Unmut bei der Feuerwehr Lauterbach wegen fehlenden Landeplatzes

Stadtbrandinspektor Schütz: „Hier wird irgendetwas kompensiert.“

Bei der Lauterbacher Freiwilligen Feuerwehr kommt immer mehr Unmut auf. Neben den rund 150 Einsätzen im Jahr kommen die Einsätze zum Ausleuchten des Landeplatzes zur Landung des Rettungshubschraubers hinzu. So kam es am Heiligabend wieder zu einem H1Y-Einsatz, wie es im Fachjargon der Feuerwehr heißt. Dabei bedeutet das Stichwort H1 Y „Menschenleben in Gefahr“. An diesem Abend verließen die freiwilligen Helfer ihre Familien, eilten zur Rettungswache, um anschließend die „Dirlammer Straße“ abzusperren und die Gerätschaften zum Ausleuchten des Landeplatzes für den Rettungshubschrauber aufzubauen.

Natürlich geben die freiwilligen Einsatzkräfte alles, um Menschen in Not zu helfen. Auch bei diesem Einsatz war das so. Ein lebensälterer Patient musste vom Eichhof-Krankenhaus in eine andere Klinik schonend und schnell verlegt werden. Das ideale Transportmittel ist in diesem Fall ein Rettungshubschrauber. Weil es aber keinen festen Landeplatz für den Rettungshubschrauber in Lauterbach gibt, musste die Freiwillige Feuerwehr Lauterbach, Löschzug Mitte, mit rund 20 Einsatzkräften ausrücken. Die „Dirlammer Straße“ musste kurzzeitig für den Aufbau der Lichtmasten abgesperrt werden. Von Feuerwehrleuten bis zum Rettungsdienst steht alles bereit. Dann das große Warten auf den Rettungshubschrauber und die Frage kommt der Hubschrauber überhaupt? Denn erst nach der Alarmierung der Feuerwehr startete der Hubschrauber in Gießen. Zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht klar, ob der Hubschrauber überhaupt den Vogelsbergkreis wetterbedingt anfliegen kann. Wäre ein Überfliegen des Vogelsbergkreises sicherheitshalber nicht möglich, müsste der Einsatz abgebrochen werden. Dieser Aufwand wäre bei einem vorhandenen festen Landeplatz nicht nötig.

Kommt der Rettungshubschrauber, entsteht die Frage, wo wird er landen? Auf der Straße oder dem angrenzenden Acker, der mit zwei Lichtmasten groß ausgeleuchtet ist? Zu diesem Zeitpunkt weiß das niemand von den Einsatzkräften. Die letzte Entscheidung trifft der Pilot. Wir von Fuldamedia wissen es auch nicht. Wir stehen bereit und warten bei ungemütlichem Wetter. Schön ist anders. Eigentlich könnten die Einsatzkräfte an diesem Abend zu Hause bei ihren Familien sein. Eigentlich! Denn einen festen Hubschrauberlandeplatz gibt es in der Kreisstadt nicht. Zum Glück ist es am frühen Abend und keiner der freiwilligen Helfer muss am nächsten Tag zur Arbeit. Das ist aber nicht immer so, sagt uns Stadtbrandinspektor Hans-Jürgen Schütz. „Wir sind dieses Jahr schon über 10 Mal eingesetzt worden, um nachts für diesen Hubschrauber einen Landeplatz auszuleuchten. Hier wird irgendetwas kompensiert. Hier fehlt ein Hubschrauberlandeplatz. Das, was derzeit als Landefläche vorgesehen ist, wird manchmal vom Hubschrauber angenommen und manchmal eben nicht“, betont Schütz. Jeder Pilot würde es anders entscheiden. „Mal fliegt er an die Lauterkampfbahn, an die Adolf-Spieß-Halle oder eben in die Dirlammer Straße. Jeder Pilot macht es anders“, fährt der Stadtbrandinspektor fort.

Der stellvertretende Wehrführer Tony Michelis ergänzt: „Das Schlimme ist, wir kommen nachts hier her und müssen am anderen Tag wieder an die Arbeit. Nach so einem Einsatz ist man über eine Stunde unterwegs. Danach braucht man noch eine Zeit, bis man wieder zur Ruhe kommt.“ Diese Aussage darf nicht falsch verstanden werden, denn es sei nicht das Problem, dass die Feuerwehr nicht ausleuchten will. Bei einem Unfall irgendwo in der Pampa ist das keine Frage. Hier geht es nicht anders. „Aber hier ist es eine Dauereinrichtung. Wir kompensieren hier etwas“, sagt Tony Michelis. Stadtbrandinspektor Hans-Jürgen Schütz führt weiter aus: „Wir haben über 150 andere Einsätze im Jahr. Nun kommen solche Einsätze noch hinzu. Das müsste nicht sein. Wir müssen uns auf die Kernaufgabe beschränken, sonst können wir das ehrenamtlich nicht mehr lange aufrecht erhalten. Das geht irgendwann nicht mehr.“ Das Problem eines Hubschrauberlandeplatzes besteht nicht erst seit gestern. Doch Handlungsbedarf sieht Dr. Christof Erdmann, Verwaltungsdirektor der Eichhof-Stiftung, nicht, wie er sich im Frühjahr 2019 in einer Ausgabe des „Lauterbacher Anzeiger“ äußerte. Interesse für den Bau eines Hubschrauberlandeplatzes sei zwar da, aber einen „Handlungsdruck“ bei den wenigen Patientenverlegungen sehe er nicht. Allerdings muss man dabei bedenken, welchen Aufwand die Freiwillige Feuerwehr Lauterbach mit ihren Ehrenamtlichen betreibt, um die Patientenverlegung zu ermöglichen. Darüber muss sich die Politik und die Verantwortlichen der Eichhof-Stiftung im Klaren sein und handeln, sodass sich die Feuerwehr wieder ganz auf Kernaufgabe konzentrieren kann. +++ pm