SPD und Grüne wollen Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel

Kindermarketing ist ein teuflischer Verführer

Aus den Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen kommt Unterstützung für den Apell eines Bündnisses aus Zivilgesellschaft und Krankenkassen, Werbung für ungesunde Lebensmittel zwischen 6 und 23 Uhr zu verbieten. „Unser Ziel ist es, Kinder zu schützen sowie Eltern und Familien dabei zu unterstützen, ihre Kinder ausgewogener und gesünder zu ernähren“, sagte Rita Hagl-Kehl, stellvertretende Sprecherin für Ernährung und Landwirtschaft der SPD-Fraktion, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind eine gute Grundlage für eine klare Regulierung.“

Jetzt müsse das Ernährungsministerium tätig werden und einen ambitionierten Gesetzesentwurf vorlegen, der eine umfassende bundesweit einheitliche Regulierung vorsehe. „Die Ernährungspräferenzen werden im hohen Maße im Kindesalter geprägt und dabei spielt Werbung eine bedeutende Rolle“, so die SPD-Politikerin weiter. 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen würden als üb  ergewichtig, sechs Prozent sogar als adipös gelten. „Die Zahlen sind alarmierend und es besteht dringender Handlungsbedarf.“ Auch Renate Künast, ernährungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, äußerte sich positiv. „Die Initiative des Bündnisses begrüße ich“, sagte sie dem RND. „Werbung für überzuckertes Müsli oder Snacks, bei denen bereits eine Portion den Tagesbedarf an Zucker übersteigt, finden wir täglich und überall – ob im TV, Internet, Radio oder über Influencerwerbung“, so Künast.

„Kindermarketing ist ein teuflischer Verführer, der wirkt“, betonte sie. „In Deutschland ist das Übergewicht schon bei den Kleinsten ein großes Problem. Deshalb wollen wir uns nicht länger auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft verlassen“, so die Grünen-Politikerin. „Eine weitreichende Werberegulierung ist dringend notwendig, um die Gesundheit von Kindern zu schützen. Das weiß auch der Bundesminister und wird ein entsprechendes Gesetz vorlegen“, so Künast mit Blick auf einen Gesetzesentwurf, den ihr Parteikollegen und Ernährungsminister Cem Özdemir derzeit vorbereitet. Ein breites Bündnis aus Ernährungs- und Kinderschutzorganisationen hatte am Montag in einem Appell gefordert, Werbung für ungesunde Lebensmittel zwischen 6 und 23 Uhr zu verbieten und eine Bannmeile für Plakatwerbung um Schulen, Kitas und Spielplätze einzuführen. Zu den Unterzeichnern des Appells an die Bundesregierung gehören demnach unter anderem die AOK, die Techniker Krankenkasse, Foodwatch sowie das Deutsche Kinderhilfswerk. +++