Wenn Glücksspiel zur Sucht wird

500 Euro sind für einen Spielsüchtigen nichts

Diplom-Sozialpädagoge Gregor Madzgalla (Diakonie) und Heike Böhning (Caritas) . (v.l.) Foto: Winfried Möller

Ein Blickfang waren sie, die zwei Mülltonnen auf dem Universitätsplatzt beklebt mit überdimensionalen 500 Euro-Scheinen. Die Fachberatungsstellen für Glücksspielsucht des Caritasverbandes für die Regionen Fulda und Geisa und der Diakonie Fulda beteiligten sich am hessenweiten Aktionstag. Wenn der Nervenkitzel und die Sehnsucht nach dem großen Gewinn zum alles beherrschenden Motiv des Spielers werden, dann geht es um Glücksspielsucht. Die Diplom-Sozialarbeiterin und Systemische Supervisorin Heike Böhning (Caritas) und Diplom-Sozialpädagoge Gregor Madzgalla (Diakonie) informierten am Aktionstag in Fulda über die Problematik und Risiken.

Die Leuchtreklamen der Spielhallen fallen nicht nur in einer Stadt wie Fulda ins Auge. Auch in kleineren Gemeinden im Landkreis Fulda gibt es Spielcasinos. In ihnen werden große Summen von Geld umgesetzt. In Hessen gibt es über 2000 staatliche Lotterieannahmestellen, vier Spielcasinos, über 18.000 Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten und zahlreiche bisher unlizenzierte Sportwettbüros. Hinzu kommen über 4.000 Websites mit Angeboten von Online-Glücksspielen. Glücksspielsüchtige fallen im Straßenbild von Städten und Gemeinden im Gegensatz zu alkoholkranken und drogenabhängigen Menschen nicht auf, denn Glücksspiel geschieht weitgehend in der Anonymität. Auffällig werden sie erst durch die Folgen der Sucht, wie Verschuldung, Beschaffungskriminalität, zerstörte Familien oder gar Suizidversuche und Suizide. 500 Euro sind für einen Spielsüchtigen nichts. Die Hoffnung Geld zu machen und Zwischengewinne, sind Reizimpulse immer weiter zu spielen. Sie lassen Spielsüchtige oft schon zu Monatsbeginn den ganzen Lohn verspielen. Zwanghaft „füttern“ Glücksspielsüchtige die Automaten. Das Geld verschwindet so, als wäre es in die Mülltonne geworfen worden.

Norbert Maierhof ließ sich ansprechen, bekam 500 Euroscheine, sie waren nicht echt, in die Hand gedrückt. Er sollte entscheiden, mitnehmen oder ab damit in die Tonne. Trotz Spielgeld fiel es ihm sichtlich schwer den Deckel zu heben und die Scheine hineinzuwerfen. Josef Grünbaum, 75, aus Ramholz sagte: „Ich spiele auch kein Lotto. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch“. Anders eine junge Frau, die ihren Namen nicht nennen wollte, sie habe nicht so viel Geld, um zu spielen, aber sie kenne Leute, die spielen würden. Um den Weg in die Glücksspielsucht zu vermeiden und Betroffenen sowie Angehörigen Hilfe anbieten zu können, finanziert das Land Hessen seit dem Jahre 2008 an 13 Standorten 15 Fachberatungsstellen für Glücksspielsucht, die in das bestehende hessische Suchthilfesystem integriert sind. Bei der Hessischen Landesstelle für Suchtfragen (HLS) ist Daniela Senger-Hoffmann Landeskoordinatorin für Glücksspielsucht.

Hilfe für Glücksspielsüchtige und deren Angehörige bieten das Caritas – Zentrum für Sucht- und Drogenhilfe Fulda, Fachambulanz Glücksspielsucht in der Wilhelmstraße 10, Heike Böhning, Tel.; 0661 2428361 sowie die Fachstelle für Suchtberatung und Behandlung der Diakonie, Heinrich-von-Bibra-Platz14, Gregor Madzgalla, Tel.: 0661 8388200. Die Beratung und Hilfe ist vertraulich und kostenlos. +++ winfried möller