Hannover. Auf einer der wichtigsten Bahntrassen des Landes sollen laut eines Zeitungsberichts vorübergehend keine Züge mehr fahren. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ muss die Deutsche Bahn den Streckenabschnitt der Schnellfahrtstrecke zwischen Hannover und Kassel vom 23. April bis zum 8. Mai für Bauarbeiten komplett sperren. Das geht aus einem internen Papier der Bahnsparte DB Fernverkehr hervor. Anschließend werde der Betrieb für zwei Tage mit reduzierter Höchstgeschwindigkeit bei 200 Stundenkilometern wieder aufgenommen.
Die Sperrung werde viele und große Auswirkungen haben, heißt es in dem Papier weiter. Bahnsprecher äußerten sich am Mittwoch zunächst nicht zu den Details. Auch das Eisenbahnbundesamt machte keine Angaben. „Diese große Baumaßnahme kam sehr kurzfristig und wird z.Z. noch ausgearbeitet“, heißt es in der internen Mitteilung weiter. Die Deutsche Bahn hatte erst im Februar das größte Modernisierungsprogramm ihrer Geschichte im Detail vorgestellt. Es umfasst Investition von insgesamt 28 Milliarden Euro in Erneuerung und Instandhaltung des deutschen Schienennetzes bis zum Jahr 2019. Die Bahn plant nach Angaben der Schienentochter DB Netz in diesem Jahr insgesamt 850 Baustellen im Streckennetz – so viele wie noch nie in der Geschichte des Unternehmens und rund ein Viertel mehr als in gewöhnlichen Jahren. Die Streckensperrung zwischen Hannover und Kassel war bislang jedoch nicht bekannt. Der Staatskonzern muss mit der Vielzahl der Bauprojekten derzeit die seit Langem nötigen Sanierungen seiner teils maroden Infrastruktur beschleunigen, Engstellen beseitigen, aber auch neue Trassen bauen.
Meist läuft der Verkehr allerdings während der Bauarbeiten weiter. Für die Deutsche Bahn, die in diesem Jahr endlich ihr großes Problem Unpünktlichkeit in den Griff bekommen will, gilt die neue Großbaustelle als herber Rückschlag. Bahn-Chef Rüdiger Grube hatte die mangelnde Pünktlichkeit seiner Züge gerade als großes Ärgernis eingestuft und Besserung als vorrangige Aufgabe schon für dieses Jahr versprochen. Etwa 25 Prozent der Fernzüge erreichen ihr Ziel bislang mit mehr als fünf Minuten Verspätung. Diesen Wert will Grube bereits 2016 eigentlich deutlich auf 20 Prozent senken. Doch ob das Ziel angesichts der Bauprojekte realistisch ist, wird intern bereits bezweifelt. Im nächsten Jahr soll der Unpünktlichkeitswert sogar auf 15 Prozent sinken. +++ fuldainfo
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