Berlin. Der Masern-Ausbruch in Berlin mit einem Todesfall hat die Impfbereitschaft in der Bevölkerung offenbar deutlich erhöht. Nach Informationen der „Welt“ meldeten mehrere Pharmagroßhändler für Februar einen deutlichen Anstieg der Bestellungen gängiger Masern-Impfstoffe. So sei direkt nach dem Bekanntwerden eines Todesfalls am Montag in Berlin die Impfstoff-Nachfrage bundesweit erheblich angestiegen, sagte ein Sprecher des Pharmagroßhändlers Sanacorp.
Von Montag auf Dienstag dieser Woche hätten die Bestellungen je nach Region zum Teil um das Fünffache zugenommen. Schwerpunkte lagen demnach im Raum Berlin und in Baden-Württemberg. Auch der Pharmagroßhandel Alliance Healthcare verbuchte eine erhöhte Impfstoff-Nachfrage. Bei den Impfstoffen der führenden Hersteller sei im Februar deutschlandweit zwar nur ein Anstieg der Bestellungen durch die Apotheken um etwa zehn Prozent festgestellt worden, sagte ein Unternehmenssprecher. „In Berlin jedoch ist die Nachfrage nach Masern-Impfstoffen dramatisch gestiegen, teilweise um bis zu 250 Prozent, so dass wir kurzfristig ausverkauft waren.“ Der Engpass lasse sich aber innerhalb weniger Stunden wieder beheben. Die Bestellungen der Apotheken bei den Großhändlern sind ein Hinweis darauf, dass nach dem Masernausbruch in der Hauptstadt und der Debatte um eine Impfpflicht nun in den Arztpraxen verstärkt Impfungen nachgeholt werden: Wenn erwachsene Patienten oder Eltern für ihre Kleinkinder jetzt versäumte Impfungen vornehmen lassen, kommt die erhöhte Nachfrage bei den Apotheken an.
Entweder müssen die Haus- und Kinderärzte bei den Apotheken Impfstoff nachbestellen oder die Mediziner stellen den Patienten Rezepte für die Impfstoffe aus und schicken sie damit zum Apotheker. Die Apotheken wiederum wenden sich an den Pharmagroßhandel, um diese Nachfrage zu decken. Die gängigsten Impfstoffe werden überwiegend von dem französischen Hersteller Sanofi und dem britischen Konzern GlaxoSmithKline geliefert. Beide bieten einen Dreifach- und einen Vierfachimpfstoff an. Darüber hinaus gibt es einen Einzelimpfstoff, der aber kaum eingesetzt wird. Die Großhändler Noweda und Phoenix verzeichneten nach eigenen Angaben keinen erkennbaren Anstieg der Impfstoff-Nachfrage. „Da wir in Deutschland gerade einer Grippewelle ausgesetzt sind und eine Masern-Impfung bei erkrankten Menschen erhöhtes Risiko in sich birgt, hält die Noweda an der aktuellen Einschätzung für die kommenden Wochen fest“, sagte ein Unternehmenssprecher. Vom Großhändler Gehe waren keine Auskünfte zu erhalten. +++ fuldainfo
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