20 Prozent weniger Staus in Hessen

Brücken ein besonderer Schwerpunkt der Planungen

Autobahn

Wiesbaden. Der Verkehr auf hessischen Autobahnen ist von Januar bis März 2018 deutlich flüssiger gelaufen als im Vorjahr. Insgesamt standen die Autofahrer 1.000 Stunden weniger im Stau als im gleichen Zeitraum 2017. „Niemand steht gerne im Stau. Deshalb drehen wir an allen Stellschrauben, um den Verkehr so gut und intelligent wie möglich zu organisieren: Vom Baustellenmanagement, über die schnelle Räumung von Unfallstellen bis hin zur temporären Seitenstreifenfreigabe“, sagte Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir am Freitag in Wiesbaden. „Der Rückgang der Staus im ersten Quartal um gut 20 Prozent zeigt, dass wir dabei auf dem richtigen Weg sind. Auch wenn ich weiß, dass die Verkehrsbelastung und damit die Staugefahr auf den Autobahnen insbesondere im Rhein-Main-Gebiet nach wie vor sehr hoch ist.“

Hessen belegte beim ADAC Stauranking 2017 bundesweit einen Platz im Mittelfeld, obwohl Hessens Autobahnen die höchste Verkehrsdichte aller Flächenländer aufweisen. „Nirgendwo sind jeden Tag so viele Autos unterwegs wie auf hessischen Autobahnen. Die Spitzenwerte im Rhein-Main-Gebiet liegen viermal so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Und die Tendenz ist weiter steigend“, so der Minister. Der Minister kündigte zugleich weitere Maßnahmen an, um den Verkehrsfluss auf hessischen Autobahnen weiter zu verbessern. „Wir werden noch in diesem Jahr die Streckenbeeinflussungsanlage an der A3 zwischen Wiesbadener Kreuz und Frankfurt-Süd mit integrierter Seitenstreifenfreigabe freigeben“, so der Minister. Um die Verkehrssicherheit und den Verkehrsfluss auf der A 5 zwischen Darmstadt und der Landesgrenze Baden-Württemberg zu verbessern, ist zudem vorgesehen, als nächsten Schritt eine temporäre Seitenstreifenfreigabe zwischen Anschlussstelle Darmstadt-Eberstadt und Seeheim-Jugenheim in Fahrtrichtung Karlsruhe einzurichten. „Auch davon erhoffen wir uns weitere Entlastung auf diesem hochbelasteten Autobahnabschnitt.“

Seitenstreifenfreigaben: 3 Fragen – 3 Antworten

  1. Auf wie viel Kilometer Autobahn gibt es derzeit in Hessen eine Seitenstreifen-Nutzung und aus welchen Gründen?

    Anlagen zur temporären Seitenstreifenfreigabe (TSF) sind derzeit auf 100,4 Richtungskilometern der hessischen Autobahnen in Betrieb. Sie wurden zum Zweck der Kapazitätserhöhung und Stauvermeidung eingerichtet.

  2. Welchen Effekt hat die temporäre Freigabe des Seitenstreifens für den fließenden Verkehr?

    Diese Fragestellung wurde am Beispiel der Autobahn A5 zwischen Bad Homburger Kreuz und Nordwestkreuz untersucht. Für einen dreistreifigen Querschnitt ergab sich demnach eine Kapazitätserhöhung von 20-25% gegenüber dem Vorher-Zustand ohne Seitenstreifenfreigabe. Dadurch konnten auf der hochbelasteten Autobahn das Ausmaß der Überlastungen und damit die Zeitverluste für die Verkehrsteilnehmer erheblich reduziert werden.

  3. Hat die Seitenstreifen-Nutzung Auswirkungen auf die Anzahl der Verkehrsunfälle?

    Erfahrungsgemäß ist die Verkehrssicherheitswirkung von TSF-Anlagen neutral bis leicht positiv. Eine Untersuchung der Auswirkungen von TSF auf das Unfallgeschehen wurde für einen Abschnitt der Autobahn A3 zwischen den Anschlussstellen Obertshausen und Offenbacher Kreuz durchgeführt. Die Untersuchung ergab, dass die Unfallraten nach Einrichtung der TSF im betroffenen Abschnitt relativ konstant geblieben sind. Im Vorlauf der TSF-Anlage zeigte sich eine deutliche Reduktion der Unfallraten, die auf das geringere Risiko von staubedingten Auffahrunfällen zurückzuführen ist. Voraussetzung für ein hohes Sicherheitsniveau ist die Integration der TSF-Anlagen in eine Streckenbeeinflussungsanlage sowie die Beobachtung der Seitenstreifen mithilfe von Videokameras durch Operatoren der Verkehrszentrale Hessen vor und während der Freigabe, um die Hindernisfreiheit des Seitenstreifens sicherzustellen und notfalls den Standstreifen wieder zu sperren.

Al-Wazir: „Hessen völlig ohne Staus wird es nicht geben. Dafür ist das Verkehrsaufkommen auf unseren Autobahnen zu hoch. Überlastungen zu Stoßzeiten werden sich nie ganz vermeiden lassen“, so der Minister. Auch Unfälle oder liegengebliebene LKW würden immer zu Behinderungen und damit zu Verzögerungen und Staus führen. „Das gleiche gilt für Baustellen, insbesondere bei Brückensanierungen unter Verkehr. Unser Ziel ist es dennoch, Staus so weit wie möglich zu reduzieren. Dabei sind wir heute schon sehr erfolgreich.“ „Eins muss uns aber klar sein: Allein auf der Straße werden wir die Probleme des Straßenverkehrs gerade im Rhein-Main-Gebiet nicht lösen können. Ohne einen leistungsfähigen öffentlichen Nahverkehr ist die Mobilität nicht zu sichern. Deshalb setzen wir uns ebenfalls massiv für einen Ausbau der Schienenstrecken ein. Nur eine leistungsfähigere Schieneninfrastruktur wird die Situation auf den Autobahnen des Rhein-Main-Gebiets langfristig verbessern“, so der Minister. +++ pm