Warum sich zurzeit alles um den Ball dreht

Berlin. Es gibt kein Entrinnen. Was derzeit aus brasilianischen Fußballstadien live in Wohnzimmer oder auf öffentliche Plätze in Deutschland schallt, lässt kaum mehr jemanden kalt. WM, Jogis Jungs, Deutschlands „Neuer“ Held, DFB, Fifa – das sind alles Begriffe, die inzwischen wahrscheinlich jeder schon gehört hat. Und auch weiß, um was es eigentlich geht. Die derzeitige Fußball-Weltmeisterschaft hat auch eingefleischte Fußball-Muffel gepackt. Die gucken vielleicht nicht ganz so enthusiastisch wie Millionen andere bundesdeutsche Fans – aber spätestens seit dem Halbfinale zeigen auch ausgewiesene Ball-Laien rudimentäres Interesse am Turnier in Brasilien.

Die Menschen kommen in Bewegung – und vor allem kommen sie wieder zusammen. Hunderte, Tausende treffen sich zum gemeinsamen Gucken, Mitfiebern und Freuen – auch in der Lausitz. Alles scheint auf ein neues Sommermärchen hinauszulaufen. Und alle wollen daran teilhaben. Die Politik versucht, auf der Welle der Sympathie mitzuschwimmen und hofft, dass unpopuläre Entscheidungen im allgemeinen WM-Trubel untergehen. So hat zum Beispiel Bundespräsident Joachim Gauck jetzt die umstrittene Diätenregelung für Bundestagsabgeordnete nach langem Zaudern durchgewunken. In Nicht-Fußball-Zeiten wäre das ein riesiger Aufreger. Jetzt wird das maximal als Nebensache zur Kenntnis genommen. Und die eigentliche Nebensache – nämlich Fußball – regiert die Nachrichten.

Aber das ist in diesen Zeiten auch in Ordnung. Den Deutschen eilt nicht gerade der Ruf voraus, besonders positiv zu sein. Die WM hilft der Nation da gerade sehr. Die Vorfreude aufs Finale ist auf allen Kontinenten riesig. Und plötzlich bekommt die deutsche Mannschaft sogar moralische Unterstützung aus Brasilien. Obwohl die Brasilianer so blamabel vom DFB-Team vom Platz gefegt wurden. Die Nationalspieler erweisen sich als die besten Botschafter unseres Landes – besser als es jeder Politiker je könnte. Fast jeder scheint einen Grund zu haben, sich über die WM, vor allem aber aufs Finale, zu freuen. Die Sport-Fans wollen ein tolles Spiel sehen, die feierfreudigen Fans wollen mit möglichst vielen zusammen fröhlich sein, die Interims-Fans lassen sich von der Euphorie anstecken und die Anti-Fußballer freuen sich, wenn kommende Woche alles vorbei ist. Aber das ist das wirklich Schöne an der Sache – egal, wie das Spiel gegen Argentinien am Sonntagabend ausgeht – 2018 ist die nächste WM. Und dann geht alles wieder von vorne los, so die Lausitzer Rundschau. +++ fuldainfo