Staatsanwaltschaft zählt 1.276 Opfer der Kölner Silvesternacht

Reker: "Armlängen"-Satz nach Silvesternacht "unglücklich"

Staatsanwaltschaft

Köln. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Köln gibt es durch die Vorfälle in der Silvesternacht insgesamt 1.276 mutmaßliche Opfer. Mit Stand vom 16. Juni lagen 1.182 Anzeigen zur Silvesternacht in Köln vor, von denen sich 497 auf sexuelle Übergriffe beziehen, die 648 Opfer betreffen, berichtet das „Zeit Magazin“. 284 Personen wurden den Anzeigen zufolge zugleich Opfer eines sexuellen Übergriffs und eines Eigentumsdelikts. Fünf Anzeigen wegen vollendeter Vergewaltigung und 16 wegen versuchter Vergewaltigung lägen vor. Von den 183 Beschuldigten gelten 55 als Marokkaner, 53 als Algerier, 22 als Iraker, 14 als Syrer und 14 als Deutsche, schreibt das „Zeit Magazin“ weiter. 73 Beschuldigte sind demnach Asylsuchende, 36 hielten sich illegal in Deutschland auf, elf hatten eine Aufenthaltserlaubnis; bei den Übrigen ist der Status ungeklärt. Acht Beschuldigte befinden sich derzeit in Untersuchungshaft.

Kölner OB Reker: „Armlängen“-Satz nach Silvesternacht „unglücklich“

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hält ihren umstrittenen Ratschlag an Frauen, eine Armlänge Abstand zu Fremden zu halten um Übergriffe zu verhindern, rückblickend für „unglücklich“. Er sei vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrung entstanden, so Reker, die am 17. Oktober 2015 selbst Opfer einer Messerattacke geworden war, im „Zeit Magazin“. „Wenn man selbst so eine Erfahrung gemacht hat, dann erhält man sich gerne eine Illusion der Wehrhaftigkeit aufrecht“, erklärte sie. Mit Blick auf die Ausschreitungen und massenhaften sexuellen Übergriffe, die sich in der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof ereignet haben, sagte die Kölner Oberbürgermeisterin, der Kölner Polizei fehle es „schon seit Jahren“ an Personal: „Ich bin überzeugt, dass dies das größte Problem an Silvester war: Es waren schlicht zu wenig Einsatzkräfte vor Ort.“ Ihr eigenes öffentliches Auftreten nach Silvester sieht die Kölner Bürgermeisterin selbstkritisch: „Vielleicht habe ich den Frauen, den Opfern, zu wenig Trost gespendet“, räumt sie ein. „Aber meine Aufgabe ist es, dass diese Stadt funktioniert, ich bin nicht die oberste Hirtin. Mir geht es um die Sicherheit in der Stadt.“ Mit dem Wissen, über das man im Vorhinein verfügt habe, so der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD), „hätte man die Übergriffe nicht verhindern können“. In der Nacht selbst seien dann Fehler gemacht worden: „In der Silvesternacht wussten viele etwas, aber keiner alles.“ Jäger zufolge sei es ein zentraler Fehler gewesen, dass der Einsatz der Polizei von der Kölner Polizeiinspektion Mitte geführt wurde. Jäger kritisiert außerdem, dass sich die marokkanische Regierung bei Abschiebungen in das Land wenig hilfreich zeige. Seit Neujahr habe Nordrhein-Westfalen erst elf Marokkaner nach Marokko abschieben können. „Wenn das in dem Tempo weitergeht, dann ziehen sich die anstehenden Abschiebungen noch 25 Jahre hin“, so Jäger. +++ fuldainfo