Der Para-Sport, Sport für Menschen mit Handicap, hat in der jüngeren Vergangenheit in Deutschland an Respekt, Beachtung, Toleranz, Unterstützung, im alltäglichen Leben, im Miteinander, gewonnen. Kürzlich wurden die Blue-Lions-Basketballer aus Eisenach, die der ehemalige Bundesliga-Handballer des TV Eitra, Bernd Fichtner, ins Leben rief, von der Stadt geehrt; die Sportler durften sich ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Und auch der 25-jährige Maximilan Jäger aus Bad Brückenau, der den Para-Radsport seit 2018 betreibt, blickt auf ein Jahr zurück, welches es in sich hatte und vieles für ihn brachte. Sowohl an Erfolgen als auch an Bestätigung.
Gerade hat er ein einwöchiges Trainingslager auf Mallorca hinter sich. Am Montag kehrte er nach Hause zurück und feierte das Wiedersehen mit seinen Eltern Barbara und Thomas, die ihn bei so manchem Wettkampf unterstützten. Ebenso feiern seine Schwestern, Anne und Jette gemeinsam mit der gesamten Familie Weihnachten. Auch Anne, erfolgreiche Wildwasserkajakfahrerin, errang bei zwei Weltmeisterschaften jeweils im Teamsprint die Bronzemedaille. Anne hat den höchsten Nationalkaderstatus in 2026 erreicht. Jette, ebenso erfolgreich im Straßenradsport, sie nahm in 2025 an der Europameisterschaft teil und wurde im Team Relay Vierte. Bei der Deutschen Straßenmeisterschaft errang Jette einen sehr guten 4. Platz. Sie wurde für das Jahr 2026 in die Nationalmannschaft berufen. „Ein sehr erlebnisreiches Jahr liegt hinter mir, so Maxi. Ich bin super zufrieden“, „es war sehr positiv: zum einen der Weltcup-Sieg im Zeitfahren im italienischen Maniago“ und der Vize-Weltmeister Titel in derselben Disziplin Ende August in Ronse in Belgien. So mancher Erfolg begleitete ihn und pflasterte seinen Weg. Und „Maxi“ hat noch mehr zu feiern: seinen 26. Geburtstag gleich zu Beginn des neuen Jahres.
Bemühen wir die Chronologie, die gerade Sportlern bei Planung und Organisation sehr wichtig ist. Sein erster Weltcup führte ihn nach Belgien, genauer gesagt nach Ostende an die Nordsee und in die Hauptstadt Brügge. Im Einzelzeitfahren in Ostende wurde er Fünfter, im Straßenrennen in Brügge Vierter. Schon dann der zweite Weltcup und ein erster Riesenerfolg: Maniago nahe Venedig in Italien hieß der Austragungsort. Die Freude bei ihm und seiner Familie hätte nicht größer sein können, als er beim dortigen Weltcup das Einzel-Zeitfahren gewann - und wenig später Vierter im Straßenrennen wurde. Erneut hatte Maximilian Jäger im internationalen Para-Radsport ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Es hallte nicht nur bis zu seinem Studien- und Trainingsort Cottbus - auch bis nach Bad Brückenau.
Dann ging‘s nach Frankreich. Sogenannte C1-Rennen standen an. Das heißt, es waren deren drei: ein Paarzeitfahren, das er mit seinen Trainingspartnerinnen Jana Majunke und Angelika Dreock-Käser bestritt, das Straßenrennen und das Zeitfahren. Platzierungen schienen hier eher untergeordnet. Jedoch konnte Maxi jedes seiner Rennen für sich entscheiden. Ehe Maximilian Jäger erneut ein Highlight vor Augen sah: die Deutsche Meisterschaft im Straßenrennen in Rheinbach bei Köln. Der 25-Jährige errang den Titel. Diesem Wettbewerb folgte die „Deutsche“ im Einzelzeitfahren in Leerstetten bei Nürnberg. Auch hier stand Maxi ganz oben auf dem Treppchen. Sehr cool war, dass einer seiner größten Konkurrenten aus Österreich, Wolfgang Steinbichler, am Start war. Max gewann das Rennen souverän, und setzte so ein Ausrufezeichen.
Dass es für Leistungssportler kein Durchschnaufen gibt, das erfuhr Maximilian beim Trainingslager in Freiburg. Es fand Ende Juli, Anfang August statt. Kleiner Höhepunkt des Trainingslagers war das Bergzeitfahrens am Schauinsland im Schwarzwald. Max präsentierte sich in bester Trainingsverfassung und ließ so manchen Zweiradfahrer aus den eigenen Reihen hinter sich. Schon sind wir im Spätsommer - und Jäger hatte einen der heißbegehrten Startplätze und nahm an der Weltmeisterschaft teil, die im belgischen Ronse stattfand. Ein starkes Starterfeld mit 17 Athleten aus 14 Nationen machten das Rennen sehr spannend und der Ausgang der Rennen war vorher nicht auszumachen. Maximilian startete das Einzelzeitfahren an Position 16, alle Athleten warteten gespannt und sahen auf die Anzeigentafel als Maxi nach einem sehr schnellen Rennen die Ziellinie überquerte. Nur der Belgier, Tim Celen war schneller und somit war die Freude über den Vize-Weltmeistertitel am 28.08. im Einzelzeitfahren riesig. Zwei Tage später schloss sich nach einem sehr spannenden Rennen der vierte Platz im Straßenrennen an.
Maximilian Jäger hat also viel erlebt in 2025. Was für ihn der größte Erfolg war? Das möchte er gar nicht so differenzieren. „Natürlich hat diese WM in Ronse großen Wert. Du bist ja der Zweitbeste der Welt“. Was aber ebenso wichtig oder noch ein Stückchen wichtiger ist in seinem Leben: sein Studium. In Potsdam studiert er im 3. Semester Angewandte Sportwissenschaften. „Drei Semester brauche ich noch“, klärt er auf. Es handelt sich um ein duales Studium, sein Praxisbetrieb ist in Cottbus der „Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband Brandenburg“.
Wenn das keine Laufbahn zum Nachahmen ist. Maximilian weiß, dass er gleichgesinnte Sportler mit Handicap mit seinem Weg, seinem Mut, seiner Entschlossenheit und Zielstrebigkeit ermuntert und motiviert. Jeder, der seine Schritte mitgeht und verfolgt lässt sich von seiner Begeisterung für den Para-Sport anstecken. Wenn auch im deutschen Para-Sport in Hinblick auf Akzeptanz, Anerkennung und Bekanntheitsgrad noch einiges getan werden muss. +++ rl

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