Unternehmer in Osthessen wollen Flüchtlinge beschäftigen

Fulda. Mit Beschäftigungsangeboten will die heimische Wirtschaft Flüchtlingen eine Perspektive bieten, betonten IHK-Vizepräsident Dr. Christian Gebhardt und Dr. Herbert Büttner von der Kreishandwerkerschaft Fulda, die mehr als 140 Unternehmer und Führungskräfte aus der Region zu einer Informationsveranstaltung im ITZ-Fulda begrüßen konnten. Dahinter stehen allerdings nicht nur soziale, sondern auch wirtschaftliche Motive: Die regionalen Unternehmen aus Industrie und Handwerk sehen in der Beschäftigung von Flüchtlingen eine Chance, ihren zukünftigen Fachkräfte- und Ausbildungsbedarf zu decken.

Informierten im ITZ Fulda über die Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge (v. li.): Matthias Kraft, Lutz E. Weidner, Kerstin Stenzel, Christina Fink, Waldemar Dombrowski, Dr. Herausgegeben von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda Heinrichstraße 8 | 36037 Fulda | Postfach 1652 | 36006 Fulda Telefon 0661 284–0 | Fax 0661 284–44 | Internet: www.ihk-fulda.de Herbert Büttner, Bernhard Borrmann, Landrat Bernd Woide, Ulrich Nesemann, Stefan Schunck, Dr. Christian Gebhardt und Christoph BurkardWer an diesem Abend, Patentrezepte für die Beschäftigung von Flüchtlingen in seinem Unternehmen erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Jeder Fall ist unterschiedlich und muss einzeln geprüft werden. Christina Fink von der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda verdeutlichte: „Es gibt alleine verwaltungstechnisch 77 verschiedene Fallkonstellationen zur Beschäftigung von ausländischen Arbeitnehmern“. Auch Ulrich Nesemann vom Jobcenter des Landkreises Fulda betonte, dass es keinem Arbeitgeber zuzumuten sei, sich mit dem komplizierten Verwaltungseinmaleins zu beschäftigen. Deshalb starten der Landkreis Fulda und die Arbeitsagentur, so Arbeitsamtschef Waldemar Dombrowski, ab Dezember ein gemeinsames Arbeitsmarktbüro für Menschen mit Fluchthintergrund. An diese Stelle können sich die interessierten Unternehmer dann zentral wenden. Bis dahin stehen natürlich auch die Mitarbeiter der Ausländerbehörde des Landkreises, des Kreisjobcenters und der Arbeitsagentur für Anfragen zur Verfügung.

Regionalmanager Christoph Burkard zeigte in einer kleinen Gesprächsrunde, dass in zahlreichen Fällen die Beschäftigung oder Ausbildung von Flüchtlingen bereits hervorragend funktioniert. In der von Grümel betreuten Gemeinschaftsunterkunft Michaelshof in Hilders-Unterbernhards hat sich eine Gruppe von haupt- und ehrenamtlichen Betreuern und Unternehmern aus der näheren Umgebung gefunden, die die Integration der Flüchtlinge ganz pragmatisch angeht. In Zusammenarbeit mit dem Landkreis werden dort aktuell zwei Sprachkurse für die 100 Bewohner veranstaltet. Sozialbetreuer Bernhard Borrmann und der ehrenamtlich tätige Berater Lutz Weidner gaben einen Einblick in die Flüchtlings-Community des Michaelshofs. In langen Einzelgesprächen werden dort die Qualifikationen der Migranten ermittelt und anschließend Kontakte zu Unternehmen hergestellt. Ein Engagement, das vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus quittiert wurde.

„Bei der Unterbringung und Integration von Flüchtlingen sind wir im Land Hessen ganz weit vorne“, betonte Landrat Bernd Woide. Der Landkreis habe zahlreiche Maßnahmen zur Integration ergriffen, die über das vorgeschriebene Mindestmaß deutlich hinausgingen. Woide warnte die Unternehmer aber vor übertriebenem Optimismus. „Wenn wir Flüchtlinge dauerhaft als Arbeitskräfte in unserer Region halten wollen, müssen wir uns um sie bemühen.“ Ohne geeignete Ansprache und Angebote würden viele von Ihnen, insbesondere aus den syrischen Großstädten, die ländliche Region Fulda verlassen und in die deutschen Metropolen abwandern.

Eine Möglichkeit, um Flüchtlinge schon früh für eine Beschäftigung und Zukunft in der Region Fulda zu begeistern, ist das Programm Siqua24, das der Geschäftsführer des BBZ-Mitte, Stephan Kraus vorstellte. Betreuung, Qualifizierung und Beschäftigung gehen hier nahtlos ineinander über. Das Programm wird vom Landkreis Fulda und dem Regionalen Standortmarketing finanziert und startet im Dezember dieses Jahres. +++ fuldainfo

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