Von der Begrifflichkeit des Wunders – Oder das fatale Einsetzen der Pressefreiheit

Fulda. Wie können die nur? Fragen Sie sich das, sehr verehrte Leserin, sehr verehrter Leser, wenn Sie die News in Print- oder Onlinemedien sehen oder das Tagesgeschehen im Fernsehen verfolgen, nicht auch des Öfteren? Da werden Menschen beispielsweise in einen schweren Unfall verwickelt – und schlagartig ändert sich für diese Menschen und deren Familien, das komplette Leben. Träume und berufliche Ambitionen können vielleicht nicht mehr verwirklicht werden. Das Leben macht einem einen gnadenlosen Strich durch den konzipierten Lebensentwurf. Nichts wird vielleicht einmal mehr so sein, wie es einst gewesen.

Was glauben sogenannte „Boulevard-Blätter“ zu sein? Sie veröffentlichen diese schrecklichen Bilder von Menschen, die in diesem Moment, als man das Foto schoss, womöglich in Lebensgefahr schwebten und um ihr Leben kämpften, ohne Skrupel und veröffentlichen spekulative, oft dümmliche Berichte, die man sich „offensichtlich“, völlig aus den Fingern gesaugt hat und glauben sich „Journalist“ nennen zu können. So auch kurz vor Weihnachten über den aktuellen Gesundheitszustand des verunglückten Michael Schumacher geschehen. Hier sprach man von „Sensationeller Heilmethode“, „Die schönste Nachricht des Jahres“ oder gar einem „Wunder“.

Wie sind Wunder eigentlich konnotiert? Wann spricht man überhaupt von einem Wunder? Wie ist die Begrifflichkeit des Wunders überhaupt definiert? Antworten darauf findet man möglicherweise in der Theologie – vielleicht kann uns aber auch die Schulmedizin einige Beispiele für ein solches Wunder nennen. Mit diesen Berichten hat man die Familie des Verunglückten praktisch ‚dazu gezwungen‘, eine Stellungnahme abzugeben. Dies dürfte von diesen Medien dann auch der wahre Grund für die Berichterstattung gewesen sein – Stellung zum aktuellen Gesundheitszustand nehmen; Zumal sich die Familie auch nicht freiwillig zum Genesungsfortschritt äußert.

Wäre es nicht viel mehr ein Wunder, wenn diese sogenannten „Journalisten und Reporter“ einmal selbsthinterfragend, sowie selbstkritisch zur „Tat schreiten“ und etwas mehr in sich gehen würden – und das – ohne die Auflage im Sinn zu haben – versteht sich. Was geht in diesen Menschen bloß vor, die mit dem Leid Anderer so unbedacht umgehen, reißerische Schlagzeilen daraus machen oder nur das Werbeetat im Sinn zu haben. Sitzt denn niemand auf dem Chefsessel dieser Redaktionen, der diesen Menschen Respekt erweist oder gar ein Gewissen hat? Dies alles sind Fragen, die einem kommen, wenn man solche Zeilen liest und die wir auch immer wieder von unseren Lesern gestellt bekommen. Sicher trifft dies nicht auf alle Medien zu, aber leider gibt es dieses Phänomen immer öfter – so auch in unserer Region. Unüberlegte journalistische Darstellungsform, die man surrealerweise Pressefreiheit nennt.

Auch bei uns, in Osthessen, wird ja nicht gerade selten, wo und wann immer es möglich ist, „Sensationsgeilheit geübt“. In diesem Sinn wird mit dem Unglück anderer versucht, Auflage zu machen bzw. Klicks zu ergattern. Ein Appell an die Vernunft dieser „Schlagzeilen-Junkies“ bringt oftmals wenig, denn oft – reicht es dafür kognitiv einfach nicht. Klar hat man gegenüber seinen Lesern auch irgendwo eine Pflicht und muss dementsprechend auch über schwere Unfälle und Sonstiges berichten, nur die Art und Weise, wie dies geschieht, sollte man als Rezipient hinterfragen; Denn, wenn es sich jemand aussuchen kann, wie er informiert werden möchte, dann er. Mit sachlicher Berichterstattung, die ihr Hauptaugenmerk nicht auf schreckliche Unfallbilder legt oder eben mit solchem voyeuristischen Journalismus. Auch im Journalismus sollte es verinnerlichtes, ungeschriebenes Gesetzt sein, gewisse Normen und Konventionen zu wahren oder was glauben Sie, was in einem Menschen vorgeht, wenn er durch die Presse erfährt, was seinem Familienmitglied zugestoßen ist… Dies sollte jedem einleuchten; Vorausgesetzt er ist sozial behaftet und arbeitet auf hohem Niveau. +++ fuldainfo

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