Söder will weniger Unterhaltung bei Öffentlich-Rechtlichen

ARD-Vorsitzende gegen "moralischen Rigorismus"

Markus Söder (CSU)

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert von ARD und ZDF mehr Mut zu Selbstbeschränkung. „Zu ihrem Auftrag gehört in gewissem Umfang Unterhaltung – aber nicht alles“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. Comedians seien bei einem Privatsender genauso gut aufgehoben. „Man kann sich auch darüber streiten, ob die ARD den hundertsten Degeto-Spielfilm braucht, wie Glück am Wörthersee oder so ähnlich.“ Auch bei den Ausgaben für Sportrechte müsse es Grenzen geben, so der Regierungschef. Er kritisierte die aktuellen Verhandlungen um die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Die Bundesländer würden sich „leider zu viel mit Klein-Klein“ beschäftigen „anstatt mit den großen Herausforderungen: wie wir zum Beispiel gegenüber den globalen Plattformen wie Netflix agieren wollen – und gleichzeitig unsere regionale Vielfalt erhalten“. Söders Fazit: „Es ist leider leichter, den Papst zu wählen, als den Rundfunkstaatsvertrag zu ändern.“ In der „Zeit“ forderte der CSU-Chef auch mehr Meinungspluralismus bei ARD und ZDF: „Als jemand, der sich liberal-konservativ fühlt, sehe ich nicht, dass sich das bürgerliche Spektrum ausreichend angesprochen fühlt.“

ARD-Vorsitzende gegen „moralischen Rigorismus“

Die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger wendet sich gegen Gesinnungsjournalismus in den eigenen Reihen. „Unserem Nachwuchs unterstellt man manchmal moralischen Rigorismus, wir haben dieses Problem erkannt und sind es angegangen“, sagte sie der „Zeit“. Gesinnung habe im Journalismus „nichts, aber auch gar nichts zu suchen“. Haltung dagegen brauche man sehr wohl. „Zu sagen, was ist, ist zum Beispiel eine Haltung.“ Gerade die jungen Mitarbeiter müssten aber lernen, beides auseinanderzuhalten, so Schlesinger, die auch RBB-Intendantin ist. „Unser Beruf zieht eher Idealisten an, die mit ihrer Arbeit die Welt verändern möchten, was nicht falsch ist. Aber wir müssen auf Ausgewogenheit achten.“ Der Journalismus, in dem keine großen Gehälter mehr winken, sei „leider gerade für sogenannte Bürgerliche kein hyperattraktiver Job mehr“. In der „Zeit“ widersprach Schlesinger auch Forderungen aus der Politik, wonach ARD und ZDF weniger Unterhaltungsprogramm bieten sollten: „Ich halte es für richtig, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk auch Ablenkung von Lebensnot anbietet, ohne nackte Menschen auf eine Insel zu bringen oder sie in Container zu sperren und im Dschungel Spinnen essen zu lassen“, sagte die ARD-Vorsitzende. „Unsere Unterhaltung ist anders. Wir brauchen sie, um Akzeptanz zu gewinnen; auch bei jüngeren Menschen.“ +++

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