Wirtschafts- und Mittelstandsgespräch der CDU im Vogelsbergkreis

Forderungen nach Vereinfachungen, mehr betrieblichen Freiheiten und Anstrengungen bei der Fachkräftesicherung

Im Gespräch mit der CDU-Kreistagsfraktion: Mark Philippi (IHK), Edwin Giese (Kreishandwerkerschaft), Dr. Jens Mischak (Erster Kreisbeigeordneter), Bürgermeister Stephan Paule (CDU-Fraktionsvorsitzender), Andreas Kornmann, Volker Lein (beide Kreisbauernverband) und MArtin Giese (MIT) (von links nach rechts am hinteren Tisch.

Im Hotel „Zur Schmiede“ in Eudorf führte die Vogelsberger CDU-Kreistagsfraktion kürzlich ein Gespräch mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Kreishandwerkerschaft, des Kreisbauernverbandes und der Mittelstandsvereinigung (MIT) der CDU.

Die Eröffnungsstatements machten deutlich, dass der Fachkräftemangel und der hohe Verwaltungsaufwand als zentrale Herausforderungen für die heimische Wirtschaft betrachtet werden. Mark Philippi von der IHK verdeutlichte dies anhand eines Beispiels aus seinem Betrieb, wo es mehr als ein Jahr dauert, bis ein arbeitswilliger Migrant alle bürokratischen Hürden überwunden hat, um eine Ausbildung als Busfahrer zu beginnen. Edwin Giese von der Kreishandwerkerschaft differenzierte die Lage der 1550 Handwerksbetriebe im Vogelsbergkreis, wobei die Baubranche schwächelt, während die Ausbaugewerke ihre Aufträge kaum bewältigen können. Die Kreishandwerkerschaft setzt sich entschieden dafür ein, auch künftig Fachkräfte gewinnen zu können, und begrüßte die Stärkung des Berufsschulstandorts in Alsfeld mit einer Fachklasse für Anlagenmechaniker.

Volker Lein und Udo Kornmann vom Kreisbauernverband Vogelsberg lobten die gute Ausbildungssituation in ihrer Branche, wiesen jedoch auf den Mangel an Fachlehrern hin. Auch in der Landwirtschaft gibt es unterschiedliche Entwicklungen: Während einige Betriebe sich zukunftsfähig aufstellen, ist die Investitionsbereitschaft anderer aufgrund sich ständig ändernder Vorschriften gering. Beide betonten die Bedeutung einer Zukunft für regional erzeugte Lebensmittel und begrüßten das Verständnis der Kreispolitik für die Themen der Landwirtschaft. Martin Giese von der MIT kritisierte die bürokratischen Hürden, insbesondere das neue Lieferkettengesetz, das für alle Beteiligten, gerade im Mittelstand, schwer umzusetzen sei.

Dr. Jens Mischak, künftiger Landrat des Vogelsbergkreises, identifizierte ebenfalls das Thema Fachkräftemangel als eine der künftigen Herausforderungen und streifte dabei auch die Herausforderung für Unternehmen und Betriebe, die Generation Z ins Wirtschaftsleben einzubinden. Viel zu lange blieben im Vogelsberg freie Stellen unbesetzt, mit über 200 Tagen Vakanzzeit nimmt der Vogelsberg einen unrühmlichen Spitzenplatz in Hessen ein. Bereits jetzt ist die Kreisverwaltung an vielen Stellen tätig: Netzwerk Fachkräftesicherung, Praktikumsbörse und die Ausbildungsbotschafter nannte er stellvertretend. Arbeit und Leistung müssen sich wieder lohnen, forderte er mit Blick auf die Diskussion um Bürgergeld und Grundsicherung.

Abschließend betonte Alsfelds Bürgermeister Stephan Paule, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, die Notwendigkeit von Investitionssicherheit und Planbarkeit für die Wirtschaft. Fehle diese, bliebe so manche Investition aus, Betriebe würden geschlossen oder wanderten ins Ausland ab. Die Mitglieder der CDU-Kreistagsfraktion nutzten die Anregungen und Themen der Wirtschaftsvertreter zu einer rege Diskussion, die zahlreiche Gedanken und gute Ansätze hervorbrachte. Mehr Effizienz in Verwaltungsangelegenheiten, weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und mehr Verantwortung bereits auf den unteren Ebenen könnten auf Kreisebene zu deutlichen Entlastungen führen.

Die Schlussrunde des guten Austauschs bilde eine gute Leitlinie für die Arbeit der CDU-Kreistagsfraktion, hielt Fraktionsvorsitzender Stephan Paule zum Ende fest. Hier hatte unter anderem Volker Lein mehr betriebliche Freiheiten und den gesunden Menschenverstand als Leitlinie für staatliches Handeln gefordert, Mark Philippi die Politik aufgefordert, mehr zu ermutigen und weniger zu verhindern, und Andreas Kornmann zu Vereinfachungen auf allen Ebenen aufgerufen. +++ pm