Bischofskonferenz zu Ende – Zu Reformen in der katholischen Kirche bekannt

Wir sind Kirche: Synodaler Weg noch immer unter vielen Vorbehalten

Vom 23. bis 26. September 2019 hat in Fulda die Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz stattgefunden. An ihr nahmen 65 Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, teil. Ein Jahr nach der Veröffentlichung der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) haben Beratungen um die Vorbereitungen des von der Deutschen Bischofskonferenz beschlossenen Synodalen Weges im Mittelpunkt der Versammlung gestanden. In diesem Zusammenhang haben die Bischöfe inhaltliche Aspekte des Briefes von Papst Franziskus an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland vom 29. Juni 2019 erörtert.

In den Beratungen wurde sich auch ausgiebig mit dem Gang der Arbeiten zur Aufarbeitung der Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen befasst, die die Bischöfe nach der Veröffentlichung der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) am 25. September 2018 in Fulda beschlossen haben. Bischof Dr. Stephan Ackermann, der Beauftragte für diese Fragen, hat zum aktuellen Stand informiert. Bei allen Arbeitsschritten werde großer Wert auf die Zusammenarbeit mit externen Sachverständigen, Vertretern staatlicher Stellen und Wissenschaftlern gelegt. Schwerpunkt der Beratungen war die Überprüfung und Weiterentwicklung des
Verfahrens zu Leistungen in Anerkennung zugefügten Leids.

Mit großer Mehrheit haben sich die deutschen Bischöfe zu Reformen in der katholischen Kirche bekannt. Es wurde ein Satzungsentwurf, mit dem weitere Vorbereitungen für den Anfang Dezember startenden Reformprozess getroffen werden. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Marx hat von einem „guten Ergebnis“ gesprochen. Jetzt muss der Entwurf noch mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) abgestimmt und schließlich beschlossen werden.

Wir sind Kirche: Synodaler Weg noch immer unter vielen Vorbehalten

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche begrüßt es, dass sich trotz der Widerstände innerhalb der Bischofskonferenz und trotz der Irritationen aus der Bischofskongregation in Rom die deutschen Bischöfe heute zum Synodalen Weg bekannt haben. Die Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in der Kirche scheint mit der Einbindung der Betroffenen auf einem guten Weg zu sein. Was immer noch fehlt, ist, dass sich ein Bischof zur Vertuschung bekannt und die konkrete Verantwortung dafür übernommen hat. Wir sind Kirche hält angesichts des ungeheuren Glaubwürdigkeitsverlustes in den vergangenen Jahren jetzt eine ergebnisorientierte und ergebnisoffene grundsätzliche Auseinandersetzung auch über die „heißen Eisen“ für unverzichtbar, die die vor einem Jahr veröffentlichte MHG-Studie als wesentliche Risikofaktoren sexualisierter Gewalt und der Vertuschung benannt hat. Eine solche vorbehaltlose Prüfung wurde bisher allzu oft mit dem Hinweis auf Tradition oder Weltkirche vermieden.

Dem gegenwärtigen Kirchenrecht zufolge steht der Synodale Weg wie auch eine Synode allerdings immer noch unter dem Vorhalt der Letztkontrolle durch die Bischöfe. Die Reformbewegung macht darauf aufmerksam, dass das Statut zum Beispiel noch festlegen muss, wer in welcher Weise am Zustandekommen der Beschlüsse beteiligt wird und welche Verbindlichkeit sie haben. Dem Synodalen Weg, der formell am 1. Advent 2019 beginnen soll, ist ein mutiger Beginn zu wünschen und dass auch die Impulse aus dem Kirchenvolk aufgenommen werden. Hoffnung macht der Hinweis auf die Weltkirche, die nach Aussage von Kardinal Marx die Menschen mit der Botschaft nur erreichen kann, wenn sie die heutigen Lebenswelten und kulturellen Entwicklungen begreift und berücksichtigt.

So wichtig die auch von Papst Franziskus vorgegebene Grundlinie der Evangelisierung sein mag: Die Evangelisierung muss zunächst innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft erfolgen. Denn bevor nicht eine wirkliche Aufarbeitung der Themen des Synodalen Weges „Macht“, „Sexuallehre“ „Priesterliche Lebensweise“ sowie „Dienste und Ämter von Frauen“ begonnen hat, werden alle noch so gut gemeinten Bemühungen der Evangelisierung nach außen ins Leere laufen. Von der im Oktober in Rom stattfindenden Pan-Amazonas-Synode erwartet Wir sind Kirche eine positive Wechselwirkung zum Synodalen Weg. So können neue Wege entwickelt werden, die für die Weltkirche hilfreich sind. Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche wird den Synodalen Weg in kritischer Loyalität weiterhin verfolgen, warnt jedoch davor, zu viel Hoffnung auf den Synodalen Weg zu setzen. +++