Behindertenrat macht auf besondere Schwierigkeiten bei Schnee und Eis aufmerksam

Aufruf zum gegenseitigen Verständnis und Rücksichtnahme

Der Behindertenbeirat der Stadt Fulda bittet die Bürgerinnen und Bürger angesichts der derzeitigen Witterungsbedingungen darum, auch an das Thema Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung bei Schnee und Eis zu denken. „Schnee und Eis gibt es derzeit mehr als genug in Fulda. Was für jeden Menschen eine Herausforderung darstellt, ist für Menschen mit schweren Gehbehinderungen sowie Blinde und Sehbehinderte oftmals ein unüberwindbares Hindernis“, erklärt Lea Widmer, Vorsitzende des Behindertenbeirates.

„Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind sehr schlecht zu Fuß oder sitzen im Rollstuhl und versuchen auf dem Gehweg zum Supermarkt in ihrer Nachbarschaft zu fahren. Sie werden schnell feststellen, dass viele Hausbesitzer es mit dem Schneeräumen zwar gut meinen aber beispielsweise nicht daran denken, dass es für rollstuhlfahrende Personen und Menschen mit Kinderwagen nicht ausreicht, nur eine „Schippenbreite“ frei zu räumen. Menschen ohne Behinderung können notfalls noch in den Tiefschnee ausweichen. Mit Rollstuhl gelingt dies jedoch nicht. Ein Rollstuhl benötigt eine Wegbreite von mindestens 90 Zentimeter – das wären oftmals bis zu drei Schippenbreiten“, so Widmer.

Sowohl Personen mit Rollstuhl als auch blinde und sehbehinderte Menschen müssten zudem leider immer wieder feststellen, dass auch am zweiten Tag nach Schneefall noch immer nicht die weißen Bodenmarkierungen an Überquerungshilfen und an Wegabzweigungen geräumt wurden. Leider scheint es auch oft so, dass – auch zum Leidwesen der Anwohner – der Straßenräumdienst dort wieder Schnee aufschichtet wo die Anwohner schon geräumt hätten. Die Bodenmarkierungen benötigten Blinde aber dringend, um die Richtung zum Überqueren ertasten zu können. Gerade bei Schnee und Eis seien diese besonders wichtig, um auf der anderen Seite auch auf dem sicheren Gehweg am vorgesehen Platz wieder anzukommen. Auch die Absenkungen für Rollstuhlfahrer verschwänden oft unter Schneebergen. Rollstuhlfahrer könnten aber Höhenunterschiede von mehr als 2-3 Zentimetern oft nicht mehr befahren, zumal bei winterlichen Verhältnissen mit Schnee und Eis.

Der Behindertenbeirat der Stadt Fulda möchte zu mehr gegenseitigem Verständnis aufrufen: „Es ist nicht verwunderlich, dass nicht jeder beim ersten Schippen bei Neuschnee gleich an Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung denkt. Schließlich ist die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger erst im höheren Alter von Einschränkungen betroffen und weiß auch erst dann, was solche Einschränkungen im Alltag bedeuten können.“ Es sei für Betroffene von Behinderung auch durchaus normal, dass sie am ersten Tag bei Neuschnee lieber mal zuhause bleiben, wenn möglich. Schließlich haben nicht jeder Nachbar und Anwohner immer die nötige Zeit, morgens mehr als das Mindestmaß zu räumen. Aber auch Menschen mit Behinderungen hätten Termine und müssten einkaufen.
Daher der Appell des Behindertenbeirates: „Wenn viele Menschen in Fulda gemeinsam in den kommenden Tagen dafür sorgen könnten, dass der ein oder andere Schneehaufen aus dem Weg geräumt wird, dann profitieren alle davon. Wir denken, dass viele Menschen, wenn sie das hier lesen, zum ersten Mal darüber nachdenken, wie es wohl so ist, mit Behinderung und Winterwetter zurechtkommen zu müssen.“ Wenn auch diese Menschen in einigen Jahren oder Jahrzenten zur Gruppe der Eingeschränkten gehörten, würden sie selbst davon profitieren, wenn die Nachbarschaft inzwischen selbstverständlich auch „barrierefrei schippt“. +++ pm/ja