Wenn die Stadt Exklusivität schafft – und Transparenz verliert

Die geplante Ansiedlung einer zahnmedizinischen Hochschule in Fulda kann zweifellos eine Chance für die Region sein. Umso irritierender ist die Entscheidung von Stadt und Klinikum, die Bekanntgabe exklusiv über ein einzelnes Medium zu veröffentlichen. Diese einseitige Informationspolitik wirft Fragen nach Transparenz und Gleichbehandlung der Medien auf.

Gerade bei Themen von großem öffentlichem Interesse ist es Aufgabe der städtischen Pressestelle, alle Medien gleichzeitig und vollständig zu informieren. Eine gezielte Bevorzugung untergräbt das Vertrauen in Verwaltung und Politik. Wenn das Klinikum Fulda bereits mehrfach mit demselben Medium kooperiert, um kritische Inhalte in positiver Darstellung zu platzieren, und nun auch der Oberbürgermeister diesen Weg mitgeht, ist das erklärungsbedürftig. Heiko Wingenfeld und die Klinikleitung sollten den Vorgang transparent aufarbeiten und gegenüber Stadtverordneten, Politik und Bürgerschaft für Klarheit sorgen.

Dass dies kein Einzelfall ist, verdeutlicht die Medienpartnerschaft zum Hessentag 2026. Während der zweite Partner sich zurückhält, wird das bevorzugte Medium mit städtischer Unterstützung als Hauptakteur inszeniert. Diese Schieflage schadet der Glaubwürdigkeit und muss korrigiert werden – zumal die Stadt erhebliche Mittel für eine professionelle Pressestelle aufwendet. +++ norbert hettler


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11 Kommentare

  1. Was für eine Opposition meinen Sie? In Fulda gibt es seit vielen Jahren KEINE ernst zu nehmende Opposition mehr! Das gilt für alle Parteien im Stadtparlament! Sieht man übrigens deutlich, wenn man sich aus der Vergangenheit die Grundstücksspekulationen rund um Kaiserwiesen und Emallierwerk genauer ansieht. Wer damals erheblich profitiert hat wissen alle. Auch die SPD! Nur gemacht ham die nix. Erbärmlich!

  2. Ich muss es mal deutlich sagen: fdi spielt in einer anderen Liga. Fast alles, was die machen, ist besser als bei den üblichen Verdächtigen. Ich beobachte das Medium seit 1998 – und wer ehrlich ist, weiß: Vieles, was heute im Onlinebereich selbstverständlich ist, hat fdi in der Region zuerst gemacht. Aber klar: Wenn man nur lange genug dieselbe Unwahrheit wiederholt, klingt sie irgendwann wie die Wahrheit.

    Und was passt manchen nicht? Genau! Bei fdi gibt es keinen bedingungslosen Gehorsam. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Firmen ihre Pressemitteilungen woanders brav bezahlen, bei fdi aber nicht. Denn dort wird auch dann kritisch berichtet, wenn es um eigene Werbekunden geht. Das nennt man Journalismus – ein Wort, das viele andere längst aus ihrem Vokabular gestrichen haben.

    Das ständige Gefasel von „Reichweite“ ist reiner Nonsens. Wer glaubt, man finde nur bei den gehorsamen Medien statt, lebt in einer Blase. Überregional spielen die meisten dieser Hofberichterstatter sowieso keine Rolle – auch nicht, wenn sie zum tausendsten Mal die immer gleiche hessische Politprominenz durch die Hintertür reinschieben.

    Man muss gar nicht groß Beweise suchen. Es reicht ein Blick auf die Stadt Fulda: Haben Sie irgendwo eine ernsthafte Berichterstattung über das hier diskutierte Verhalten des OBs gefunden? Eben. Fulda hält sich wirklich für eine Insel – und viele Medien spielen dieses Spiel brav mit. Auch unser allseits so „beliebter“ hr!

  3. Die geschilderte Situation zeigt exemplarisch ein grundlegendes Problem kommunaler Politik: den Umgang mit Information und Transparenz. Dass eine zentrale Nachricht exklusiv über ein Medium verbreitet und nicht offen an die Bürgerschaft kommuniziert wurde, wirft Fragen nach der politischen Kultur in Fulda auf. Informationspolitik ist nicht bloß ein technischer Vorgang, sondern ein Ausdruck demokratischer Haltung. Wer hier selektiv agiert, vermittelt das Bild von Steuerung und Kontrolle statt von Offenheit und Teilhabe.

    Besonders gravierend ist jedoch das Schweigen der Stadtverordneten. Volksvertreter sind nicht nur Repräsentanten, sondern auch Kontrollinstanz. Indem sie die Informationsstrategie der Verwaltung unwidersprochen hinnehmen, verfehlen sie ihre Rolle als Korrektiv und Sprachrohr der Bürger. Dieses Schweigen kann als Bequemlichkeit, als Loyalität gegenüber der Verwaltung oder schlicht als Desinteresse gedeutet werden – in jedem Fall wirkt es demokratieschwächend.

    Dass das Thema letztlich über einen journalistischen Beitrag doch noch öffentliche Aufmerksamkeit gefunden hat, ist ein glücklicher Zufall, ersetzt aber nicht die politische Pflicht zur Transparenz. Für die demokratische Kultur Fulda bedeutet dieses Vorgehen ein Alarmsignal: Politik darf sich nicht auf das stille Verwalten zurückziehen. Wer die Bürger nicht rechtzeitig informiert und einbindet, riskiert Vertrauensverlust und Verdrossenheit – Entwicklungen, die weit über einen einzelnen Vorgang hinaus Folgen haben können.

  4. Öffentlichkeitsarbeit dieser Tragweite sollte transparent, breit und über die offiziellen Pressestellen erfolgen – nicht als Sonderzuteilung an ein ausgewähltes Medium. Ein Oberbürgermeister, der so handelt, muss sich fragen lassen, ob er das Amt als Vertreter aller Bürger versteht – oder als Chefredakteur im eigenen Pressezirkel.

  5. Nach der umstrittenen Fahnenhissaktion zur städtischen Vergabe der Medienpartnerschaft für den Hessentag 2026 in Fulda vor wenigen Wochen in Fulda-Neuenberg riskiert der OB gleich noch eine Kontroverse – das ist stark. Herr Wingenfeld, der auch als Aufsichtsratsvorsitzender der Klinikum Fulda gAG fungiert, wäre klug darin beraten gewesen, diese erneut unbedachte und hitzköpfige Aktion vorerst zu überdenken und sich selbstkritisch zu hinterfragen, ob bei einem solch wichtigen Thema, das für die Stadt und die Region durchaus relevant ist, nicht alle regionalen Medien hätten eingeladen werden sollen. Ich muss den Vorkommentatoren zustimmen, dass dies völlig die falsche Botschaft ist, einem umstrittenen Medium erneut Exklusivität zu gewähren und damit allen anderen Medien zu verstehen geben, dass man diese nicht braucht oder diese nicht wichtig seien. Dass ein solches Gebaren auch noch die Zustimmung eines Vorstandssprechers findet, ist mir unbegreiflich. So etwas findet man wirklich nur in Osthessen. Ich bin mal auf die Reaktion der Opposition gespannt, wie sie diesen, erneuten Fehler, aufarbeiten will.

  6. Die Diskussion um die Rolle des Hessischen Rundfunks (HR) in der Regionalberichterstattung wirft eine zentrale Frage auf: Erfüllt der öffentlich-rechtliche Sender seinen Auftrag, auch in Osthessen kritisch und unabhängig zu berichten? Der HR ist nicht auf Werbeeinnahmen angewiesen und wird über Rundfunkbeiträge finanziert – genau das soll die Basis für journalistische Unabhängigkeit und kritische Recherche sein.

    Doch in Fulda und Umgebung wird aus meiner Sicht zu selten hinterfragt und zu oft zugestimmt. Der Eindruck, der HR pflege ein zu harmonisches Verhältnis zu Institutionen und verzichte auf unbequeme Fragen, ist nicht neu. Gerade in Regionen wie Osthessen sollte unabhängiger Journalismus gelebt werden, er ist hier unverzichtbar für Transparenz und demokratische Kontrolle.

    Eine Berichterstattung, die sich zu sehr an offiziellen Darstellungen orientiert, mag weniger Konflikte auslösen – sie verfehlt jedoch den eigentlichen Auftrag des Journalismus. Öffentlichkeit lebt nicht nur von der Weitergabe von Informationen, sondern auch von kritischer Einordnung und dem Aufdecken von Missständen. Wer Exklusivität sucht, darf nicht den Preis mangelnder Transparenz zahlen.

    An FDI geht an dieser Stelle ein klarer Appell: weiter mutig bleiben und Missstände offen ansprechen.

  7. In unserer Region fehlt es oft am Mut – vor allem am Mut, Nein zu sagen. Warum zahlen so viele Unternehmen für ihre eigenen Pressemitteilungen, statt sich klar zu verweigern? Gerade jetzt, zum Ausbildungsstart, zeigt sich diese Abhängigkeit besonders deutlich. Wovor hat man eigentlich Angst? Das Verhalten des Oberbürgermeisters bestärkt diesen Irrglauben: Wer nicht mitmacht, verliert – so die Botschaft.

    Und unsere Lokalzeitung, einst eine kritische Stimme? Schweigt. Früher wurde der Finger in die Wunde gelegt, heute wird jede Reibung vermieden – offenbar aus Angst, ins Abseits zu geraten. Wenn man sich dann auch noch als „zweiter Partner“ beim Hessentag präsentiert, wirkt das wie eine Belohnung fürs Stillhalten. Ebenso beschämend: das Schweigen der „Opposition“. Wer so etwas kommentarlos durchgehen lässt, verspielt das Vertrauen der Wähler.

    Wenn Medien in ganz Deutschland so agierten wie in Osthessen, könnten wir auf Journalismus gleich ganz verzichten.

  8. Dem kann ich nur zustimmen. Die Entscheidung, ausgerechnet diesem umstrittenen Medium Exklusivität zu gewähren, ist ein fatales Signal. Was verspricht man sich davon? Und werden die Zeitung und andere Medien in der Region dazu schweigen – ist ihnen die Glaubwürdigkeit tatsächlich so egal?

  9. Ich wohne zwar schon lange nicht mehr in Osthessen, – verfolge aber täglich die Meldungen auf allen Online-Medien. Abgesehen davon, dass das Niveau der Presselandschaft in Deutschland seit Jahren im Sinkflug ist, um jeweils Auflagen zu sichern und sich im Wettbewerb der Medien zu behaupten, so scheint mir OSTHESSEN ein besonderer Fall zu sein.
    Der im Zusammenhang mit einer geplanten Zahnhochschule erschienene, ehrliche und mutige Kommentar von Herrn Hettler ermutigt mich, an dieser Stelle einmal in Stichworten meinen Eindruck wiederzugeben: Was die geplante Z-Hochschule anbelangt, habe ich mich schon gewundert, dass über das Prozedere lediglich ON berichtet hat. Exklusiv? Da fragen sich Leserinnen und Leser doch sofort, wie ist es denn möglich, dass sich der Oberbürgermeister in der Berichterstattung auf e i n e Plattform beschränken kann. Zudem auf die aus meiner Sicht niveauloseste der gesamten Region. – Für mich ein mehr oder weniger MordTotschlagsUnfallGenussorgan-Fenster, das von massenhaften (zum Teil pietätlosen) Klick-Fotos und primitiven Kommentaren des dortigen Chefs (ein selbsternannter „Chefredakteur“) zur Unterstützung der OB-Partei gekennzeichnet ist.
    Aufgefallen ist mir auch, dass auf ON teilweise Artikel von Redakteuren der ehrwürdigen FZ erscheinen. Wie ist so etwas möglich? Ein Rätsel jedenfalls.
    Kommen wir auf das Verhältnis von OB Wingenfeld und ON zurück. Ich habe schon öfters daran gedacht, wie diese Nähe (auch belegt durch jede Menge Umarmungsfotos) zustande gekommen ist – bis hin zu einer Hessentags-Medienpartnerschaft von Stadt FD und ON. Man kann die Schleimspuren, die ON hinterlässt, regelrecht sehen. Aber wie kann ein OB um sich herum alle anderen Medien vergessen, um eines zu bevorzugen. Manchmal denke ich, da werden sich doch hoffentlich keine „Leichen im Keller“ befinden!?
    Mal abgesehen von diesen Eindrücken, muss Herr Wingenfeld als studierter Mensch doch wenigstens ahnen, dass er sich und der Stadt FD mit einer einseitigen Bedienung von Presseorganen schadet.
    Wobei ich bei ON nicht von einem Presseorgan sprechen würde. Auch wenn man dort versucht, mit dem permanenten Anpirschen an Pöstchenträger aller Art den Anschein auf Seriosität zu erzeugen.
    Herr OB Wingenfeld wachen Sie endlich auf, bevor es zu spät ist!
    Und was sagen die anderen Parteien zum Verhalten von Herrn Wingenfeld. Mir scheint, irgendwie hat er Sie alle im Griff.
    Natürlich kann ich mich als Nichtmehr-Osthesse auch täuschen. Ich wünschte es wäre so.

  10. Exklusivität für ein in der Region umstrittenes Medium – ernsthaft, Herr Wingenfeld? Glaubt er wirklich, dass das einen positiven Effekt hat? Die Realität dürfte anders aussehen, als das, was ihm möglicherweise schöngeredet wird.

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