupt eine breite Zustimmung in der Stadtregion findet. Erst dann – konnte mit weiteren Stellen Kontakt aufgenommen werden. Die Möglichkeit der Ausnahme, steht im Regionalplan; Und diese Möglichkeit, wurde nie verneint, ganz im Gegenteil. Es wurde noch im März diesen Jahres – ein positives Votum, ‚als möglich‘ dargestellt. In einer gemeinsamen Besprechung, am 20.07.2016, kam dann die Kehrtwende mit dem Hinweis, dass von vornherein keine Genehmigung möglich gewesen wäre. Diese ist in der Sache nicht nachvollziehbar, bietet Raum für Spekulationen und macht mich persönlich wütend. Dann hätten wir uns drei Jahre – bzw. über ein Jahr – sehr intensive Arbeit für meine Person und alle beteiligten – Überprüfungszeit und viel Geld für Gutachten, sparen können. Ich bin nicht auf den Standort Künzell fixiert und wir – inkl. Unternehmer Frank Sommerlad – haben uns nie gegen andere Standorte gewehrt, aber die fehlenden Alternativen innerhalb der Stadtregion, machten einen anderen Standort – nun einmal derzeit nicht möglich. Alle halfen bei der Suche, alles wurde getan, aber es wurde einfach nichts gefunden. Selbst die Stadt Fulda und die IHK, die anfangs noch gegen die Ansiedlung votierten, konnten durch die Gutachten vom Gegenteil überzeugt werden. Die heutige Entscheidung, ist ein Schlag ins Gesicht der Stadtregion Fulda mit über 100.000 Einwohnern und ein Schlag ins Gesicht eines Unternehmers, der bereit ist, 30 Millionen Euro – auch zur Stärkung der Stadtregion Fulda zu investieren“, so Zentgraf weiter.

„Ich musste in Kassel auch lernen, dass es anscheinend eine 2-Klassen-Gesellschaft bei den Arbeitsplätzen gibt. Im Sitzungsverlauf wurde deutlich, dass gewerbliche Arbeitsplätze, denen von Handelsbetrieben, vorgezogen werden, denn die Fläche soll nur für Gewerbebetriebe reserviert bleiben. Dieses kann man keinem Bürger der Stadtregion und vor allem keinem betroffenen Mitarbeiter, verständlich machen. Hoffentlich werden wir von Seiten der interkommunalen Zusammenarbeit nicht irgendwann mal gezwungen, an diesem besonderen Standort – große Logistikhallen im Bereich des Tors in die Rhön anzusiedeln, bei denen die Anzahl der Mitarbeiter auch noch verschwindend gering, aber der Flächenverbrauch sehr groß ist. Dieses wäre in meinen Augen, der Supergau, denn genau diese Situation, sollte mit der interkommunalen Zusammenarbeit für dieses Gebiet, von Seiten der Gemeinde Künzell, verhindert werden. Gewerbeflächen hätten wir selbst erschließen können, dazu bedurfte es im Grunde keines Zusammenschlusses als interkommunales Gewerbegebiet. Das interkommunale Gewerbegebiet östlich der A7, hat dadurch Schaden genommen – wie stark, wird sich noch zeigen -, die interkommunale Zusammenarbeit allerdings nicht. Alle vier Kommunen, haben an einem Strang gezogen und so soll es auch bleiben, zum Wohle der Stadtregion Fulda“, so Bürgermeister Zentgraf abschließend. +++