BI „Gegenwind am Stoppelsberg“ – Der ländliche Lebensraum wird zerstört

Genehmigungsverfahren für Windräder nun ohne Beteiligung der Öffentlichkeit

Das Gegeneinander von Klima- und Naturschutz hat eine neue Dimension erreicht und der Abschied von der ländlichen Idylle scheint nun auch im Vorranggebiet FD-08 die Folge: Zwischen Steinbach (Gemeinde Burghaun) und Oberstoppel (Gemeinde Haunetal) wird der Bau von mindestens vier Windkrafträdern in unmittelbarer Ortslage immer wahrscheinlicher. Wie das Regierungspräsidium Kassel jetzt der Bürgerinitiative (BI) „Gegenwind am Stoppelsberg“ auf Anfrage mitteilte, sei die Vollständigkeitsprüfung für den Bauantrag des Betreibers Ostwind in der finalen Phase. Parallel habe das Unternehmen ein vereinfachtes Verfahren nach Paragraph 6 des neuen Windkraftbedarfsgesetzes beantragt. Das heißt nichts anderes: Die Entscheidung fällt am Ende ohne die Beteiligung der Öffentlichkeit und ohne Umweltverträglichkeitsprüfung.

Es gibt also erheblichen Diskussionsbedarf: Deshalb lädt „Gegenwind am Stoppelsberg“ für Montag, den 14. August, um 19 Uhr, zu einer Bürgerversammlung ins Dorfgemeinschaftshaus von Steinbach ein. Der Vorstand wird dort über die aktuelle Situation und mögliche Entwicklungen informieren. Eingeladen sind alle Bewohner aus Steinbach, Oberstoppel, Unterstoppel, Dittlofrod, Körnbach, Burghaun und Rothenkirchen sowie alle anderen Interessierten. „Die nachträgliche Umetikettierung von bestehenden Vorrangflächen ohne solide Umwelt- und Artenschutzprüfungen ist eine Katastrophe“, so der BI-Vorsitzende Hartmuth Kiel. Dies erhöhe das Risiko für schlechte Standortentscheidungen zulasten von Tier, Mensch, Natur und Umwelt. „Energiegewinnung ist wichtig, aber kontraproduktiv, wenn sie genau das zerstört, was eigentlich zu schützen wäre: Die Natur!“ Die BI wird nichts unversucht lassen und im Rahmen des Amtsermittlungsgrundsatzes ihre entscheidungsrelevanten Einwände erneut an die Behörde übersenden. Natürlich setzt man dabei auf das Mittun der Gemeinde, die das Einvernehmen mit einer möglichen Genehmigung verweigern müsse und bei Notwendigkeit vom Recht einer Klage u.a. mit Vorlage des avaunistischen Gutachtens gegen diesen Wahnsinn Gebrauch mache.

Die Liste der Argumente der Bürger-Initiative gegen die monströsen Projekte, die den Stoppelsberg um 60 Meter überragen werden, ist lang. Sorgen machen wir uns derzeit vor allem um das Trinkwasser. Zwei Quellen im Vorranggebiet stehen nach Analyse der BI mit großer Wahrscheinlichkeit in direkter Verbindung zur Grundwasserversorgung der Gemeinde. „Angesichts immer trocken werdender Sommer wäre es fatal, wenn uns durch Betonierung und durch die von Vibration erzeugte Bodenverdichtung das sensible Quellgebiet vernichtet und so der Wasserhahn zugedreht wird“, erklärt der zweite Vorsitzende Christian Hess. Er setze auf eine Nachprüfung und auf ein hydrologisches Gutachten. Unerklärlich sei für Hess zudem, dass zwei Windräder im Bereich einer sogenannten „geologischen Störung“ (Erdfall) geplant sind.

„Es geht schon lange nicht mehr nur um den Schutz von Tieren, die entweder von den Rotoren gehäckselt oder vertrieben werden, sowie um den Schutz der Dorfbewohner, die von Schlagschatten, Geräuschen und Vibrationen direkt über ihren Köpfen krank gemacht werden. Viele Untersuchungen zeigen, dass insbesondere der periodisch wiederkehrende Infraschall durch sich permanent drehende Rotoren Herz- und Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Konzentrations-Schwierigkeiten, Depressionen oder Tinnitus erzeugten. Sogar dem Schallgutachten des Projetierers ist zu entnehmen, dass in der Knüllstraße in Steinbach der gesetzlich erlaubte Lärmpegel nachts überschritten wird. Und die BI wettet, dass es dabei nicht bleiben wird und der Schall bis in der Ortsmitte zu hören sein wird. „Inzwischen steht die naturräumliche Eigenart des Hessischen Kegelspiels mit seiner faszinierenden Schönheit und mit der gebietstypischen Nutzung im Ganzen auf dem Spiel“, verdeutlicht Kiel. Kern- und Markenzeichen unserer Heimat sei das „Land der offenen Fernen“ mit seinem attraktiven Landschaftsbild und den weiträumigen Sichtbeziehungen. „Aber, die Windspargel unterbrechen dieses Bild, industrialisieren die Landschaft. Kommen die Windanlagen, wird das Wesen des Hessischen Kegelspiels brutal zerstückelt und zerstört.“ Der Stoppelsberg als Kugel wird von den neun Kegeln optisch abgeschnitten, denn im schlimmsten Fall sind am Ende rund 20 Windkraftanlagen im Gebiet FD-08 nicht unrealistisch.

Und laut BI kommt es noch schlimmer: Die Verschandelung geht im Schatten der Windräder ungehemmt weiter. Äcker, Felder und Wiesen, die nicht von den Windrad-Fundamenten zubetoniert werden, erhalten als „Überdachung“ Solar- und Photovoltaikpaneele in ungeahnter Größenordnung. Schon heute gibt es in und um die Orte Steinbach, Rothenkirchen, Schlotzau und Langenschwarz Solarparks. Weitere große landwirtschaftliche Flächen wie nördlich von Oberstoppel und die komplette Fläche unterhalb der Windräder am Ortsrand von Steinbach sind ebenso dafür im Gespräch. So wurde es der BI zugetragen. „Wird das alles so umgesetzt, werden die Einheimischen in Kürze ihr Zuhause nicht mehr wiedererkennen“, warnt, Kiel. Die Gemeinde Burghaun und ihre Nachbarschaft bekämen „allen Schutt vor der Haustür abgeladen“, angefangen von Windkraftanlagen, Stromtrassen mit über 75 Meter hohen Masten, der zweiten Schnellbahntrasse bei Langenschwarz, einem Einstiegsschacht für den Kalibergbau bei Dittlofrod, Erdgas- und Laugenleitungen. Das alles zusätzlich zur Bundesstraße 27, zur Autobahn A7 und zur normalen Bahnstrecke, die bereits durch das Gebiet führen.

Das Angebot der Windbetreiber von Ausgleichszahlungen in einen Artschutzfonds, eine bescheidene Beteiligung an den Gewinnen für die Kommunen oder propagierte Nachlässe für die Einheimischen beim Strompreis – das seien alles durchschaubare Köder, die am Ende sowieso vom Verbraucher über die Stromrechnung finanziert werden. Ein Betreiber von Windkraftanlagen will Geld verdienen und keine Geschenke machen. Insgesamt ist die ideologisch motivierte Planung der Erneuerbaren Energien mit nicht vorhandenen Speicherkapazitäten, der mangelhaften Infrastruktur und damit deren Sinnhaftigkeit zu hinterfragen. Und wie ist es zu erklären, dass im Jahr 2022 mit 123 Terrawatt-Stunden (TWH) 3 THW weniger wurden als in 2019, obwohl in dieser Zeiten Windräder mit einer Leistung von 5.845 Megawatt dazugekommen sind? Macht denn angesichts dieser Zahlen ein weiterer Ausbau Sinn, zumal schon rund 30.000 Windräder stehen und es 2030 etwa 90.000 sein sollen?

Noch können die Leute im Hünfelder Land bei ihren Wanderungen den Rhöner Wappenvogel, den Rotmilan, oder mit etwas Glück den Kiebitz oder den Goldregenpfeifer am Himmel sehen. Sowie die Gräser und die bunten Blüten vieler Blumen links und rechts des Weges bewundern. Im schlechtesten Fall springen dem Touristen künftig nur noch kreisende Rotorenflügel und die endlose Weite von Solarplatten ins Auge. „Diesen Irrsinn gilt es zu verhindern“, fordert „Gegenwind am Stoppelsberg“. Zur Erinnerung: Schon bei der Ausweisung des Vorranggebietes hatte die BI protestiert. Groß war die Resonanz auf einen öffentlichen Aktionstag. 500 Widersprüche wurden von der BI eingesammelt und dem Regierungspräsidium in Kassel überreicht. Von den damals rund 1750 Wahlberechtigten in den Ortsteilen Steinbach, Ober- und Unterstoppel, Dittlofrod und Körnbach hatten zusätzlich rund 770 gegen das Windvorranggebiet in den Unterschriftenlisten unterschrieben. Unberücksichtigt hierbei sind die von Bürgern persönlich eingereichten Widersprüche. Im RP Kassel sind aus dem Landkreis Fulda 8.500 von insgesamt 32.000 Einwendungen eingegangen. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache der Ablehung! +++ pm