Auf den Spuren keltischer Zivilisation – Archäologische Ausgrabungen auf der Milseburg

Milseburg (Hofbieber/Gemarkung Danzwiesen). Die archäologische Erforschung der Milseburg ist mit Joseph Vonderau, Heimatforscher und Archäologe – zudem langjähriger Leiter des Vonderau Museums Fulda – eng verbunden. Mit Vonderaus Publikation – Anfang des 20. Jahrhunderts – rückte auch die Milseburg ins Blickfeld der archäologisch interessierten Öffentlichkeit. Anfang des 21. Jahrhunderts erfolgten auf der Anlage erste systematische Untersuchungen. Der damalige Direktor des Kasseler Museums, Johannes Boehlau wurde – Joachim Jenrich (1) zu Folge – im Mai 1898 vom Königlich Preußischen Kultusminister Se. Exzellenz Dr. Bosse zu einem Zustandsbericht über die Milseburg aufgefordert.

Kurze Zeit später, 1899 ließen Boehlau, Bibliotheksdirektor Wilhelm Lange, Generalmajor a. D. Gustav Eisentraut sowie Joseph Vonderau Grabungen durchführen. Nach Abschluss der Grabungen 1906 erschienen in den Veröffentlichungen des Fuldaer Geschichtenvereins einige kleinere Publikationen zur archäologischen Untersuchung auf der Milseburg. In der gleichen Reihe publizierte Vonderau 1931 den Grabungsbericht Boehlaus. Die Arbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts konzentrierten sich im Wesentlichen auf Wallschnitte, diese auch noch heute gut im Gelände zu erkennen sind, weil sie – wie damals üblich – nicht wieder verfüllt wurden. Aber auch im Siedlungsbereich zwischen Wall und Bergfuß sowie auf dem Bergrücken fanden Untersuchungen statt. Die bekannteste Stelle ist das so genannte „Dörfchen“. Dieser Name entstammt Joseph Vonderau, dieser er einst einem vorgeschichtlichen Siedlungsbereich am Nordfuß der Milseburg gegeben hatte. Nach Jahren archäologischen Stillstandes wurden die Grabungen auf der Milseburg erst wieder unter Projektleitung des Fuldaer Kreisarchäologen Matthias Müller im Jahr 2003 aufgenommen und nach dessen Tod im Mai 2004 entsprechend seinen Idealen fortgesetzt. Publiziert wurden die ersten Ergebnisse 2004 in der Reihe „HessenArchäologie“.

Zur vorgeschichtlichen Besiedlung der Milseburg

Die Milseburg war, wie einige Quellen belegen, in vorchristlicher Zeit ein beliebter und häufig aufgesuchter Platz. Aufgrund ihrer Höhe (835,2 Meter ü. d. M.) bot sich eine hervorragende Fernsicht, zu ihrem Fuß, eine günstige Siedlungsfläche. Durch Fund einer Scherbe aus der Zeit der Schnurkeramik (2500 – 1800 v. Chr.) konnte belegt werden, dass die Milseburg schon in der Jungsteinzeit (Neolithikum) begangen wurde. Aufgrund dieses Einzelfundes jedoch auf eine dauerhafte Besiedlung zu schließen, wäre allerdings eine vage Behauptung. Durch die Befunde der Grabungen von 2003/2004 (Keramik aus der Erdschicht unterhalb des Walles) lässt sich jedoch eine feste Besiedlung annehmen.

In der Eisenzeit (800 v. Chr. bis zur Zeitenwende) war die Milseburg ebenfalls besiedelt. Die meisten Funde aus der Eisenzeit entstammen aber dem Grabungsschnitt von 2003/2004; Darunter fanden sich allerdings keine Funde, die auf die Spätlatènezeit (150 v. Chr.) datiert wurden. Der überwiegende Teil des Materials aus dieser Zeit barg man – während der Altgrabungen – an anderen Stellen der Milseburg. Aufgrund dieser Funde bezeichnet man die Milseburg auch als „spätkeltisches Oppodium“. Der Begriff „Oppodium“ prägte einst Cäsar in bezeichnet in der Archäologie stadtartige Anlagen der Spätlatènezeit. Die Anlage auf der Milseburg sieht Joachim Jenrich zeitlich im Übergangsbereich zwischen einer möglichen keltischen oder germanischen Besiedlung: „Aufgrund der Fundverteilung muss man davon ausgehen, dass die Besiedlungsschwerpunkte in den einzelnen Epochen, an verschiedenen Stellen lagen.“ (2)

Der auffälligste und heute noch sichtbare prähistorische Geländebefund der Milseburg ist der Steinwall an der Ostseite des Berges. Der Wall ist heute noch ca. 2,20 Meter hoch und 15 Meter breit, zudem das Relikt einer verstürzten Mauer. Nach den Erkenntnissen der Grabungen aus den Jahren 2003/2004 war sie aus einer Holz-Stein-Konstruktion mit einem hölzernen Kastensystem aufgebaut. Die Mauer stand rund 65 Meter vom Bergfuß entfernt und umschloss damit ein Areal von etwa 32,5 Hektar. In diesem Bereich wurde das Gelände terrassiert, um – innerhalb des Siedlungsbereiches – ebene Flächen zu erhalten. Bohrungen, die man während der Grabungen in 2003/2004 durchführen ließ, ergaben – im gesamten Bereich zwischen Grabungsfläche und Gänsborn – Indikatoren von Siedlungen. Dass diese Mauer nicht gleich zu Siedlungsbeginn errichtet wurde, zeigt die unter der Mauer liegende Kulturschicht. Für die Historie der Milseburg ist festzuhalten: Eine Mauer war zu Siedlungsbeginn nicht vorhanden. Daraus schließen Archäologen, dass es bedeutende Veränderungen der herrschenden Verhältnisse gegeben haben muss.

Die archäologischen Erkundungsgrabungen auf der Milseburg gehen weiter. Als Kooperationsprojekt zwischen dem Biosphärenreservat und dem Naturpark Hessische Rhön, der Stadt- und Kreisarchäologie Fulda sowie des Institutes der Klassischen Archäologie der Philipps- Universität Marburg, führen die genannten Institutionen eine Erkundungsgrabung auf einem ehemaligen Siedlungspodium durch. Um diese besser durchführen zu können, wurden am östlichen Außenwall verschiedene Stellen sowie wenige kleine Teilflächen im Innern der Anlage untersucht. Wir sprechen dabei allerdings von nur einem Prozent der besiedelten Gesamtfläche. Die aktuelle Untersuchung soll neue Erkenntnisse vom Alltagsleben der eisenzeitlichen Bewohner auf der Milseburg liefern. Die Wiederaufnahme der archäologischen Untersuchungen wird es ermöglichen, wichtige, neue Erkenntnisse zur Besiedlungsgeschichte der Milseburg und ihrer Beziehungen zum Umfeld zu gewinnen. Interessierte haben am „Tag der offenen Grabung“ (13. September, 10:00 bis 14:00 Uhr) die Möglichkeit, an den Stadt- und Kreisarchäologen Dr. Frank Verse, sowie an das gesamte Grabungsteam Fragen zu stellen. Auch wird es vor Ort eine Präsentation der gefunden Objekte geben, bevor diese – nach der Restauration – im Vonderau Museum Fulda der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Milseburg bildet mit einer Höhe von 835,2 Metern ü. d. M. die höchste Erhebung der Kuppenrhön, diese die „Hohe Rhön“ von Norden her halbkreisförmig umschließt. Vor allem die südliche Kuppenrhön wird von zahlreichen Phonolithkuppen geprägt, von diesen die Milseburg – als markantester Berg – das Landschaftsbild beherrscht. Zahlreiche Sagen umweben die Milseburg, diese die Menschen im Laufe der Jahre phantastisch weitergaben. Die Milseburg liegt in der Gemeinde Hofbieber, Gemarkung Danzwiesen. Sie liegt genau 16 Kilometer Luftlinie östlich der Domkuppel zu Fulda. Die Milseburg ist – neben der Wasserkuppe – der am stärksten touristisch frequentierte Berg in der hessischen Rhön.

Im Herzen Deutschlands gelegen, zählt die Rhön zu den großartigsten Naturparks und Erholungsgebieten Mitteleuropas. Mit vier großen Flüssen – Fulda, Fränkischer Saale, Werra und Ulster – sowie einer Vielzahl kleinerer Gewässer, zählt die Gegend zu einem der wasserreichsten Gebiete Deutschlands. Seit 1991 trägt die Rhön das Prädikat Biosphärenreservat, welches von der UNESCO an Regionen verliehen wird, die eine intakte Natur auszeichnen. +++ fuldainfo | jessica auth

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1,2 – Die Milseburg. Perle der Rhön. Hrsg. Von Naturpark Hessische Rhön. Fulda: Parzeller 2005.