Staatssekretär Lösel: „Sprache und Bildung sind die Grundvoraussetzungen für Integration“

Jetzt gilt es, „intensiv zu schulen!“

Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium.

Fulda. „Mit ihrem dreigliedrigen Schulsystem, nimmt die Region Fulda – bildungspolitisch betrachtet – eine qualitative Spitzenposition ein. In fast allen Vergleichstests, schneiden die Schülerinnen und Schüler der Fuldaer Schulen großartig ab“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des CDU-Stadt-und Kreisverbandes Fulda, dieser am Mittwochabend – zusammen mit dem Arbeitskreis Christlich-Demokratischer Lehrerinnen und Lehrer (ACDL) Fulda sowie dem Bildungsforum Osthessen – zu einer Veranstaltung über die aktuelle Schul- und Bildungspolitik in Hessen in den Hotel-Gasthof Harth in Fulda eingeladen hatte. Als Hauptreferent und Fachexperte fungierte Dr. Manuel Lösel, Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium.

Während noch vor zwei Jahren, dem letzten Zusammentreffen des CDU-Stadt-und Kreisverbandes mit dem Staatssekretär im Hessischen Kultusministerium, die damals brisanten Themen, „G8/G9“ sowie der „Hessische Bildungsgipfel“, durchaus Wichtigkeit erlangten, dominiert derzeit ein ganz neues, – wie gestern Abend Dr. Manuel Lösel verkündete, – „dass alles beherrschende Thema – das Thema Flüchtlinge in der Bildungspolitik. Zwar sei – laut des Staatssekretärs – das Thema nicht direkt fokussiert auf den Schulbereich, würde aber dort – so Dr. Manuel Lösel weiter – intensiv ankommen sowie seinen Niederschlag in der Hessischen Bildungspolitik finden.

„Man muss sich zunächst, wenn man von der aktuellen Schul- und Bildungspolitik im Kontext der Flüchtlinge in Hessen spricht, folgendes bewusstmachen: Im Jahre 2012 beantragten in Hessen, etwa 5000 Menschen Asyl, zwei Jahre später, im Jahr 2014, waren es – mit 17.500 – deutlich mehr. Im vergangenen Jahr, kamen über 80.000 Menschen nach Hessen“, so der Staatssekretär zu Beginn seiner Ausführungen, der in diesem Zusammengang, die große Leistung der Hauptamtlichen sowie das breitgefächerte ehrenamtliche Engagement für die Flüchtlinge honorierte: „Von diesen 80.000 Menschen, war kein Tag ein Asylbewerber ohne Dach über dem Kopf, Verpflegung oder ärztliche Versorgung – dies haben wir, den vielen Hauptamtlichen sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in den Notunterkünften, Erstaufnahmelagern sowie den Außenstellen der Erstaufnahmelagern zu verdanken – diese Leistung hat meinen allerhöchsten Respekt“, so Lösel lobend weiter.

Wie Dr. Manuel Lösel weiter mitteilte, sei das Thema „Flüchtlinge und Integration“, sehr schnell in der Schul- und Bildungspolitik angekommen. In diesem Sinne, man vor den Sommerferien des Kalenderjahres 2015, 299 sogenannte „Intensivklassen“ entstehen ließ. Unter einer „Intensivklasse“, wird im allgemeinen eine Klasse mit Flüchtlingskindern – oder wie Lösel es am Mittwochabend nannte – eine Klasse von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern verstanden. Seit dem Jahr 2001 gibt es in Hessen sogenannte „Vorlaufkurse“, diese Kinder im Kindergartenalter belegen müssen, um so, mit der entsprechenden Sprachbeschulung, in die Grundschule eingeschult werden zu können. In diesem Kontext können die Flüchtlingskinder – 1,5 Jahre, bevor sie schulpflichtig werden – auf freiwilliger Basis einen Sprachkurs (im Rahmen der Vorlaufkurse) belegen, der ihnen die Einschulung einfacher gestaltet. Dieses Angebot wird – laut Dr. Manuel Lösel – von etwa 95 Prozent aller Eltern gern in Anspruch genommen. Waren es vor 2001 noch über 35 Prozent aller Kinder mit Migrationshintergrund, die die erste Klasse wiederholen mussten, liegt – nach Aussagen von Staatssekretär Lösel – die derzeitige Rückstellungsquote bei 2- 3 Prozent. 100.000 Kinder durchliefen inzwischen die Vorlaufkurse, ein „pädagogisches Know how“, das sich nach Meinung des Staatssekretärs, vollkommen gelohnt hat. Die Bedingungen für eine Schule, eine solche „Intensivklasse“, zu etablieren, sind simple: Es müssen mindestens zehn Kinder mit Migrationshintergrund – und damit Sprachförderungsbedarf – an einer Schule sein. Sind weniger als zehn Kinder an einer Schule, so kommen diese, in eine sogenannte „Regelklasse“, werden dafür aber mehrmals pro Woche, intensiv in der Sprache geschult. Sind die sprachlichen Defizite der Kinder mit Migrationshintergrund massiv, so haben diese die Möglichkeit, sogenannte „Alphabetisierungskurse“ zu belegen. Im Jahr 2015 gab es vor den Sommerferien in Hessen 299 Intensivklassen, 673 waren es im Allgemeinbildenden Bereich, 233 Intensivklassen waren es im Bereich der Beruflichen Schulen. Neu ab diesem Schuljahr, ist der Kurs „InteA-Integration und Abschluss“. Ziel des Kurses ist es, die jungen Menschen, einen Zugang zur Ausbildungs- und Berufswelt zu ermöglichen. Ein ähnliches Programm gibt es ab 2016 für junge Erwachsene.

Insgesamt existieren in Hessen 900 Klassen, in denen, sogenannte Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger geschult werden – das sind insgesamt, 18.600 junge Menschen, davon 10.000 aus Krisengebieten, 6000 aus dem EU-Ausland und 2000 aus den Staaten. „Das Problem der Bewältigung, liegt in der Problematik dieser hohen Zahlen“, so Staatssekretär Lösel, der hinzufügte: „Jetzt gilt es, intensiv zu schulen, denn: Sprache und Bildung, sind die Grundvoraussetzung für Integration!“ Weitere Themen auf gestriger Veranstaltung waren: Die Überlegung der Einführung des Studienganges in Deutschland „Deutsch als Zweitsprache“, das Belassen von Schulen in ihrer Verantwortlichkeit, diverse Schulformen und Bildungsgänge sowie der Themenkomplex einer inklusiven Schulung.

Herr: „Ich will keine Koalition“

Wie Norbert Herr (CDU) am Schluss der bildungspolitischen Veranstaltung am Mittwochabend in Fulda sagte, habe vor kurzem Nicola Beer (FDP) die Lehrer beschimpft. Sie, als ehemalige Kultusministerin, sollte eigentlich wissen, dass man seinen Nachfolgern nichts mehr zu sagen hat. In diesem Kontext Herr eine Aussage von Beer zitierte: „Um 14.00 Uhr sei Schluss und nur – um Pension zu kriegen – auf den Nachmittag geschaut, „sei Motiv, Lehrer zu werden“, so Herr bezugnehmend. Er wisse schließlich noch, wie Beer damals alles verhindert habe, alles sei ihr „nicht Recht“ gewesen. „Jetzt hat sie, mit Herrn Klotzsche, ihren Adlatus, aber den, muss man nicht kennen, der hat das, – nachdem der Philologenverband was gesagt hatte, – nochmal verstärkt“, so Herr verärgert weiter. Zur anstehenden Kommunalwahl sagte Herr: „Unser Ziel ist es, die Mehrheit zuhalten. Ich muss hier nicht sagen, dass die Fuldaer Schulen, bei allen Vergleichen, vorne liegen und das wollen wir halten“, so der Christdemokrat weiter. Was würde wohl passieren, wenn wir einen Koalitionspartner in Fulda bräuchten? Das wären vielleicht die Grünen – und die kämen dann und würden uns aufdrücken, eine IG müsse her, damit unser Gewissen beruhigt ist; Da würde die Verwässerung schon losgehen. Das müsse man unter allen Umständen zu verhindern wissen. Er wolle nach dem 6. März – unter keinen Umständen – irgendwelche Koalitionsverhandlungen. Wer hier der CDU, leichtfertig einen Denkzettel verpassen wolle, gefährde schließlich die „Errungenschaften“ und da, sei die Schule, nicht die letzte, so Herr abschließend, der hinzufügte: „Das ist alles, was mich am 6. März interessiert, sonst interessiert mich an diesem Tag nichts!“ +++ fuldainfo | jessica auth

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