Britischer Botschafter glaubt weiter an Brexit-Deal

Fronten sind verhärtet

Der britische Botschafter in Deutschland, Sebastian Wood, sieht weiterhin Chancen für einen positiven Abschluss der Brexit-Gespräche zwischen der Europäischen Union und Großbritannien. „Wenn die EU bereit ist zu akzeptieren, dass Großbritannien ein völlig normales – ich möchte sagen stinknormales – Handelsabkommen mit der EU in der Zukunft erhält, vergleichbar mit Handelsabkommen mit Kanada, Japan oder Singapur, die die EU bereits vereinbart hat, dann werden wir einen Deal haben“, sagte Wood in der Sendung „Frühstart“ von RTL und n-tv.

Zugleich räumte Wood ein, dass die Fronten verhärtet sind. „Was London nicht bereit ist zu akzeptieren, sind Sonderpflicht, die nur für Großbritannien gelten, weil wir früher Mitglied der EU waren und jetzt austreten. Das wäre aus britischer Sicht unfair.“ Oberste Priorität der britischen Regierung sei die Erlangung einer unabhängigen Wirtschaftspolitik. Das sei das Ziel des Brexit. In den nächsten Verhandlungsrunden werde der deutschen EU-Ratspräsidentschaft eine wichtige Rolle zukommen. Der Botschafter erwähnte dabei Angela Merkel als „erfahrenste Politikerin der EU“ und verwies auf das Zustandekommen des Austrittsabkommens im Herbst 2019. „Damals hatte sie eine sehr wichtige Rolle gespielt und das wird wieder der Fall sein“, sagte er weiter.

Angesprochen auf einen harten, ungeregelten Brexit sagte der Diplomat: „Wenn es keinen Deal zwischen uns gibt, wäre es schade für beide Seiten.“ Die Risiken hält Wood dabei für überschaubar. „Beide Seiten könnten es überleben. Und wenn wir in der Zukunft zurückblicken, dann werden wir sehen, dass andere Fragen für beide Seiten zu diesem Zeitpunkt noch wichtiger waren.“ Als Beispiele nannte der scheidende Botschafter die Corona-Pandemie, den Umgang mit dem Klimawandel und die Beziehungen zu China. Sebastian Wood gibt am 9. September seinen Posten nach fünf Jahren auf und kehrt zurück nach London. +++