US-Wahlkampf: Republikaner Kasich warnt vor „Sterben“ seiner Partei

Putin muss aufgehalten werden

Washington. Der republikanische Spitzenpolitiker John Kasich hält seine Partei in ihrer jetzigen Verfassung für nicht überlebensfähig. Im Interview mit dem „Handelsblatt“ plädierte der Gouverneur von Ohio daher für eine grundlegende Neuausrichtung. Während der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump Amerika abriegeln will, sprach sich Kasich dafür aus, mehr Flüchtlings ins Land zu lassen. „Ich würde gern mehr Flüchtlinge in Ohio aufnehmen – aber auf geordnete Weise“, sagte er.

„Wir brauchen mehr junge Menschen. Aber klar ist auch, dass wir keine Radikalen wollen. Wir brauchen ein klares Bekenntnis, dass jene, die wir hereinlassen, auch wirklich bei uns leben wollen.“ Ausdrücklich lobte der konservative Reformer Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Haltung in der Flüchtlingsfrage. Im scharfen Widerspruch zu Trump, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin in höchsten Tönen lobt, forderte Kasich Europäer und Amerikaner auf, dem Kreml-Chef „mit mehr Sanktionen“ zu begegnen: „Putin muss aufgehalten werden.“ Im Vorwahlkampf hatte Kasich versucht, Trumps Spitzenkandidatur zu verhindern. Er war der letzte Republikaner, der sich dem Populisten geschlagen gab. Seither zählt Kasich zu den schärften innerparteilichen Kritikern des Kandidaten.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass Kasich für 2020 eine erneute Kandidatur anstrebt. Dem „Handelsblatt“ erklärte der 64-Jährige, warum er Trumps Verhalten als „demagogisch“ wertet: „Es ist gefährlich, wenn man die Leute runterzieht und ihnen einredet, dass sie von anderen Leuten betrogen werden.“ Für die Republikaner sieht Kasich nur dann eine Zukunft, wenn sie sich von ideologischen Dogmen lösen und stattdessen pragmatische Lösungsvorschläge für die drückenden Alltagsprobleme der Amerikaner anbieten – die hohen Gesundheits- und Bildungskosten, die Lohnstagnation, die Konflikte zwischen Weißen und Schwarzen. Für den Fall, dass die Parteireform misslingt, hat Kasich eine eindringliche Warnung parat: „Dann sterben wir.“ +++

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