Viele Förderleistungen kommen bei Kindern nicht an

Bildungs- und Teilhabepaket ein "Bürokratiemonster"

Viele Förderleistungen der Bundesregierung kommen trotz Rechtsanspruch bei der Mehrheit der Kinder und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien nicht an. Das zeigen Recherchen des ARD-Magazins „Monitor“ nach Auswertung einer aktuellen Statistik der Bundesagentur für Arbeit. So erhielten von rund zwei Millionen potenziell Leistungsberechtigten unter 15 Jahren im Corona-Jahr 2020 nur rund 55 Prozent Mittel aus dem Bildungs- und Teilhabepaket. Nur rund elf Prozent der Kinder erhielten Unterstützung bei der Lernförderung. Fachleute kritisieren das seit zehn Jahren geltende Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung (BuT) als „Bürokratiemonster“.

In seiner jetzigen Form blieben Kindern und Jugendlichen gleiche Chancen bei Bildung und soziokultureller Teilhabe vorenthalten. Zugleich entstünden sehr hohe Verwaltungskosten. Erstmals hat die BA die Anzahl der Leistungsberechtigten und der BuT-Bewilligungen unter Hartz-IV-Empfängern für ein gesamtes Jahr ausgewiesen. Demnach wurde im vergangenen Jahr nur bei 7,3 Prozent aller leistungsberechtigten Schüler Geld für einen eintägigen Schulausflug bewilligt. Lernförderung bekamen lediglich rund 11,1 Prozent – obwohl gerade sie für Kinder aus finanziell benachteiligten Familien besonders wichtig wäre. Leistungen zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben – darunter fallen unter anderem Vereinsbeiträge – wurden 14,7 Prozent aller bezugsberechtigten Schüler bewilligt.

Nicht enthalten in der Statistik der Bundesagentur sind unter anderem Daten über leistungsberechtigte Kinder- und Jugendliche aus Familien, die Asylbewerberleistungen, Wohngeld oder den Kinderzuschlag erhalten. Die Bundesagentur für Arbeit weist zudem darauf hin, dass ihre Zahlen aus methodischen Gründen nicht geeignet seien, genaue Inanspruchnahme-Quoten des Bildungs- und Teilhabepaketes zu errechnen. Aus Sicht von Experten zeigen sie dennoch eindeutig, dass das Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zu viele Kind er nicht erreicht. „Die Leistungen sind zu restriktiv ausgestattet, sie sind zu niedrig und zu schwer zu erreichen“, sagte etwa Joachim Rock vom Paritätischen Wohlfahrtsverband dem Magazin. „Die Pandemie wirft Kinder und Jugendliche einfach nochmal zurück, und es bräuchte ein viel stärkeres Maß an Unterstützung als diese immer noch nicht ausreichend in Anspruch genommene Leistung.“ +++