Tiefensee kritisiert Standortentscheidung für Batterieforschungsfabrik

Ostdeutschland muss an strategischen Großprojekten beteiligt werden

Wolfgang Tiefensee

Thüringens Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat die Entscheidung, die geplante „Forschungsfabrik Batteriezelle“ (FFB) im westfälischen Münster zu errichten, scharf kritisiert. „Erneut geht der Osten leer aus“, sagte Tiefensee. Die Entscheidung gehe wieder einmal über alle Erfolge hinweg, die insbesondere Sachsen und Thüringen in den letzten Jahren auf dem Feld der Batterieforschung und -produktion erreicht hätten. „Eine Standortpolitik, die auch die Interessen der ostdeutschen Länder im Blick hat, sieht anders aus.

Es wäre wichtig gewesen, dass Thüringen und Sachsen bei einem strategisch so bedeutsamen technologischen Großprojekt zumindest beteiligt worden wären.“ Die Entscheidung, die das CDU-geführte Bundesforschungsministerium am Freitag (28.6.) getroffen hatte, zeige einmal mehr: „Von einer ‚Priorität Ost‘, wie sie der Thüringer CDU-Landesvorsitzende Mohring von seiner eigenen Partei zuletzt noch eingefordert hatte, ist weiterhin nichts zu spüren. Wenn es wirklich drauf ankommt, kann sich Ostdeutschland auf die CDU nicht verlassen.“ Das gelte nicht zuletzt mit Blick auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, Christian Hirte.

Sachsen gehörte, unterstützt von Thüringen, mit seinen länderübergreifenden Forschungseinrichtungen zu den insgesamt sechs bundesweiten Konsortien, die sich um den Zuschlag für das mit zunächst rund 500 Millionen Euro geförderte Forschungsvorhaben beworben hatten. Beide Länder verfügen mit dem Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS) in Dresden und Hermsdorf über eine Forschungseinrichtung, die sich zu einem großen Teil auf die Entwicklung von Komponenten und Systemen für die Energietechnik spezialisiert habe. Thüringen könne darüber hinaus weitere etablierte Batteriekompetenzen von der Produktion bis zur Forschung aufweisen – von der Ansiedlung eines großen chinesischen Batteriezellenherstellers (und damit der ersten Batteriezellenproduktion in Deutschland), dem künftigen „Technologiecampus Batteriefertigung“ am Erfurter Kreuz (das die Entwicklung der Produktions- und Automoatisierungstechnik in diesem Bereich vorantreiben soll) bis hin zum Zentrum für Energie- und Umweltchemie (CEEC) an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (das an der Entwicklung elektrochemischer Energiespeicher ohne kritische Rohstoffe oder seltene Metalle arbeitet).

„Deutschland muss jetzt zügig eine Technologieführerschaft im Bereich der Batterie- und Energiespeichertechnik aufbauen“, sagte Tiefensee weiter. Dafür seien die Kompetenzen vieler Partner und aus vielen Bereichen gefragt – vom Bezug der Rohstoffe und Materialien über die Herstellung von Batteriezellen, -modulen und -systemen bis hin zum Recycling und der Rückgewinnung von Rohstoffen. „Thüringen hat seine Kompetenzen in vielen dieser Bereiche in den letzten Jahren signifikant ausgebaut und wird einen wichtigen Beitrag zu diesem übergreifenden Ziel leisten. Dafür wünschen wir uns allerdings auch mehr Unterstützung vom Bund.“ +++