Der Schweizer Mutterkonzern Migros Zürich hat ein umfassendes Sanierungsprogramm für seine deutsche Tochter Tegut beschlossen. Grund dafür sind anhaltende wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Das Programm sieht den Abbau von 120 Stellen in der Verwaltung sowie die Schließung oder den Verkauf von rund 10 Prozent der Filialen vor. Tegut-Chef Thomas Gutberlet, Enkel des Firmengründers, verlässt das Unternehmen mit sofortiger Wirkung. Die Geschäftsführung wird neu aufgestellt und durch einen Chief Restructuring Officer verstärkt.
Hoffen auf Erhalt der Standorte
Die Ankündigung sorgt für Betroffenheit in der Region. Michael Konow betont die wichtige Versorgungsfunktion von Tegut, insbesondere im ländlichen Raum, und hofft auf den Erhalt aller Standorte. Auch Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld setzt sich für den Erhalt des Tegut-Filialnetzes ein und appelliert an die Migros-Konzernzentrale, den Umbau sozialverträglich zu gestalten.
Konow: „Tegut steht wie kaum ein anderes Unternehmen für unsere Region“
IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Konow zeigt sich persönlich betroffen vom Ausscheiden Gutberlets und dankt ihm für seinen Einsatz für die regionale Wirtschaft. Er hofft, dass Tegut der Turnaround gelingt und die freigesetzten Mitarbeiter schnell eine neue Beschäftigung finden.
Dr. Wingenfeld: „Markanter Einschnitt für den Wirtschaftsstandort Fulda“
Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) bezeichnet die Nachricht aus Zürich als „markanten Einschnitt für den Wirtschafts- und Handelsstandort Fulda“. Er respektiert jedoch die unternehmerische Entscheidung und setzt auf eine sozialverträgliche Umsetzung des Umbaus. Wingenfeld würdigt das Engagement der Tegut-Mitarbeiter und den scheidenden Geschäftsführer Thomas Gutberlet, der das Unternehmen „mit großem Verantwortungsbewusstsein durch schwieriges Fahrwasser gesteuert“ habe. Die Sanierung von Tegut ist ein schwerer Schlag für die Region Fulda. Es bleibt zu hoffen, dass die Maßnahmen zum Erfolg führen und die negativen Auswirkungen für die Mitarbeiter und die Region so gering wie möglich gehalten werden können.
Woide: Im ländlichen Raum ist tegut ein wichtiger Partner
Landrat Bernd Woide (CDU) erklärte: „Die Ankündigung des Stellenabbaus ist eine einschneidende und bedauerliche Entscheidung des Unternehmens. Nicht nur für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie deren Familien ist die Entscheidung ein Schock, sondern auch für die gesamte Region Fulda. Ich hoffe sehr, dass der Stellenabbau möglichst sozialverträglich durchgeführt wird und die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schnellstmöglich neue Job-Perspektiven in der Region finden. Ich hoffe, dass die Entscheidungen des Unternehmens keine grundlegenden negativen Auswirkungen auf die Einzelhandelsstruktur im Landkreis Fulda und insbesondere im ländlichen Raum haben. Denn speziell im ländlichen Raum ist tegut ein wichtiger Partner.“ +++
Die aktuelle Krise bei Tegut sorgt für hitzige Diskussionen. In den sozialen Medien wird schnell der Schweizer Eigentümer Migros als Schuldiger ausgemacht. Doch ist diese Schuldzuweisung wirklich gerechtfertigt?
Es stimmt, dass Tegut seit der Übernahme durch Migros im Jahr 2012 rote Zahlen schreibt. Doch die Probleme des Unternehmens reichen viel weiter zurück. Schon vor der Übernahme hatte Tegut mit sinkenden Umsätzen und zunehmendem Wettbewerbsdruck zu kämpfen.
Migros hat in den vergangenen Jahren viel Geld in Tegut investiert und versucht, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Doch die Bemühungen waren bisher nicht erfolgreich.
Es ist leicht, die Schuld bei Migros zu suchen. Doch die Wahrheit ist komplexer. Tegut hat hausgemachte Probleme, die nicht von heute auf morgen gelöst werden können.
Statt nach Schuldigen zu suchen, sollten wir uns auf die Zukunft konzentrieren. Wie kann Tegut wieder erfolgreich werden? Welche Rolle kann Migros dabei spielen?
Es ist wichtig, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Nur so kann Tegut eine Zukunft haben.
So ist es. Das Abschieben von Schuld auf andere ist eine gängige Strategie, um sich von der Verantwortung zu entlasten und das eigene Selbstbild zu schützen. Dieser Mechanismus ist psychologisch gut erforscht und gehört zu den sogenannten Abwehrmechanismen, die Menschen einsetzen, um unangenehme Gefühle oder Erkenntnisse zu vermeiden.