Unternehmerforum bot konkrete Tipps und Austausch

„Vielfaltsbrille“ aufsetzen und Bewusstsein schärfen

Fulda. Im Wettbewerb um die klügsten Köpfe dürfen sich die Unternehmen und Personalverantwortlichen auf neue Ansätze einstellen. Das wurde beim 8. Unternehmerforum, zu dem das Kommunale Kreisjobcenter eingeladen hatte, deutlich. Ein Impulsvortrag und die anschließende Podiumsdiskussion zum Thema „Vielfalt im Betrieb“ zeigten auf, dass es an der Zeit ist, die Perspektiven zu wechseln. Veranstaltungsort war das Unternehmen FFT im Industriegebiet Fulda-West.

Zahlen, hypothetische Modelle, Diversity-Konzepte oder gar den moralischen Zeigefinger ließ der Vortrag von Johannes Weidl, Projektleiter beim RKW Kompetenzzentrum in Eschborn, vermissen. Stattdessen setzte der Referent auf Praxiserfahrungen und konkrete Tipps zur Verbesserung betrieblicher Strukturen. „Um das Arbeitskräftepotenzial auszuschöpfen, ist es zunächst einmal wichtig, das eigene Personalmanagement zu hinterfragen“, erklärte Weidl. Vielleicht gebe es Personen- oder Bevölkerungsgruppen, die im Betrieb noch nicht berücksichtigt worden seien. Als Beispiele nannte er geflüchtete Menschen sowie Menschen mit physischen oder psychischen Einschränkungen.

Im nächsten Schritt sei es wichtig, sich die „Vielfaltsbrille“ aufzusetzen und sich in den anderen hineinzuversetzen. Die Empfehlung des Referenten lautete, bei unerwarteten Reaktionen des Gegenübers das eigene Bauchgefühl sowie die Gesprächsführung kritisch zu beleuchten. „Vielleicht war in einem Bewerbungsgespräch eine Frage nicht konkret genug oder sie war vielleicht so formuliert, dass sie auch falsch verstanden werden konnte“, erläuterte Weidl. Er betonte, dass es wichtig sei, ein Bewusstsein für Vielfalt zu entwickeln. „Jeder Mensch ist eine Kombination unterschiedlicher sichtbarer und unsichtbarer Merkmale. Die entscheidende Frage ist, was kann jemand wo einbringen?“

Aus der Sicht des Referenten ist Vielfalt ein Querschnittsthema, das nicht nur Relevanz für das Personalmanagement habe, sondern in die Bereiche Strategie, Führung, Arbeitsorganisation und Unternehmenskultur übergreife. „Ein vielfaltsbewusster Betrieb ist in der Lage, die verschiedenen Blickwinkel und Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter wahrzunehmen und gezielt für das Erreichen der Unternehmenskultur einzusetzen. Er achtet auf Unterschiedlichkeit und Chancengleichheit, akzeptiert die Individualität aller Beschäftigten und setzt sich für ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander ein. Es ist das Ziel, dass alle Beschäftigen gerne zur Arbeit kommen“, so Johannes Weidl.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Organisationsentwickler Stefan Jehn moderiert wurde, berichteten Landrat Bernd Woide, Manfred Hahl, Geschäftsführer FFT, Dr. Shadi Amiri, Geschäftsleitung BBZ Mitte, Augenoptikermeisterin Antje Ferrara, Matthias Kraft, Geschäftsführer Grümel und Ulrich Nesemann, Leiter Fachdienst Kommunaler Arbeitsmarkt beim Kreisjobcenter, von ihren Erfahrungen und Lösungsansätzen im Umgang mit Vielfalt.

Das Unternehmerforum ist Teil des Landesprogramms „Kompetenzen entwickeln – Perspektiven eröffnen“. Eine Betriebsführung hatte den rund 100 Besucherinnen und Besucher Einblicke in die Philosophie und das Leistungsspektrum des Unternehmens FFT gegeben. Musikalisch wurde die Veranstaltung durch das Duo Chris & Me umrahmt. +++

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