Verfassungsschutz gab falsche Zahl von Neonazi-Konzerten an

Jelpke: "Die Verfassungsschutzämter belügen in ihren Berichten die Öffentlichkeit"

Deutsch, Bundestag

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die Öffentlichkeit falsch über die Zahl der Neonazi-Konzerte informiert. Sie wurde auf Drängen der Landesämter für Verfassungsschutz im Jahr 2018 um 50 und 2019 um 60 Veranstaltungen zu niedrig angesetzt, um Quellen zu schützen, berichten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe unter Berufung auf eine Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion.

Die nachträgliche Streichung beruhe darauf, dass die Landesämter nur solche Musikveranstaltungen für ihre Jahresberichte erfassten, „über deren Durchführung offene bzw. maximal als Verschlusssache (VS)-Nur für den Dienstgebrauch eingestufte Erkenntnisse vorliegen“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Konzerte, über die geheime „höher eingestufte Erkenntnisse“ vorlagen, wurden nicht gezählt „und somit im Rahmen der jährlichen Abstimmung gestrichen“. Faktisch wurden die Abgeordneten des Bundestages und die Öffentlichkeit nach zweierlei Maßstäben informiert. Die Abgeordneten bekamen korrekte Angaben, für die Verfassungsschutzberichte wurden die Zahlen wieder geändert. Für 2018 wurden den Abgeordneten 320 Konzerte der rechtsextremen Szene genannt.

Im Bericht des Bundesverfassungsschutzes wurden nur 270 Konzerte aufgezählt. Für 2019 waren laut Regierungsantworten 372 rechtsextreme Musikveranstaltungen registriert worden, aber nur 311 laut Verfassungsschutzbericht. Die Praxis fiel auf, als die Linke die Angaben miteinander verglich. „Damit ist es amtlich: Die Verfassungsschutzämter belügen in ihren Berichten die Öffentlichkeit“, sagte Jelpke den Zeitungen. Sie sprach von einer „skandalösen Praxis“. Mehr denn je müsse jegliche Behauptung in den Verfassungsschutzberichten von Bund und Ländern in Frage gestellt werden. „Wer weiß schon, wo sie weitere Unwahrheiten verbreiten.“ Jelpke kritisierte, „der Inlandsgeheimdienst verharmlost das tatsächliche Ausmaß der Nazi-Umtriebe in Deut schland und täuscht mutwillig die Bevölkerung“. +++

Sie können uns jederzeit Leserbriefe zukommen lassen.

Diskutieren kann man auf Twitter oder Facebook

Hier können Sie sich für den fuldainfo Newsletter anmelden. Dieser erscheint täglich und hält Sie über alles Wichtige, was passiert auf dem Laufenden. Sie können den Newsletter jederzeit wieder abbestellen. Auch ist es möglich, nur den Newsletter „Klartext mit Radtke“ zu bestellen.

Newsletter bestellen