Start der Bildungsmesse 2023 in Fulda

Partner der Messe über Bedarfe und worum es jetzt geht

Verantwortliche der Bildungsmesse Fulda 2023 am 6. und 7. Oktober im Kongresszentrum Fulda haben am Donnerstag in ihrer turnusmäßigen Vorab-Pressekonferenz im Hotel- und Kongresszentrum Esperanto in Fulda erste Informationen zur Bildungsmesse gegeben und über deren Bedeutung für die Region gesprochen. An den beiden Tagen werden mehrere hundert Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen erwartet. Über 140 Ausbildungsbetriebe präsentieren sich, geben Berufsorientierung und informieren über Weiterbildungsmöglichkeiten. So werden am Freitag im Kongresszentrum über 3000 Schülerinnen und Schüler in Begleitung ihrer Lehrkräfte erwartet.

Landrat Woide: Eine Berufsausbildung ist eine gleichwertige Alternative zum Studium

„Die Bildungsmesse ist für uns als Partner jedes Jahr etwas Besonderes. Die Bildungsmesse ist in unserer Wirtschaftsregion ein wichtiger Termin. Die Bildungsmesse schafft Zugänge, sie versucht, mit einem breiten Angebot, jungen Menschen Orientierung in der Ausbildungslandschaft Osthessen zu geben. Wir leben in einer Zeit, in der viel über das Internet läuft. Das hat sicherlich seine Berechtigung; aber manchmal, und gerade beim Thema Ausbildung und Berufswahl ist es wichtig, dass man in Präsenz zusammenkommt und auch miteinander ins Gespräch kommt“, so Landrat Bernd Woide am Donnerstag in Fulda. Im Besonderen verwies Woide auf die Möglichkeit, auf der Bildungsmesse das direkte Gespräch mit Auszubildenden des zweiten und dritten Lehrjahrs zu suchen, die den Unentschlossenen ihre Entscheidung erleichtern können. Ausbildung, so Landrat Woide, habe auch ihre Berechtigung. Vor dem Hintergrund des Einschlagens einer akademischen Laufbahn erachte er es als wichtig, auch die Alternativen zum Studium in der Region aufzuzeigen. „Das ist mehr als gleichwertig. KI verändert Berufe und auch akademische Verläufe, daher ist eine Berufsausbildung eine gleichwertige Alternative zu einem Hochschulstudium“, so Woide, der dafür warb, die Bildungsmesse, die alljährlich mit sehr viel Aufwand betrieben werde, zu besuchen.

IHK-Präsident Gebhardt: Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben

„In diesem Jahr präsentieren sich auf der Bildungsmesse über 140 Ausbildungsbetriebe. Ab diesem Jahr ist beabsichtigt, die Bildungsmesse alljährlich stattfinden zu lassen, zuvor fand sie im Zweijahresrhythmus statt. Dies ist der hohen Nachfrage geschuldet. Wir präsentieren eine Bandbreite von nahezu allen Unternehmen in der Region. Wir haben den großen Vorteil, dass wir sehr viele mittelständische, inhabergeführte Unternehmen haben. Diese Branchenvielfalt führt dazu, dass wir alle Berufsgruppen – vom Handwerk, über den Industriezweig bis zu den Pflegeberufen – anbieten können. Wobei beim Handwerk die Nachfolgeregelung noch einmal schwieriger sein dürfte, als in anderen Berufssparten“, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Fulda, Dr. Christian Gebhardt, der in Zeiten des Fachkräftebedarfs, der auch in der Region Fulda angekommen ist, froh über die Beteiligung seiner Kammer bei der Bildungsmesse ist. Gebhardt weiter: „Wir müssen die Herausforderungen gemeinsam annehmen, um die jungen Menschen in der Berufswahl aufklären und im Idealfall erreichen, dass jeder nach seinen Möglichkeiten und Interessen für sich den bestmöglichen Beruf wählt. Mir persönlich ist es wichtig, dass bei den jungen Menschen die Botschaft ankommt, dass die Berufswahl eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben ist. Und bei der Berufswahl ist das Elternhaus ein ganz wichtiger Ratgeber. Von daher ist es gut, dass am ersten Tag die Schulen im Klassenverband die Bildungsmesse besuchen, auch als quasi Vorbereitung, und am zweiten Tag mit ihren Eltern oder engsten Vertrauten, um ihren gewonnen Kenntnisstand vom ersten Tag zu vertiefen.“

OB Dr. Wingenfeld: Letztlich ist das Authentische das Entscheidende

Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld: „Wir begrüßen es als Stadt außerordentlich, dass sich die Heranwachsenden auf der Bildungsmesse über die Vielfalt der Berufsausbildungen hier in der Region informieren können. Wenn auch wir als kommunale Verwaltung ein hohes Interesse daran haben, zu informieren. Die Informationsmöglichkeiten, die die digitale Welt bietet, sind sehr umfassend, letztlich ist aber das Authentische das Entscheidende, was den jungen Menschen die Möglichkeit gibt, direkt vor Ort miteinander ins Gespräch zu kommen“, so Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld, der den Machern der Bildungsmesse für das Gehen „besonders innovativer Wege während der Pandemie“ (Onlineformat) dankte.

Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer: Die Digitalisierung ist schon lange im Handwerk angekommen

„Vielleicht hat das Handwerk in den letzten Jahrzehnten ein etwas eingestaubtes Image gehabt. Gerade vor dem Hintergrund der Schlagworte Digitalisierung und KI, da hat man das Handwerk ein Stück weit vergessen, aber das ist schon lange bei uns angekommen. Die Bildungsmesse ist für uns eine gute Gelegenheit, um genau das auch darzustellen. In allen Berufen, die wir im Handwerk ausbilden, spielt die Digitalisierung auch eine große Rolle. Denken Sie heute nur einmal an einen modernen Anlagenmechaniker, früher Heizungsbauer, hier hat sich auch die Berufsbezeichnung an sich verändert. Ähnlich ist es bei meinem Beruf – heute sprechen wir vom Kfz-Mechatroniker und nicht mehr vom Kfz-Schlosser; aber das auch zu transportieren und dies auch den Jugendlichen in all seinen Möglichkeiten zu verdeutlichen, dafür ist so eine Messe wunderbar. Uns, die Kreishandwerkerschaft und die Industrie- und Handelskammer (IHK), verbindet mehr als uns trennt. Das wird oftmals so nicht wahrgenommen. Wir haben die gleichen Schwerpunkte zu bedienen, wir suchen Fachkräfte, wir suchen Nachwuchs – insbesondere auch in Ausbildungsbereichen. Und viele unserer Unternehmen sind ja sowohl im Handwerk als auch im Dienstleistungsbereich oder Handel tätig“, sagte Kreishandwerksmeister Thorsten Krämer vom Vorstand der Kreishandwerkerschaft in Fulda.

Waldemar Dombrowski: Der Nachwuchskräftemangel von heute ist der Fachkräftemangel von Morgen

„Wir haben bekanntermaßen seit Jahren einen Mangel an Bewerberinnen und Bewerber um Ausbildungsplätze. Tendenz steigend. Deswegen bleiben derzeit viele Leerstellen aber auch Duale Studiengänge in der Region unbesetzt. Der Nachwuchskräftemangel von heute ist der Fachkräftemangel von Morgen. Deswegen gilt es, für Unternehmen und Institutionen, alternative Rekrutierungswege zu suchen und zu nutzen, aber eben auch alternative Zielgruppen anzusprechen. Immer wichtiger wird es, in einer Region mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in ganz Hessen, Menschen anzusprechen, die nach einer längeren Familienarbeit – in der Regel sind das Frauen – wieder beruflich einsteigen möchten, oder auch Menschen, die aus welchen Gründen auch immer, es nicht geschafft haben, nach der Schule eine Ausbildung zu absolvieren. Und deswegen ist es naheliegend geboten, dass wir neben den Schülerinnen und Schülern die genannten Personenkreise mit einbeziehen und herzlich einladen, das ist bei Vielen gar nicht im Bewusstsein. Und das gilt sinngemäß auch für die Sicherung und Qualifizierung des Personals im eigenen Unternehmen. Denn der Aufwand wird schwieriger. Und deshalb ist die Bildungsmesse ein gutes Format im Verlauf der Berufsorientierung“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda.

Marion VanCuylenburg: Die Berufsorientierung spielt neben der Studienorientierung eine zentrale Rolle

„Seit dem die Bildungsmesse im vergangenen Jahr wieder in Präsenz stattgefunden hat, ist das Format in den Schulen wieder etabliert im Jahresplan in dem Bereich der Berufsorientierung. Das eine ist es, den Termin den Schulen bekanntzugeben, das andere, auf diesen vorzubereiten. Die Vorbereitung auf den Termin hat eine zentrale Rolle. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Bildungsmesse und die gezielte Vorbereitung auf diese in den Schulen sehr ernst genommen wird, denn auch hier ist inzwischen angekommen, dass die Berufsorientierung neben der Studienorientierung eine ganz zentrale Rolle spielt und einen hohen Stellenwert hat“, sagte die Amtsleiterin des Staatlichen Schulamtes für den Landkreis Fulda, Marion VanCuylenburg.

Christian Vey: Es geht auch darum, Schüler in ihrer Lebenswelt abzuholen

„Ich denke, um als Unternehmen für Schülerinnen und Schülern besonders attraktiv zu sein, ist zum einen das Thema Augenhöhe. Das heißt, wie hole ich die Schülerinnen und Schüler ab, wie trete ich ihnen gegenüber, steht bei mir am Stand vielleicht auch ein Azubi und natürlich geht es auch darum, um die Schüler in ihrer Lebenswelt abzuholen. Und die ist häufig noch etwas anders, als man sie im Unternehmen gewohnt ist. Wir haben zum Beispiel die vielzitierte ‚Generation Z‘, die ja doch gewisse Eigenheiten hat. Hier glaube ich aber, dass sich die Unternehmen gut aufstellen. Das Zweite ist der Ausblick: Für junge Menschen ist es heute wichtig, zu erfahren, was mich während meiner Ausbildung im Unternehmen erwartet. Für junge Menschen ist es auch wichtig, zu erfahren, welche Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten habe ich nach meiner Ausbildung, mich persönlich weiterzuentwickeln, vielleicht auch welche Karrierechancen habe ich. Diesbezüglich sollten sich Unternehmen Gedanken machen, Angebote schaffen, die dann auch über die Ausbildung hinaus dafür sorgen, dass die jungen Menschen Gefallen am Unternehmen finden, um dann auch möglichst lange im Unternehmen zu bleiben. Das Dritte ist die Authentizität: Aus meiner Sicht geht es darum, sich als Unternehmen möglichst attraktiv darzustellen. Es bringt mir als Unternehmen nichts, wenn ich hier auf der Bildungsmesse, in Image-Kampagnen oder auf Social Media Dinge verspreche, die ich im Unternehmensalltag nicht einhalte. Das, was ich als Unternehmen auf der Bildungsmesse präsentiere, das sollte auch zu meiner Unternehmensphilosophie passen. Generell macht es Sinn, – gerade auch für kleinere und mittlere Unternehmen, die klassischen mittelständischen Unternehmen – sich zu überlegen, für welche Werte ihr Unternehmen steht“, so Christian Vey, Prokurist bei der Region Fulda GmbH und dort verantwortlich unter anderem für die Fachkräftestrategie.

Abschließend der Vorab-Pressekonferenz zur Bildungsmesse 2023 am Donnerstag verwies IHK-Präsident Dr. Christian Gebhardt darauf, dass es in Zukunft umso mehr wichtig sein wird, im Unternehmen gut ausgebildete Mitarbeiter zu haben. In Zukunft werde es so sein, dass mit einem kleineren Mitarbeiterstab mehr geleistet werden müsse. Mit Blick auf die Digitalisierung müsste man schneller werden. Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld verdeutlichte abschließend noch einmal den hohen Bedarf an Fachkräften in der Region. Die zu anderen hessischen Regionen vergleichsweise niedrige Arbeitslosenquote hierzulande dürfte uns nicht in Sicherheit wägen. So müsse es uns auch in Zukunft Auftrag und Verpflichtung sein, in Formaten wie beispielsweise die Bildungsmesse zu Berufsorientierung und Karrierechancen zu informieren. +++ ja