Taliban-Vormarsch in Afghanistan geht weiter

Der Vormarsch der Taliban in Afghanistan geht nach dem Abzug der NATO-Truppen weiter. Am Freitag ist Sarandsch, die Hauptstadt der Provinz Nimrus, in die Hände der Islamisten gefallen, teilte die Vize-Gouverneurin der Provinz mit. Damit hat die Taliban nun die erste Provinzhauptstadt unter ihrer Kontrolle. Laut lokalen Medien seien Hunderte Menschen auf der Flucht aus der Stadt. Neben ihrem militärischen Vormarsch setzt die Taliban auch weiter auf Terror-Akte gegen Politiker. So wurde der Sprecher der afghanischen Regierung am Freitag durch Taliban-Kämpfer erschossen. Einen Tag zuvor sind bei einem Anschlag auf Verteidigungsminister Bismillah Mohammadi 13 Menschen getötet worden. Der Minister überlebte den Angriff unverletzt.

UN-Hilfsmission will Eingreifen des Sicherheitsrats in Afghanistan
Die UN-Sonderbeauftragte Deborah Lyons, Leiterin der Hilfsmission in Afghanistan (UNAMA), dringt auf ein Eingreifen des Sicherheitsrates in der Islamischen Republik. Da sich der Krieg dort nun in „einer neuen, tödlicheren und zerstörerischeren Phase“ befinde, müsse der Rat tätig werden, um eine Katastrophe abzuwenden, sagte sie am Freitag. Der Vormarsch der Taliban in den letzten Monaten, der nun auf große Städte abzielt, erinnere an die Syrien- und Balkankriege. „Afghanistan steht jetzt an einem gefährlichen Wendepunkt“, sagte sie. „Vor uns liegt entweder eine echte Friedensverhandlung oder eine tragisch verflochtene Reihe von Krisen: ein zunehmend brutaler Konflikt, verbunden mit einer akuten humanitären Situation und sich vermehrenden Menschenrechtsverletzungen.“ Die Folgen dessen könnten über die Landesgrenzen hinausgehen. Sie forderte die Botschafter auf, die Gelegenheit zu ergreifen und Engagement zu zeigen, „um zu verhindern, dass Afghanistan i n eine so ernste Katastrophe gerät, dass es in diesem Jahrhundert nur wenige oder gar keine Parallelen gibt“. Nachdem die Taliban im Zuge des Abzugs ausländischer Truppen ländliche Gebiete erobert haben, dringen die Taliban nun auf große Städte vor, und die Provinzhauptstädte Kandahar, Herat und Lashkar Gah stehen unter erheblichem Druck. Die Zahl der Opfer sei verheerend, sagte die UN-Sonderbeauftragte. Allein im vergangenen Monat seien in diesen drei Gebieten mehr als 1.000 Tote verzeichnet worden, während Häuser, Krankenhäuser, Brücken und andere Infrastruktur zerstört wurden. „Dies ist eine andere Art von Krieg, die an Syrien vor Kurzem oder Sarajevo in nicht allzu ferner Vergangenheit erinnert. Urbane Gebiete anzugreifen bedeutet, wissentlich enormen Schaden zuzufügen und massive zivile Opfer zu verursachen“, beklagte die Leiterin der UN-Hilfsmission. +++

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