Weiter Rätselraten um Motiv von Berliner Todesfahrer

Berlins Innensenatorin nennt Todesfahrt "Amoktat"

Nach dem ein 29-jähriger Deutsch-Armenier am Mittwoch in Berlin eine Lehrerin totgefahren und 14 Schüler einer zehnten Klasse aus Hessen zum Teil schwer verletzt hat herrscht weiter Rätselraten um ein mögliches Motiv. Einen Unfall schließen die Ermittler bereits seit dem Nachmittag aus. Laut eines Medienberichtes wurde am frühen Abend die Wohnung des Mannes in Berlin-Charlottenburg von einem SEK gestürmt und durchsucht. Dabei soll aus Sicherheitsgründen ein Erkundungsroboter zum Einsatz gekommen sein. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte am Nachmittag bestätigt, dass der Mann in seinem Kleinwagen politische Plakate dabei gehabt habe. Es seien „Plakate, wo er sich über die Türkei äußert“, sagte sie. Nachdem er am Vormittag nahe des Breitscheidplatzes laut Zeugenangaben mit Vollgas über den Bürgersteig und in eine Menschengruppe gerast war, soll er ausgestiegen und weggelaufen sein. Passanten haben ihn laut verschiedener Berichte festgehalten, bis die Polizei eintraf. Die Beamten riefen weitere mögliche Zeugen auf, sich zu melden.

Berlins Innensenatorin nennt Todesfahrt „Amoktat“

Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat die Todesfahrt eines 29-jährigen Deutsch-Armeniers am Mittwoch als „Amoktat“ bezeichnet. „Nach neuesten Informationen stellt sich das heutige Geschehen an der Tauentzienstrasse als eine Amoktat eines psychisch beeinträchtigten Menschen dar“, schrieb sie am Mittwochabend auf Twitter. Bei der Tat waren in Berlin eine Lehrerin totgefahren und 14 Schüler einer zehnten Klasse aus Hessen zum Teil schwer verletzt worden. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey sagte dem „Heute-Journal“ im ZDF: „Wir alle hier in Berlin sind sehr betroffen von der Tat.“ Man versuche alles, den Angehörigen und Opfern beizustehen, aber an so einem Tag sei es schwer, Trost zu spenden. Zum Stand der Ermittlungen sagte sie: „Wir wissen bisher noch nicht genau, was die Motive waren.“ Die Ermittler würden derzeit mit Hochdruck daran arbeiten, die Hintergründe aufzuklären. Ermittelt werde in alle Richtungen, vom gesundheitlichen Beeinträchtigungsschaden, bis hin zu einer absichtlichen, vorsätzlichen Tat. Derzeit könne man es aber noch nicht mit Sicherheit sagen, so Giffey. Der 29-jährige Fahrer, ein Deutsch-Armenier, soll Sicherheitskreisen zufolge ein Plakat im Wagen gehabt haben, das sich gegen die Türkei richte. Dazu sagte Giffey: „Es gibt entgegen der Aussagen, die zwischendurch mal kamen, kein Bekennerschreiben. Es sind diese zwei Plakate gefunden worden auf der Rückbank, aber es ist noch nicht geklärt, ob das im Zusammenhang mit der Tat steht, wem die gehören und ob dahinter eine politische Aussage steht.“ In den ersten Vernehmungen des Mannes habe man noch keine klaren Aussagen bekommen, so Giffey. Man habe Bundesinnenministerin Faeser über den Sachstand informiert, man sei im Austausch. Im Moment sei es aber Aufgabe der Berliner Ermittlungsbehörden, sagte Giffey, da die Motivation der Tat noch unklar sei. Auf die Frage, ob man für Fußgänger in Berlin mehr Sicherheit schaffen könne, sagte die Bürgermeisterin: „Wir haben hier am Breitscheidplatz seit Dezember 2016 umfangreiche Sicherheits- und Schutzmaßnahmen. Wir haben heute genau gegenüber dieser Schutzmaßnahmen den Vorfall gehabt. Das ist eine Situation, die besonders schlimm ist.“ Die Sicherheit in Berlin sei für sie ein ganz wichtiger Arbeitsschwerpunkt, ergänzte die SPD-Politikerin. Doch man werde nicht die ganze Stadt mit Pollern und Betonabzäunungen versehen können.

Tiefe Bestürzung in Hessen

Die Landesregierung ist tief bestürzt über den Vorfall. „Diese schockierende Nachricht aus Berlin macht mich fassungslos und tief betroffen. Meine Gedanken sind bei den Opfern, die voller Freude auf einer Klassenfahrt in der Hauptstadt waren. Den Hinterbliebenen der verstorbenen Lehrerin spreche ich mein tief empfundenes Beileid aus. Ich hoffe inständig, dass alle Verletzten vollständig genesen. Hessen hat der Stadt Berlin jedwede Unterstützung angeboten“, sagte Ministerpräsident Boris Rhein. Kultusminister Prof. Dr. Ralph Alexander Lorz sagte: „Wir haben umgehend Notfallbetreuungsteams nach Bad Arolsen geschickt, um den Angehörigen, Mitschülerinnen und Mitschülern sowie den Lehrkräften beizustehen. Ein Team aus der Schule ist auf dem Weg nach Berlin, um den Jugendlichen vor Ort sowie ihren Eltern zur Seite zu stehen. Neben der Aufklärung dieses Vorfalls ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler über die traumatischen Erlebnisse sprechen können.“ Innenminister Peter Beuth betonte: „Die Behörden vor Ort tun alles Denkbare zur Aufklärung dieses Vorfalls. Die Kolleginnen und Kollegen der Berliner Polizei ermitteln mit Hochdruck in alle Richtungen. Mein Dank gilt den engagierten Kräften in der Bundeshauptstadt für ihren Einsatz.“ +++