Vorstand Klinikum: Qualität kann durch Verbund auch verbessert werden

Fulda. Das Klinikum in Fulda sorgt in der Region immer wieder für Diskussionen. Oft hört man, dass mit Personal nicht korrekt umgegangen würde, Patienten unzufrieden seien. „Privatisierung“ oder „Klinikverbund“ sind dafür nur Stichworte. Dabei ist die Klinik eine TOP-Adresse für Herzpatienten in Deutschland und gehörte auch im Jahre 2013 zu den besten Krankenhäusern Deutschlands. In die Klinik wurde in den letzten Jahren viel investiert. Über die die gigantische Eingangshalle gibt es sehr unterschiedliche Meinungen. fuldainfo hat vor kurzem wieder einmal mit dem Vorstand, Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel (Sprecher) und Dietmar Pawlik gesprochen.

Zum Thema Klinikverbund sagte Dietmar Pawlik, wie wir nachfolgend zitieren: „Dieses Thema ist 2012 von Staatsminister Stefan Grüttner in die Diskussion eingeführt wurde. Der hatte angesichts von zwei Klinikprivatisierungen im Rhein-Main Raum die Frage gestellt, wie man es schaffe, dass man Häuser in kommunaler Trägerschaft halten könne, die im Wesentlichen – bis auf wenige Ausnahmen – als Einzelgesellschaft in kommunaler Hand sind. Diese Häuser sind oftmals in einer Verlustsituation und das ist bundesweit so und nicht ein Problem alleine in Hessen. Wenn man diese Häuser mit Krankenhäuser vergleicht, die schwarze Zahlen schreiben, besonders die, die in Verbünden zusammengezogen sind, gibt es Größeneffekte und Standardisierungsprozesse, die Kosteneinsparungen bringen. Die Anregung von Grüttner bezog sich auf die Frage, inwieweit man Krankenhäuser in kommunaler Trägerschaft in eine ähnliche Richtung bringt. Eine Kooperation rein auf einer verbalen Ebene ist sehr fragil. Eine der Thesen des hessischen Sozialministeriums lautet, ´wenn eine Kooperation effektiv sein soll, müssen auch die Gesellschaftsanteile zusammengeführt werden.` Seitdem gibt es in Hessen eine breite Diskussion um Klinikverbunde. Zurzeit werden für einen osthessischen Klinikverbund die Gespräche auf Trägerseite geführt. Hier geht es auch darum, wieweit man kartellrechtlich einen Verbund realisieren kann. Abhängig von dieser Entscheidung wird es dann eine Diskussion geben, ob es wirtschaftlich Sinn macht, einen solchen Verbund aufzubauen. In Osthessen wird es versorgungswirtschaftlich sicher interessant werden, eine solche Einheit zu bilden, weil man an den drei Standorten übergreifende Konzepte zur medizinischen Versorgung der Region mit etwa 450.000 Einwohner realisieren kann“, so Pawlik.

Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Menzel sagte, dass es nicht darum gehe, zu sagen, dass es dann in Bad-Hersfeld keine Chirurgie oder in Fulda keine HNO mehr geben solle. Man glaube nicht, dass dies auf diese Entfernung ein schlüssiges Konzept wäre, wenn man hier etwas wegnehme. Was man sich aber vorstellen könne, wäre etwa eine Spezialabteilung für Nierenerkrankungen mit einer Chefärztin oder einem Chefarzt, der in Fulda oder Hersfeld sitzen würde und zwei Abteilungen hätte. Dies würde nach Ansicht von Menzel den Posten des Chefarztes oder der Chefärztin attraktiver machen und die Qualität der Personen, die auf einen solchen Posten bewerben würde, erhöhen. So könne das Angebot in der Breite erhalten werden und die Qualität in der Spitze würde besser. Gute Beispiele für Effizienzsteigerungen wären das Labor, die Apotheke und die Verwaltung. Man müsse ja nicht alles doppelt haben. Das alles sei auch nicht neu Die Privaten machten es uns vor, so Menzel. „Ich glaube unabhängig davon, wie das Kartellamt entscheidet, müsse man sich auf die Suche nach Partnern machen, die Zeit der Einzelkämpfer ´Krankenhäuser` ist vorbei. Zumindest auf absehbare Zeit“, meinte Menzel. Weiter sagte er. „Helios-Rhön ist jetzt ein Konzern mit rund 110 Häuser, hier finden Synergieeffekte auf einen ganz anderem Level statt, die formal ein Maßstab sein werden, nicht was Nähe, Versorgung oder Qualität angehe, aber was Effizienz angeht. Da wir im Gesundheitswesen regulierte Preise haben, ist das der ´Benchmark`, an dem man sich orientieren muss. Zwar ist die nächste große Gesundheitsreform in Arbeit, wir glauben aber nicht, dass es Geld auf die Krankenhäuser regnen wird“, so Menzel. Die Qualität könne durch einen Verbund trotz Kostendruck verbessert werden. „Es stellt sich ja die Frage, wo gespart wird. Da wo Prozesse ins Leere laufen, dort wo man doppelt besetzt ist und wo Gelder verschwendet werden, das ist in den letzten Jahren zwar weniger geworden, aber es ist nicht ganz weg“, so Menzel. Sicher wäre es falsch, wenn man dort anfange, zu sparen, wo der Patient direkt betroffen ist. Mit einer Zusammenlegung könne man eine Menge erreichen. Als Beispiel nannte Menzel die Verweildauer im Krankenhaus. „Während man vor 20 Jahren mit einer Blinddarmentzündung noch 12 Tage im Krankenhaus lag, ist das heute eine ambulante Operation und das auf einem hohen Niveau“, so Menzel.

Mit Blick auf die Personalpolitik sagte Dietmar Pawlik, es sei richtig, dass keine Überstunden ausgezahlt würden. Die Arbeitszeiten würden auf einem Arbeitszeitkonto erfasst und dem Arbeitnehmer gutgeschrieben. Auch würden alle Überstunden gewertet und mit Freizeit ausgeglichen. Auch der Betriebsrat sei dafür, dass man dies so handhabe. Dass in einem Krankenhaus Überstunden anfallen würden, sei auch völlig normal so, Menzel. Im Notfall sage man ja nicht, „ jetzt ist Feierabend“ und behandle den Patienten nicht mehr. Das würde niemand im Klinikum machen. Man stoße eher einmal mit den Arbeitszeitgesetzregelungen an die Grenzen. Das sei in Notfallsituation einfach erforderlich. „Was wir gemacht haben, seit wir hier sind, … wir haben Personal abgebaut. Das mussten wir aus der wirtschaftlichen Verantwortung heraus so machen, wir hatten fast 2.000 Vollkräfte, als wir im Klinikum angefangen haben, jetzt sind es noch 1810 Menschen, die bei uns beschäftigt sind. Denn es stellte sich uns auch die Frage wie man die ganzen Mitarbeiter finanzieren könne, denn Preise erhöhen können wir ja nicht“, so Menzel. Im Vergleich zu anderen großen Krankenhäusern in Hessen und Deutschland habe man aber immer noch mehr Personal. „Und das ist noch so viel, dass wir uns ganz schön strecken müssen, um über das, was man von den Krankenkassen bekomme, auch bezahlen zu können. Man müsse die Balance von genug und nicht zu viel finden. Die wirtschaftliche Entwicklung des Klinikums ist ja kein Geheimnis. 2011 Probleme in der Zentralen Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA).“ Hier habe man eine Zeit lang mit halber Kraft fahren müssen und sehr viel Geld ausgegeben, um die ZSVA auf den neusten Stand zu bringen. Das ist uns hervorragend gelungen und wird uns auch von Leuten die sich das von außerhalb ansehen bestätigt. Um wieder in die Gewinnzone zukommen, müsse man alle Anstrengungen unternehmen, um dort hinzukommen. Man sei aber auf einem guten Weg, so Menzel. „Sparen tue man aber dort, wo es der Patient nicht merkt; an besseren Einkaufsbedingungen, an der Organisation und dann schauen wir, dass wir einen adäquaten Personaleinsatz hinbekommen. Dass dies nicht jedem gefällt, dafür habe ich Verständnis“, so Menzel.

Die rund 63 Millionen Euro, die am Klinikum verbaut werden, ist die größte Investition seit Jahrzenten. Man müsse das Haus auf den neusten Stand bringen, diese sind notwendige Maßnahmen, die für den Weiterbetrieb nötig sind. Bis zum Jahr 2025 dürften sich die Baumaßnahmen auf ein normales Krankenhaus übliches Maß verringern. +++ fuldainfo