Sozialpsychiatrische Dienst am Gesundheitsamt hilft in kritischen Phasen

Wegweiser aus der Lebenskrise

Das Team des Sozialpsychiatrischen Dienstes (vorne von links): Anita Mohr, Eva Güth; Ute Weber; Dilek Bohse; Sabrina Heinrich und (hinten von links) Prof. Dr. Dirk Breitmeier (Amtsarzt und  Amtsleiter). Dr. Helmut Ernst (Stellvertretender Fachdienstleiter Gesundheitsamt und Leitender Medizinaldirektor), Anne Wachter, Jutta  Ballweg, Yvonne Vogel und Petra Sander. Foto: Landkreis Fulda

Die Krise kommt plötzlich oder schleichend: Jeder Dritte hat in seinem Leben bereits einmal seelische Krisen durchgemacht oder ist damit noch belastet  – für ein paar Monate oder viele Jahre. Manchmal reicht eine Bagatelle im Alltag, um aus dem Gleichgewicht zu geraten. Zeitnahe Hilfe in einer als ausweglos empfundenen Situation bietet der Sozialpsychiatrische Dienst am Gesundheitsamt des Landkreises Fulda. Das multiprofessionelle Team hört zu, berät und unterstützt.

[dropshadowbox align=“right“ effect=“raised“ width=“30%“ height=““ background_color=“#ffffff“ border_width=“1″ border_color=“#dddddd“ ]Mehr Info und Kontakt[/dropshadowbox]Jede Geschichte ist anders, jede Beratung ist anders und jeder Lösungsweg auch. Manchen Ratsuchenden ist bereits mit einem Gespräch geholfen, manche benötigen vier oder fünf Zusammenkünfte, um sich zu öffnen und bereit für die Hilfe zu sein. So individuell wie die Sorgen und Lebenslagen sind, so individuell ist auch die Unterstützung durch das zehnköpfige Team mit einer Ärztin, einer Psychologin, Sozialpädagoginnen, einer Fachkrankenschwester für Psychiatrie, einer Psychiatriekoordinatorin und medizinischen Fachangestellten. Ihre Expertise ist breit gefächert,  darüber hinaus sind sie vernetzt mit allen Beratungsstellen und medizinischen Angeboten aus dem psycho-sozialen Bereich.

„Wir sind eine erste Anlaufstelle für Menschen, die in irgendeiner Art und Weise eine psychische Belastung empfinden“, sagt Psychologin Sabrina Heinrich. „Das ist meist sehr vielschichtig“, sagt sie und konkretisiert: „Mancher erlebt eine akute Krise, ausgelöst durch einen familiären Streit. Ein anderer ist vielleicht schon viele Jahre depressiv und sieht sich nun durch zusätzliche finanzielle Probleme in einer Sackgasse.“  Doch ganz gleich, was der Auslöser für die Kontaktaufnahme gewesen ist, jeder kann hier von seiner individuellen Problematik erzählen.

„Es ist nicht selten, dass es aus den Ratsuchenden nur so heraussprudelt, zumal der Schritt für viele große Anspannung bedeutet“, sagt Sozialpädagogin Eva Güth. Aber auch bei jenen, die vielleicht verschlossener reagieren, kommen im Laufe der Gespräche zumeist die wesentlichen Fragen und Themen ans Licht: Eine anfänglich eher diffuse Beschreibung wie „Es fühlt sich alles so schwer an“ oder „Ich bin traurig und weiß gar nicht warum“ führt durch intensive Gespräche oft zu einem tieferliegenden Ursachenbündel. „Es ist wie es eben oft im Leben ist: Eins führt zum anderen, und irgendwann hat man das Gefühl, nichts geht mehr“, sagt die Sozialpädagogin.

Sie und ihre Kolleginnen stellen keine Diagnosen und sie therapieren nicht. Ihre Aufgabe ist es, den Ratsuchenden zunächst dabei zu helfen, ihr Leben ein wenig zu sortieren. „Was ist als erstes wichtig?“ lautet die primäre Frage. „Wenn jemand von Obdachlosigkeit bedroht ist oder die Ehe zerbricht und Kinder versorgt werden müssen, wenn eine Suchtproblematik den Arbeitsplatz und damit die Existenz gefährdet, dann muss man eine kluge Reihenfolge finden, in der die Hilfe am meisten Sinn macht“, sagt Sabrina Heinrich. Und dann berät und leitet das Team die Klienten durch die  Hilfsangebote, die es im Landkreis Fulda gibt, und stellt wenn nötig auch die Kontakte her: Das kann ein Vorgespräch in einer Fachklinik sein, ein Gespräch mit einer Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle, der Erziehungsberatung, der Suchthilfe, mit jeglichen Institutionen, Beratungsstellen und Behörden, die hilfreich sein könnten. „Wir machen Angebote, die die Ratsuchenden nutzen können“, sagt Eva Güth und fährt fort: „Sie sind dann nicht mehr allein, sie haben jemanden an ihrer Seite. Das entlastet oft schon sehr und führt häufig zu einer guten Interaktion. Vieles erledigen die Ratsuchenden selbst – und das motiviert sie erneut.“

Doch nicht nur Betroffene suchen Rat, auch Angehörige werden vorstellig. „Erstaunlich viele kommen, weil sie uns im Internet gefunden haben“, sagt Psychiatriekoordinatorin Petra Sander und ergänzt: „Die Angehörigen berichten von einem Sohn, der Mutter, einem Onkel, von Menschen, um die sie sich Sorgen machen und weil sie weder ein noch aus wissen. Manchmal benötigen die Angehörigen selbst Hilfe, weil sie sehr belastet sind. Manchmal möchten sie, dass wir Kontakt zu dem Betroffenen aufnehmen. Dazu können die Angehörigen der Schlüssel sein.“ Bei Bedarf macht das Team auch Hausbesuche, zum Beispiel wenn eine Person etwa wegen einer Angsterkrankung es nicht mehr schafft, die Wohnung zu verlassen.

Von Montag bis Freitag ist das Team im Dienst – allerdings nicht rund um die Uhr. „Wir sind kein Notdienst“, sagt Sabrina Heinrich, „Aber jeden Tag ist zu den Öffnungszeiten eine Kollegin speziell für spontane und/oder dringliche Anfragen da. Denn wenn jemand den Entschluss gefasst hat, zu uns zu kommen, dann muss auch jemand vor Ort sein. Und auf einen Gesprächstermin wartet man bei uns in dringenden Fällen ein, zwei Tage.“ +++