Wanderausstellung zu „Ackermann und der Tod“ im Fuldaer Stadtschloss

Gemeinsame kulturelle Wurzeln im Blickpunkt

Peter Hoffmann, Margarete Ziegler-Raschdorf und Otokar Löbl. (v.l.) Foto: Stadt

Es ist eines der bedeutendsten Werke der deutschen Literatur des Spätmittelalters: „Der Ackermann und der Tod“, geschaffen um das Jahr 1400 von dem Dichter, Stadtschreiber und Notar Johannes von Saaz (oder auch Johannes von Tepl genannt). Jetzt ist in der Galerie vor den Spiegelsälen des Fuldaer Stadtschlosses eine Ausstellung zu dem Werk und seiner Wirkungsgeschichte sowie zu seiner Bedeutung für die gemeinsamen kulturellen Wurzeln von Tschechen und Deutschen in Böhmen zu sehen. Organisiert und konzipiert hat die Wanderausstellung der Förderverein der Stadt Saaz/Zatec mit seinem Vorsitzenden Otokar Löbl (Frankfurt) an der Spitze in Kooperation mit dem Landesverband Hessen der Ackermann-Gemeinde.

Bei der Ausstellungseröffnung betonte die ehemalige Hessische Landesbeauftrage für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Margarete Ziegler-Raschdorf (Fulda), die in Vertretung für Fuldas OB Dr. Heiko Wingenfeld die Begrüßung der Gäste der Vernissage übernommen hatte, die Bedeutung der Ausstellung „für die gemeinsame Erinnerungskultur und für die Völkerverständigung“: Da die Tafeln zweisprachig angelegt sind, gehen sie auch in der Tschechischen Republik auf „Wanderschaft“ durch verschiedene Ausstellungsorte. Der besondere Dank Ziegler-Raschdorfs ging an Otokar Löbl sowie posthum an den inzwischen verstorbenen Autoren der Ausstellung, Dr. Andreas Kalckhoff. Ebenso dankte sie der Stadt Fulda für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Den Umgang der Stadt Fulda mit dem historischen Erbe der Vertriebenen und die Sicherung der Dokumente und Archive nannte die ehemalige Landesbeauftragte „ein Vorbild für andere Städte“. Ziegler-Raschdorf wörtlich: „So wie die Vertriebenen in den verschiedenen Städten damals aufgenommen und integriert wurden, so sollten auch die Archivschätze der Heimatvertriebenen in die Archive ihrer jeweiligen Aufnahmekommunen Eingang finden.“

Für den Landesverband Hessen der Ackermann-Gemeinde sprach deren Vorsitzender Peter Hoffmann. Der diözesan organisierte Verband sieht sich als Vertretung der katholischen Heimatvertriebenen aus dem Sudetenland und hat sich seit seiner Gründung 1946 stets für die Aussöhnung zwischen Deutschen, Tschechen und Slowaken stark gemacht. Seit Jahrzehnten fördert der Verband auch den Austausch zwischen jungen Menschen aus Ost und West. Über die Ausstellung äußerte Hoffmann sich begeistert: „Im Kleinen ist das hier das Bauen am gemeinsamen Haus Europa.“

Ausstellungsmacher Otokar Löbl, der selbst in Saaz geboren ist, erläuterte die Motivation zu der Schau und die Bedeutung des Werks „Der Ackermann und der Tod“. In dem Werk, das der Autor als „rhetorische Stilübung“ bezeichnete, geht es um ein fiktives Streitgespräch zwischen dem Ackermann, der seine Frau verloren hat, und dem Tod. Mit Blick auf das darin vermittelte „moderne“ Menschenbild wurde die Schrift bisweilen als Vorläufer des humanistischen Geistesströmung angesehen. Der Autor Johannes, der kreative Stadtschreiber von Saaz, sei später oft nationalistisch vereinnahmt worden, jedoch könne die Ausstellung dazu beitragen, „Klischees der deutsch-tschechischen Beziehungen zu überwinden“, so Löbl. Die Rückbesinnung auf Johannes von Saaz sei geeignet zu zeigen, dass Böhmens Kultur „weit mehr ist als nur Bier und der Brave Soldat Schwejk“. Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 26. Mai zu den Öffnungszeiten der Stadtverwaltung in der Galerie vor den Spiegelsälen des Stadtschlosses. +++ pm

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