SPESSARTregional und Hochschule Fulda engagieren sich für regionale Wertschöpfungsketten

Lösungen für Fleisch von Hühnern und Ziegen

Fulda. Der Verband SPESSARTregional e.V. und die Hochschule Fulda arbeiten gemeinsam an einer Lösung, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und neue Wertschöpfungsketten zu generieren. Der Blick richtet sich dabei auf den Anfang der Lebensmittelkette, an dem die Erzeuger stehen. „Die Lebensmittelverschwendung im Handel und beim Verbraucher ist mittlerweile umfangreich untersucht. Hier greifen zahlreiche Maßnahmen zur Reduzierung“, erläutert Prof. Dr. Barbara Freytag-Leyer von der Hochschule Fulda, Mitarbeiterin im Projekt. „Im Gegensatz dazu sind die Verluste am Anfang der Kette bislang wenig Gegenstand von Projekten und Maßnahmen“. Nach Schätzungen der FAO, der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, landen weltweit ein Drittel aller Lebensmittel im Müll. 60 Prozent der verschwendeten Lebensmittel sind bereits am Anfang der Lebensmittelkette zu verbuchen.

„Aufgrund der regionalen Gegebenheiten liegt unser Fokus auf den Hühnern und Ziegen, während andere internationale Partner sich dem Fisch- oder Obst- und Gemüsesektor widmen“, erläutert Marion Buley, Regionalmanagerin von SPESSARTregional. Hintergrund ist, dass Rassen von Lege-Hühnern oder Milchziegen auf Milch- bzw. Legeleistung gezüchtet wurden. Für die männlichen Tiere gibt es oftmals keinen Markt bzw. ist die Aufzucht nicht profitabel. Die männlichen Tiere können nur wenig oder gar nicht genutzt werden und werden zunehmend als „Abfall“ behandelt. SPESSARTregional und die Hochschule Fulda wollen daher in Zusammenarbeit mit Erzeugern, handwerklicher Lebensmittelverarbeitung, Gastronomie, Einzelhandel und weiteren Partnern neue praxistaugliche Lösungen für einen Mehrwert an Lebensmitteln erarbeiten. Konkret wollen sie kreative neue Produkte zur Verwertung und Vermarktung des Fleisches männlicher Milchziegenlämmer entwickeln sowie eine Wertschöpfungskette für die Haltung, Verarbeitung und Vermarktung von Eiern und Fleisch von sogenannten Zweinutzungshühnern, einer Rasse, die sowohl zum Eierlegen als auch zum Schlachten vermehrt werden kann: Die weibliche Küken werden als Legehennen aufgezogen, die männlichen für eine spätere Fleischnutzung gemästet.

Mindestens sechs Produkte wollen Verband und Hochschule bis 2020 gemeinsam entwickeln, zur Marktreife bringen und im besten Falle produzieren. Die Lösungsansätze sollen in Pilotvorhaben getestet werden, die besten Vorhaben anschließend ausgewählt und verbreitet werden.

Die Initiative von SPESSARTregional und der Hochschule Fulda ist Teil des international angelegten INTERREG-Projekts „Food Heroes“. In ihm arbeiten Agrar- und Lebensmittelwirtschaft, Kreativwirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an Lösungen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Insgesamt kooperieren dreizehn Partner und drei Subpartner aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland, Irland, Groß-Britannien und Frankreich im INTERREG-Projekt Nord-West-Europe. Das Projekt ist auf dreieinhalb Jahre ausgelegt und wird vom European Regional Development Fund gefördert. Neben innovativen Lösungen für Fleisch will es auch Lösungen für Fisch, Gemüse und Obst finden. Die Hochschule Fulda, Fachbereich Oecotrophologie, ist Subpartner bei Spessart regional e.V.

Was ist INTERREG?

INTERREG, oder wie es offiziell heißt, die „europäische territoriale Zusammenarbeit“, ist Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union. Seit mehr als 20 Jahren werden damit grenzüberschreitende Kooperationen zwischen Regionen und Städten unterstützt, die das tägliche Leben beeinflussen, zum Beispiel im Verkehr, beim Arbeitsmarkt und im Umweltschutz. INTERREG wird in drei Schwerpunkten (sogenannten Ausrichtungen) umgesetzt. INTERREG wird nicht zentral durch die Europäische Kommission verwaltet. Vielmehr setzen sich vor Ort in jedem Grenzraum, in jedem transnationalen Kooperationsraum Vertreter der nationalen und regionalen Behörden der beteiligten Mitgliedstaaten zusammen und definieren gemeinsam, unter Beteiligung von Kommunen, Wirtschafts- und Sozialpartnern und Nichtregierungsorganisationen, die Entwicklungsprioritäten des jeweiligen Programms. Die Umsetzung erfolgt dann in konkreten Projekten, zu denen sich Partner von beiden Seiten der Grenze oder im Fall von transnationalen Programmen sogar aus mehreren Staaten zusammenfinden müssen. Auch in den Projekten erfolgt die Zielfindung, Umsetzung und Erfolgskontrolle wieder gemeinsam. +++