
Eine Delegation aus Petersberg hat vor Kurzem Billère besucht. Anlass für das Treffen war das Europa-Fest, das erstmals in der südfranzösischen Partnerstadt gefeiert wurde. Dabei wurde auch des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren gedacht. Die Idee für ein solches Fest ist vergangenes Jahr in Petersberg entstanden: Bei den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft wurde deutlich, dass in Billère bislang eine Veranstaltung gefehlt hat, die einem Besuch einen Rahmen gibt. Die Wahl fiel auf den 9. Mai – das ist der offizielle Europa-Tag, weil am 9. Mai 1950 die Schuman-Erklärung verlesen wurde, die heute als Startschuss der Europäischen Union gilt.
Am 8. Mai wird zudem in Frankreich des Endes des Zweiten Weltkrieges gedacht. An diesem nationalen Feiertag finden überall im Land Gedenkfeiern statt – so auch in Billère. Besonders eindrucksvoll war dort die Teilnahme von Colonel Achille Muller. Der 100-Jährige weigerte sich als Teenager, für die Nazis zu kämpfen, und floh stattdessen nach England, um sich dort den Freien Französischen Streitkräften anzuschließen. Als Fallschirmjäger operierte er unter größter Gefahr hinter feindlichen Linien und half so nach dem D-Day beim Vormarsch der Alliierten mit. Er sagte eindringlich: „So ein Krieg darf sich niemals wiederholen.“
Für Bürgermeisterin Claudia Brandes war es eine besondere Ehre, 80 Jahre nach Kriegsende als erste Deutsche bei der Gedenkfeier zu reden: „Das ist keine Selbstverständlichkeit. Denn schließlich waren es die Deutschen, die den Krieg nach Frankreich gebracht. Es waren die Deutschen, die Grauen, Schmerzen und Schrecken in ihre Nachbarländer getragen haben. Es waren die Deutschen, die die Welt mit Krieg überzogen.“ Dass die Petersberger mittlerweile mit den Franzosen feiern dürften, sei „ein großartiges Zeichen von Versöhnung, von Freundschaft, von Partnerschaft“. Zugleich sei es Aufgabe der nachfolgenden Generationen, die Erinnerung an den Krieg hochzuhalten, da die Zeitzeugen wie Colonel Muller immer weniger würden. Die Bürgermeisterin betonte: „Der 8. Mai 1945 war für Deutschland kein Tag der Niederlage, sondern ein Tag der Befreiung.“ Gemeinsam gedachten die Teilnehmer der Kriegsopfer und legten Kränze am Ehrenmal nieder.
Tags darauf nahm die deutsche Delegation, die aus gewählten Mandatsträgern, Mitarbeitenden der Verwaltung und Mitgliedern des Partnerschaftsvereins bestand, an einer Baumpflanzung anlässlich des Europa-Tags teil. Billères Bürgermeister Arnaud Jacottin erinnerte daran, dass der Baum seit der Revolution von 1789 ein Symbol der Freiheit sei und für „Leben, Kontinuität, Wachstum, Stärke und Kraft“ stehe. Bürgermeisterin Brandes wies darauf hin, wie viel Arbeit die Pflege eines Baums machen könne. Die Arbeit sei es aber wert – und am Ende trage der Baum Früchte, genau wie bei der Städtepartnerschaft. Auch Berta Fernandez, die Bürgermeisterin der spanischen Partnerstadt Sabiñánigo, ging auf die hohe Symbolkraft eines Baumes ein. Das Europa-Fest fand seinen krönenden Abschluss mit einer Party in den Markthallen Billères, bei der die deutsch-französisch-spanische Freundschaft ausgiebig gefeiert wurde. Die Petersberger hatten als Gastgeschenk Schnaps aus der Region mitgebracht, der unter den Franzosen reißenden Absatz fand.
Nicht zu kurz kommen durfte das touristische Programm, schließlich hat die Region Nouvelle-Aquitaine in dieser Hinsicht einiges zu bieten: Sei es das Schloss von Pau, eine Fahrt in die Pyrenäen, eine Partie Golf auf dem ältesten Golfplatz Kontinentaleuropas oder eine Führung durch die Weinberge von Jurancon. Ebenso wurde das Treffen zum Arbeiten genutzt. So hat sich die deutsche Delegation über die verschiedenen sozialen Projekte in Billère informiert, und es wurde beschlossen, ein neues Erasmus-Programm zu initiieren. Dabei sollen vor allem junge Leute im Vordergrund stehen. Zudem wurde die Idee eines interkulturellen Fußball-Turniers besprochen. Alles in allem war es ein gelungenes Wochenende, das den Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben wird. Das nächste Treffen im Sommer steht schon bevor – dann gemeinsam auf dem Santiagofest in Spanien. +++ pm
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